Schweig still, mein totes Herz (German Edition)
nahm eine schwarze Sturmhaube von der Garderobe. »Bernie, hast du irgendwelche Schusswaffen hier?«
»Nur die eine.« Seine Stimme klang heiser, als antworte er nur mit letzter Kraft.
Lena ließ Bernie los und überreicht Caitlyn eine Smith and Wesson Magnum, 44er-Kaliber. Dabei mied sie Caitlyns Blick, als hätte sie Angst vor ihr.
Caitlyn wünschte, sie hätte mehr Zeit. Dann könnte sie Lena Geschichten aus der Zeit erzählen, als sie noch ein Kleinkind war, sich aus Vonnies Leben berichten lassen, Lena sagen, dass ihr Vater gestorben war.
Paul, der sie gerade zum ersten Mal wieder im Hellen zu Gesicht bekam, schaute sie plötzlich aufgebracht an. »Was ist mit deinem Kopf?«
»Mir geht es gut«, wiegelte sie ab und überprüfte den Revolver. Vier Kugeln.
»Nein. Das stimmt nicht. Lass mich mal nachsehen.«
Sie war mit ihrer Geduld am Ende. »Lass mich in Ruhe. Ich sagte doch, mir geht’s gut«, fuhr sie ihn an. Sie hatte jetzt wirklich keine Zeit dafür.
Glücklicherweise griff Goose ein, indem er Paul am Oberarm packte und ihn beinahe von den Füßen hob, als er ihn schwungvoll von Caitlyn wegzog. »Lassen Sie die Lady ihre Arbeit erledigen.«
»Idiot«, sagte Paul bissig. »Ganz offensichtlich kann sie nicht mehr klar urteilen.«
»Da habe ich einen anderen Eindruck. Ich hänge an meinem Leben und bin dafür, wir lassen sie machen.«
»Sie hat sich erst vor wenigen Monaten einer Gehirnoperation unterzogen. Und jetzt leidet sie möglicherweise an einer Gehirnerschütterung. Ich muss das untersuchen.«
»Er übertreibt«, sagte Caitlyn und ließ ihre Augen über die dunkle Landschaft vor dem Fenster wandern. Keine Spur von den Reapern. Noch nicht. Also erlaubte sie sich einen Blick über die Schulter zurück zu den beiden Männern. Paul stand mit verärgertem Gesichtsausdruck in der Mitte des Raumes, Goose lehnte an der gegenüberliegenden Wand, damit er sowohl das andere Fenster als auch Paul im Auge behalten konnte.
»Du wärst beinahe gestorben«, sagte Paul.
»Bevor das Aneurysma beseitigt wurde. Jetzt geht es mir gut.« Warum zum Teufel verschwendeten sie kostbare Zeit mit dieser Diskussion? »Goose, Sie müssen sie von hier wegbringen, ehe die Reaper uns finden.«
»Wieso er?«
»Weil ich ein Ablenkungsmanöver starten werde.«
»Du kommst mit uns. Soll er doch bei seinen Leuten den Kopf hinhalten. Geschieht ihm recht.«
Schweigen. Sie durfte Gooses Tarnung nicht auffliegen lassen, nicht einmal Paul gegenüber.
»Vielleicht wäre es besser so«, lenkte Goose unerwartet ein.
Hatten sie das nicht bereits besprochen? Unmöglich. Wenn ihn die Reaper erwischten, wüssten sie sofort, dass er ein Verräter war und würden ihn umbringen.
»Nein. Das können wir nicht. Sie haben immerhin Freunde da draußen«, sie betonte das Wort »Freunde« und hoffte, dass er den Wink verstand, »die Ihnen helfen können. Sobald ihr wieder Empfang habt, können die Paul, Lena und Bernie in Sicherheit bringen. Dann können Sie zurückkommen und mich rausholen.«
Er runzelte die Stirn, nickte aber. »Lassen Sie uns gehen, Doc.«
»Nein«, protestierte Paul. Einen kurzen Moment lang dachte Caitlyn, Goose würde ihn niederschlagen und auf dem Hinterteil nach draußen schleifen.
»Die Lady hat einen guten Plan. Den sollten wir nicht verderben.« Goose schaute auf sein Handy, dann gab er es Caitlyn. »Sie haben auf etwa zwei Drittel der Strecke den Berg hoch angehalten.«
Sie reichte ihm im Gegenzug ihr Handy. »Das ist die letzte enge Kurve, ehe man in Sichtweite zur Lodge kommt. Wenn ich Poppy wäre, würde ich jemand zu Fuß vorausschicken, um alles auszukundschaften. Also werde ich ihnen direkt hinter dem Engpass auflauern und einen nach dem anderen ausschalten.«
»Wenn Poppy auch wirklich so wie Sie denkt. So oder so, uns läuft die Zeit davon.«
Paul stand auf, sein skeptischer Blick glitt zwischen Goose und Caitlyn hin und her, während er ihrer Unterhaltung folgte. »Aber sobald wir hier rauskommen, schicken wir Hilfe, nicht wahr?«
»Genau.« Caitlyn lächelte und nickte, ohne Paul tatsächlich anzusehen. Der Weihnachtsmann kam ja auch wirklich auf seinem Rentierschlitten angeflogen.
Goose warf Caitlyn einen kurzen Blick zu, dann setzte er ebenfalls ein Lächeln auf und nickte ihr zu. »Ich werde persönlich zurückkommen und nach ihr schauen.«
»Nein«, sagte Paul. »Ich meine richtige Hilfe. Die Polizei.«
»Ach so, selbstverständlich.« Goose verzog keine Miene. Caitlyn begann zu
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