Schwarzwaldstrand
hängt doch an diesem Mast eine Datums- und Uhrzeitanzeige. Ich habe das Foto mal vergröÃert, denn sie ist eigentlich nur ganz klein zu sehen. Man kann es wegen der tief stehenden Sonne auch kaum erkennen. Aber wenn man es ordentlich vergröÃert, dann â¦Â«
Winterhalter runzelte die Stirn und dachte einige Sekunden nach. Selbst Riesle konnte sehen, wie es in ihm arbeitete. Dann explodierte der Kommissar auf gute alemannische Art: »Jo leck mich doch am Fiddle! Des gibtâs jo gar nit! Herr Hummel, Sie hät mer auch bei de Kripo einstelle könne. Sie sind genial!« Winterhalter war so begeistert, dass er Hummel kurz umarmte, was wiederum Riesles Eifersucht steigerte.
»Was ist denn nun? Kann mir mal bitte endlich jemand erklären, was mit dieser Datumsanzeige los ist?«, jaulte der fast schon. »Hubertus, jetzt sag mir doch, was du gerade herausgefunden hast!«
Die Antwort war ein Knopfdruck. Kommissar Winterhalter schaltete schon wieder einfach das iPad und damit auch die Verbindung zum Schwarzwald ab. Sie konnten nicht mehr hören, wie Riesle in einem brachialen Wutanfall seine halb volle, neben dem Laptop stehende Bierflasche gegen die Wand schleuderte, wo sie in viele Scherben zerbarst.
»27.  7., 16  :  23. An dem Tag habet mir die Leiche am Strand gâfunde. Und um die Uhrzeit war die Frau doch schon längscht dot«, sagte Winterhalter und klopfte Hummel auf die Schulter. Dann kamen ihm Bedenken: »Aber stimmt die Angabe der Poolanlage auch?«
Hubertus nickte langsam: »Ich vermute schon â so korrekt, wie die hier sind â¦Â«
»Da hat sich dann aber jemand sehr viel Mühe gemacht! Die gespeicherten Fotos weisen alle ein Datum von den Tagen vor Eintritt des Todes auf. Auch das Foto mit der Poolanlage und der Datums- und Uhrzeitanzeige. 27.  7. steht dort. 25.  7. auf dem Display des Fotos. Die Datumsanzeigen stimmen nicht überein. Warum?«, überlegte Hummel und kam dann zu folgendem Schluss: »Da hat jemand manipuliert und Fotos nachträglich geschossen. Aber warum?«
»Gute Frage«, sagte Winterhalter und drückte nochmals auf dem Fotoapparat herum, um die anderen Bilder zu betrachten. »Sind jo recht langweilige Motive, dät ich sage. Strand, ein paar Leut, spielende Kinder, de Bademeischter. Alles recht unauffällig. Und wer hat die Fotos sozusagen postmortal gâmacht?«
»Sie haben ja gesagt, dass die Leiche Schleifspuren aufwies. AuÃerdem Leichenflecken, die darauf hinwiesen, dass die Frau schon länger tot war und vermutlich nicht am Strand gestorben ist. Und Sie haben daraus geschlussfolgert, dass jemand die Leiche post mortem an den Strand verlegt haben könnte. Diese Person hat vermutlich auch die Fotos geschossen, vorher aber die Datumsanzeige des Fotoapparats umgestellt. Es sollte ja so aussehen, als hätte die tote Frau die Fotos noch zu ihren Lebzeiten geschossen. Die Person, welche die Bilder in Wahrheit postmortal gemacht hat, hat jedoch versehentlich die echte Datums- und Uhranzeige am Pool fotografiert«, entwickelte Hummel weiter seine Hypothese.
»Klingt plausibel, Kollege Hummel.« Winterhalter war das Kollege einfach so herausgerutscht. Er hatte es selbst nicht einmal wahrgenommen. Hummel schon, den die Ansprache wieder mit Stolz erfüllte.
»Aber warum macht sich jemand die Mühe, die Leiche an de Strand zu verlege und dann mit ihrem Foto langweilige Schnappschüsse mit der Datumsanzeige von den Vortagen zu mache?«
»Damit es so aussieht, als habe die spätere Leiche die Fotos selbst geschossen«, schaltete sich Hummel wieder ein. »Vermutlich sollte damit etwas vertuscht werden â¦Â« Hubertus fühlte sich in Hochform. Sonne, wenig Schlaf â das war kein Hindernis für Kommissar Hummel. Ach was: Hauptkommissar Hummel. Er rieb sich die Nase wie der Wickingerjunge Wickie, wenn er einen Geistesblitz hatte. Dann schnippte er mit den Fingern und sagte triumphierend: »Es wäre doch denkbar, dass die Frau in Wahrheit ganz andere, vielleicht brisantere Bilder geschossen hatte, die nach ihrem Tod gelöscht und durch diese Bilder ersetzt wurden!«
»Sehr gut, Herr Hummel«, lobte Winterhalter erneut. »Und des Ganze spricht jetzt tatsächlich wieder dafür, dass eine nit natürliche Todesursache vorliegt. Denn warum sollte sich jemand sonscht all die Mühe gâmacht
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