Schweig still, mein totes Herz (German Edition)
Schlüssel dazu, sie alle heil wieder von diesem Berg runterzubekommen. Poppy steckte das Gerät wieder ein und machte sich auf den Weg zur Hütte. Jetzt brauchte sie nur noch eine kleine Ablenkung für die Rocker, die vor dem Eingang rumstanden.
Der Leopard verschwand tiefer im Wald. Das war Caitlyn nur recht, denn sie plante, in die entgegengesetzte Richtung zum Rand der Lichtung vorzustoßen. Bis zu der Hütte, in der sich laut Goose der Löwe befand.
Diese dilettantischen, angetrunkenen Hampelmänner würden gar nicht wissen, wie ihnen geschah.
37
Caitlyn roch den Löwen schon von Weitem. Eine beißende, eigenartige Mischung, wie von Urin, verfaultem Fleisch und altem Schweiß … Hoffentlich bedeutete dieser Gestank, dass das Tier jede Gelegenheit auf Frischluft und eine nette Jagd wahrnehmen würde.
Sie presste sich mit dem Rücken an die Außenwand neben der Eingangstür und öffnete sie, hinter der Tür verborgen. Nichts geschah. Herrje, sollte sie etwa »Hierher, Kätzchen« rufen?
Dann hörte sie erst ein Schniefen, gefolgt von einem Husten. Das arme Viech hatte sich erkältet. Sie wollte schon aufgeben und es drauf ankommen lassen, sich ohne Ablenkung in Bernies Hütte zu schleichen, da nahm sie zögerliche Schritte wahr. Das musste genügen. Sie glitt wieder in die Schatten der Baumreihen hinter den Holzhütten, die Bernies Haus umgaben.
Da er keine Schlösser hatte, bestand das Problem nicht so sehr darin, hineinzukommen. Sondern eher darin, was sie wohl hinter der Tür erwartete.
Da erklang das Geräusch, auf das sie gehofft hatte: ein lautes Brüllen gefolgt von lautem Geschrei. Sogar ein paar Schüsse fielen – der arme Löwe, dachte sie schuldbewusst. Aber wenn sie die mangelnden Schießkünste und den Alkoholpegel der Rocker in Betracht zog, bezweifelte sie eigentlich, dass der Löwe tatsächlich viel zu befürchten hatte.
Sie schob langsam die Tür auf und spähte hinein. Poppy und der andere Reaper blickten durch das Fenster zu dem Aufruhr hinüber und standen deswegen mit dem Rücken zu ihr.
Der Löwe ließ noch einmal ein mächtiges Brüllen hören und übertönte damit das leise Quietschen der Hintertür, als Caitlyn sich in die Hütte vorwagte. Poppy stand jetzt direkt vor ihr. Durch die offene Vordertür rief er seinen Männern Anweisungen zu. Der zweite Reaper zielte nur noch nachlässig auf Paul und Lena, da er von der Aufregung draußen abgelenkt wurde.
Der Löwe musste jetzt gerade auf die Veranda gesprungen sein, denn der Typ mit der Knarre machte plötzlich einen Satz nach vorn, und Poppy knallte die Vordertür zu. Caitlyn stürzte sich auf die beiden Männer, ehe sie reagieren konnten. Sie drückte Poppy ihre Dienstwaffe ins Ohr und wirbelte ihn vor sich herum, sodass er zwischen ihr und dem anderen Rocker stand.
»Fallen lassen«, befahl sie. Der Reaper hob beide Hände, erinnerte sich an die Waffe in seiner Hand und betrachtete sie verunsichert. »Leg die Pistole auf den Boden und geh rückwärts zur Hintertür raus. Es sei denn, du willst sehen, wie sein Gehirn auf deine schicken Stiefel spritzt, na los!«
Poppy nickte dem Reaper zu. »Tu, was sie sagt.«
Seine Stimme klang ruhig, viel zu ruhig für ihren Geschmack, aber das war in Ordnung. Sie war aufgeregt genug für zwei. Sie zerrte Poppy von der Tür weg, damit der andere Reaper durchkam.
»Paul, nimm seine Waffe. Lena, du sicherst die Türen, erst die vordere, dann die hintere.«
Paul hob die Pistole auf und hielt sie so in der Hand, wie er es aus Filmen kannte.
»Finger vom Abzug, bitte«, forderte sie ihn auf. »Gib sie einfach mir. Gut. Und jetzt sieh nach, ob Poppy noch andere Waffen bei sich trägt.«
»Sie machen einen schweren Fehler«, sagte Poppy.
Caitlyn ignorierte ihn. »Und nimm auch das Telefon hier«, sagte sie an Paul gewandt. Lena tat sich schwer mit den Türen. »Schieb einfach einen Stuhl unter die Klinke. Und mach die Vorhänge zu. Sei aber vorsichtig, bleib unten, unterhalb des Fensterbretts.« Als hätte man Kleinkinder im Team. Wenn nur Goose hier wäre.
Paul hatte Poppy inzwischen durchsucht. Caitlyn würde das noch mal gründlicher nachholen müssen, sobald sie den Mann unschädlich gemacht hatte. Sie reichte Paul das Klebeband und trat zur Seite, während Paul Poppy die Hände fesselte. »Enger. Ja, genau. Du musst mit dem Band bis hoch zum Ellbogen gehen.«
Wo sollte sie ihn verwahren? Sie wollte ihn loswerden, damit sie weiter ihren Plan verfolgen konnte – einen Plan, den sie
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