Schweig still, mein totes Herz (German Edition)
Augen an. »Was schwebt dir vor?«
»Du müsstest mich als Geisel nehmen«, flüsterte er in ernstem Ton. »Mich zu Poppy sperren.«
»Weshalb? Um deine Tarnung aufrechtzuerhalten?« Sein sehnsüchtiger Blick beantwortete ihre Frage. »Deswegen bist du zurückgekommen? Glaubst du tatsächlich, es bestünde ansatzweise die Chance, dass Caruso das Ding noch durchzieht? Wenn der Mann nur einen Funken Verstand hat, dann wird er das Geld vergraben und erst in hundert Jahren wiederkommen, um es zu holen.«
»Ich bin dem Kerl begegnet – er ist die Überheblichkeit in Person. Verflucht, der denkt wahrscheinlich, er habe bei diesem ganzen Rummel größere Chancen, nicht geschnappt zu werden, weil weniger Aufmerksamkeit auf ihn gerichtet ist. Er kann alles auf Poppy und die Mountain Men schieben, behaupten, sie hätten im Alleingang gehandelt. Und Poppy könnte unmöglich etwas anderes behaupten, jedenfalls nicht, ohne dann im Gefängnis dasselbe Schicksal wie Eli Hale zu erleiden. Du müsstest mich nur gemeinsam mit Poppy ausliefern. Die Polizei hat nichts gegen mich in der Hand, sie wird mich ohnehin wieder gehen lassen müssen. Und vor Caruso sieht es aus, als hätte ich als Vollstrecker des Klubs versucht, Poppy zu beschützen. Das wird mir genügend Zeit verschaffen, um an das Geld zu kommen.«
»Du bist ja verrückt. Glaubst du wirklich, dass Poppy und Caruso dir das abkaufen?«
»Warum denn nicht?« Er stand auf und starrte auf sie hinab. »Sag mir, dass du es nicht genauso machen würdest, wenn es dein Fall wäre.«
Sie seufzte, sank auf den Badewannenrand und lockerte die Schultern. »Vielleicht hatte Paul recht. Ich sollte aufhören.«
»Wieso? Weil du nicht erkannt hast, dass Poppy uns einen Schritt voraus war? Verflucht, das habe ich auch nicht, und ich habe das letzte Jahr über praktisch mit ihm zusammengelebt.«
Sie schüttelte den Kopf. Er verstand das einfach nicht – wie sollte er auch. »Wegen mir sind bereits Menschen umgekommen. Wertvolle Menschen.«
Er setzte sich neben sie, legte eine Hand auf ihre und wartete.
»Vor sechs Monaten. Ich bin einer Spur nachgegangen. Nicht offiziell, aber ich wusste, dass ich da an etwas Wichtigem dran war. Und so war es auch. Ich habe einen Psychopathen aufgespürt, der kurz davor war, eine ganze Kleinstadt auszulöschen.«
»Guter Riecher. Hab ich doch gesagt.«
»Der dortige Sheriff hat mit mir zusammengearbeitet und wurde getötet.« Sie blinzelte und sprach mit gesenktem Kopf, weil sie verdammt noch mal einfach keine Kraft mehr hatte, das Gesicht anzuheben und Goose anzusehen. »Er starb, um mir das Leben zu retten.«
»War es deine Schuld, dass er gestorben ist?«
»Nein.«
»Und wie viele Leben hast du daraufhin noch gerettet?«
Sie zuckte mit den Achseln. Darum ging es nicht. »Ihn konnte ich nicht retten.«
»Bist du etwa Gott? Meinst du, du könntest jeden retten?« Seine Stimme klang leicht ärgerlich, obwohl er gleichzeitig ihre Finger umklammerte. »Wenn das so ist, dann sag mir das lieber gleich. Das ist nicht die Art von Partnerin, die ich mir im Rücken wünsche.«
»Willst du lieber eine Versagerin?«
»Ich hätte lieber jemanden, der weiß, dass wir alle mal scheitern, und der so gut es geht zu verhindern versucht, dass es dazu kommt. Ich hätte lieber jemanden, der erst nachdenkt, bevor er schießt, der Möglichkeiten erkennt, jemand, der keine Angst davor hat, unbequeme Entscheidungen zu treffen. Jemanden wie dich.« Er stand auf und zog sie ebenfalls hoch. »Sieh es ein, Caitlyn. Wir sind beide komische Figuren. Aber du musst zugeben, wir geben ein verdammt gutes Team ab.«
Sie ließ das Lächeln zu, das sich auf ihrem Gesicht ausbreiten wollte. »Was soll ich sagen, Carver. Wo du recht hast, hast du recht.« Sie gab seine Hand frei und machte einen Schritt auf die Tür zu. Er kam ihr nicht nach, was sie überraschte. »Bereit, das hier durchzuziehen?«
»Nur, dass du es weißt, das Geld ist nicht der einzige Grund, warum ich zurückgekommen bin.« Er packte sie an den Ellbogen, zog sie fest an seine Brust und küsste sie so leidenschaftlich, dass ihr der Atem stockte und ihr schwindlig wurde. Dann löste er sich von ihr. »Okay. Jetzt bin ich bereit.«
41
Caitlyn riss die Schranktür auf. Poppy starrte sie so hasserfüllt an, dass sie dankbar für das Klebeband auf seinem Mund war.
»Ich habe hier was für Sie.« Sie zerrte Goose nach vorne, dann schleuderte sie ihn so schwungvoll in das Kabuff, dass er erst noch gegen die
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