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Schweig still, mein Kind / Kriminalroman

Schweig still, mein Kind / Kriminalroman

Titel: Schweig still, mein Kind / Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Busch
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Ich verstehe das. Aber es geht um Mord. Vertrauen Sie uns. Wir sind nicht gegen Sie.«
    Margarete ließ die Haarsträhne los. »Ich habe ihn verfolgt.«
    »Verfolgt?« Evers zog einen Notizblock aus ihrer riesigen Steppjacke. Sie wirkte beinahe so breit wie die schwangere Margarete unter ihrer Decke.
    »Am Samstag. Er hat sich wieder heimlich mit einer treffen wollen. Kaum dass Elisabeth tot war.
Seine
Elisabeth.«
    Also habe ich richtig gehört in meinem Versteck, dachte Ehrlinspiel. Johannes hat sich verabredet.
    »Wissen Sie, wie die Dame heißt?«, fragte Evers.
    »Nein. Ich wollte sie mir ansehen. Da bin ich ihm nachgelaufen.«
    »Wann war das?«, knurrte Ehrlinspiel.
    »Nach zehn. Nicht lange, nachdem Sie weg waren.«
    »Und? Wer war die Dame?« Evers lächelte verbindlich.
    Margarete zog die Decke unter das Kinn und fingerte nach einer neuen Haarsträhne.
    »Kannten Sie sie?«, schob Evers nach.
    »Ich habe sie nicht gesehen«, platzte es aus Margarete heraus.
    Evers und Ehrlinspiel warteten ab. Gleich würde sie erzählen. Der Druck war groß.
    »Er ist in den Wald.« Sie schlug die Decke etwas zurück und deutete hinter das Haus. »Er ist fast gerannt. Ich … ich bin nicht hinterhergekommen. Das Kind«, die Züge um ihren Mund wurden weich, »es braucht doch einen Vater.« Dann begann sie zu weinen. Fast unmerklich. Dann heftiger, bis ihr Körper geschüttelt wurde. »Was soll ich denn jetzt machen?«, stieß sie hervor. »Was soll aus uns werden?«
    Die drei Hunde stürzten heran und leckten Margaretes Hände.
    Ehrlinspiel bewegte die Schultern wie nach einem Krampf. Weinende Frauen waren nicht gerade das, wonach er sich sehnte. Als Mann konnte man da eigentlich alles nur falsch machen.
    »Haben Sie Ihren Ehemann noch einmal gesehen, nachdem er im Wald verschwunden ist?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Und Sie sind sicher, dass er mit einer Frau verabredet war?« Wahrscheinlich war er direkt zu seinem Mörder gelaufen.
    Margarete blickte auf, senkte den Kopf nach einigen Sekunden wieder. »Nein«, flüsterte sie.
    »Haben Sie eine Idee, zu wem er wollte?«
    »Nein. Aber sie haben sich geduzt.« Sie murmelte so leise, dass Ehrlinspiel Mühe hatte, sie zu verstehen.
    Er suchte nach dem Telefon und rief die Liste der letztgewählten Nummern auf. Leer. »Haben Sie die Anrufliste gelöscht?«
    »Ja.«
    »Warum?«
    »Ich hasse ihn!« Sie zog die Nase hoch.
    »Hat er von diesem Apparat aus telefoniert am Samstag?« Das Telefon war schnurlos, Johannes hätte mit dem Mobilteil in den Garten gehen können.
    »So naiv war er nicht. Ich hätte doch gesehen, mit wem er sich herumtreibt.«
    »Wir haben kein Handy bei Ihrem Mann gefunden. Wo ist es?«
    »Woher soll ich das wissen?«
    Ehrlinspiel sah die Frau an. Ihr Gesicht war verschmiert und fleckig. »Bleibt Ihre Mutter noch bei Ihnen?«
    »Ich hasse ihn!«
    Ehrlinspiel nickte. Paul Freitag und er hatten schon oft diesen Zorn auf die Opfer erlebt. Und die Hysterie. Männer und Frauen, die nach dem Verlust des Partners täglich in die Polizeidirektion gelaufen kamen, verlangten, dass die Kripo einen heimlichen Liebhaber ausfindig machte, ein Doppelleben als Dealer oder andere Geheimnisse über den Toten aufdeckte, auf die sie dann ihre hilflose Wut richten könnten. Verborgene Machenschaften, die es gerechtfertigt hätten zu sagen: Der war es nicht wert, ich muss nicht leiden wegen dieses Kerls, ich darf weitermachen. Doch auch diese Phase endete. Und dann kam der Zusammenbruch.
    Es war ein Selbstschutz. Auch Margarete würde den Tod erst später begreifen. Dann käme die Trauer. Tiefe Trauer. Die würde sie hoffentlich zulassen können. Möglich, dass sie dann erkannte, dass ihre Eifersucht nicht in dem Maß gerechtfertigt gewesen war, wie sie geglaubt hatte. Das würde ihr den Verlust nicht leichter machen. Sie würde jemanden brauchen. Familie. Freunde. Ihr Kind. Ehrlinspiel wünschte, dass es gesund zur Welt kommen, ihr Kraft geben würde.
    »Bleiben Sie bei Frau Beyer, bis Brandt kommt«, instruierte er Evers. »Schauen Sie auch, ob die Mutter tatsächlich noch da ist. Sonst bitten Sie den Pfarrer, herzukommen. Und kümmern Sie sich um Johannes’ Handy. Suche hier im Haus, Provider, Verbindungsnachweis und so weiter.«
    »Klar. Und Ihnen könnte ein Aspirin auch nicht schaden.«
    Er lächelte und entspannte sich ein wenig. Seine Stirn pochte, sein Körper wurde jede Minute schwerer, und seine Seele war bei Bruno. Hanna Brock und er hatten den Garten der Sommers

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