Schweig still, mein totes Herz (German Edition)
gesagt, es ist ein wenig kompliziert. Aber es kommt noch schlimmer.«
»Wie bitte?«
Er hielt sein Handy hoch. »Das GPS -Signal von Poppys Truck. Er ist auf dem Weg hierher. Wahrscheinlich nicht allein.«
»Und Ihr Team?«
»Die konnte ich noch nicht erreichen, aber sie wissen, wo ich mich befinde.«
»Sie werden aber nicht herkommen, es sei denn, Sie stecken in Schwierigkeiten, habe ich recht?«
Er nickte. »Außerdem sind sie an Caruso und seinen Männern dran, weil sie hoffen, dass er sie zum Geld führt. Deswegen verfolgen sie eventuell gar nicht, wo ich gerade bin. Zuletzt habe ich mein Team darüber informiert, dass ich mit Weasel darauf warte, dass Sie uns in die Falle gehen.«
»Wie viel Zeit bleibt uns?«
Er schaute auf sein Display. »Poppy ist gerade von der 19 abgefahren. Ich schätze zwölf bis fünfzehn Minuten, höchstens.«
Nicht genügend Zeit, um Lena von ihrem Vater zu erzählen. Jetzt ging es darum, diejenigen, die noch am Leben waren, zu schützen.
»Irgendwelche Vorschläge?«
»Die einzigen Fahrzeuge, die wir haben, sind Ihr Wagen und mein Motorrad. Wie wäre es, wenn Sie die anderen mit dem Subaru über den Forstweg von hier wegbringen und ich ein Ablenkungsmanöver starte?«
Sie verdrehte die Augen. »Reden Sie keinen Unsinn. Dann fliegt Ihre Tarnung auf und die anderen würden Sie vermutlich auf der Stelle umbringen.«
»Ich könnte behaupten, ich hätte hier auf sie gewartet …« Er unterbrach sich selbst, ehe sie es tun konnte. »Nein, das wird nicht klappen. Weasel und Poppy würden sich fragen, warum ich nicht wie vereinbart im Hale-Haus gewartet habe. Na gut, was schlagen Sie vor?«
»Mein Vater hat mir in diesen Wäldern das Jagen beigebracht. Ich denke, mit ein paar Minuten Vorsprung kann ich ein paar Fallen stellen, die Poppy und seine Männer zumindest für kurze Zeit aufhalten. Während Sie die anderen mit meinem Wagen vom Berg runterbringen.«
Er zog die Stirn kraus, ihr Plan gefiel ihm offenbar nicht. Tja, sie war auch nicht besonders scharf darauf. Aber eine bessere Lösung gab es nicht, denn das Leben von drei unschuldigen Menschen stand auf dem Spiel. »Von den Reapern jagen auch einige regelmäßig hier in der Gegend.«
Sie zuckte mit den Achseln. »Dann wird es eben spannend. Lassen Sie mich rasch nachsehen, was ich hier an Hilfsmitteln auftreiben kann, vielleicht lässt sich daraus etwas zaubern.«
»Ich werde mein Motorrad verstecken.«
»Gute Idee. Warum stellen Sie es nicht bei dem Löwen unter?«
Er lachte und sprang von der Veranda. Sie öffnete den Kofferraum ihres Wagens, in dem sie ihre Waffen und die Ersatzmunition verstaut hatte. Hätte sie doch bloß ihre Remington mitgebracht. Nächstes Mal. Sie schnappte sich eine Rolle Klebeband, trat fest drauf, damit es flach genug war, um in ihre Jackentasche zu passen und steckte noch eine kleine Rolle Bindfaden dazu, die beim letzten Weihnachtsbaumeinkauf im Wagen liegengeblieben war. Messer, Schlagstock, zwei 40er-Kaliber-Pistolen, eine fast volle Munitionskiste, und auch ihr Nachtsichtgerät würde im Dunkel eine Hilfe sein. Es konnte losgehen.
Goose war auch wieder zurück. »Vielleicht sollten Sie auch an Ihr Gesicht und die Haare denken – in diesem Mondlicht leuchten sie förmlich.«
Sie grinste. »In Ihnen steckt ja ein Poet.«
»Und bezahlt werde ich auch so schlecht wie einer.« Gemeinsam gingen sie wieder in die Hütte. Bernie hatte sich aufgesetzt und nippte an einem Plastikbecher, den Lena ihm an den Mund hielt. Der Schimpanse war auf das Nachttischchen geklettert, hatte sich dort hingehockt und strich Bernie mit den Fingern durchs Haar. Mit etwas mehr Zeit hätte Caitlyn ein Foto gemacht, denn das würde ihr später niemand glauben.
»Wie geht’s Bernie?«, fragte Goose.
»Ich habe ihm Ibuprofen gegen das Fieber gegeben und das ist sein zweites Glas Gatorade«, sagte Paul, der sich gerade am Waschbecken die Hände wusch, sich jetzt aber zu ihnen umdrehte. »Aber bei ihm ist die Gelbsucht ausgebrochen, und hier kann ich nicht viel mehr für ihn tun. Wir müssen ihn in ein Krankenhaus bringen.«
»Bin dabei«, sagte Caitlyn, während sie jede Tür in der Hütte auf- und wieder zumachte, um sich mit den Räumlichkeiten vertraut zu machen. Außerdem suchte sie nach weiteren Waffen. Ein Schloss fand sie an keiner der Türen, nicht einmal an der, die nach draußen führte. Dafür besaß der Kleine einen Haufen Bücher – eine Kammer war vollgestopft mit Taschenbüchern und Comics. Sie
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