Schweig still, mein totes Herz (German Edition)
Bedingungen. »Welche?«
»Du hältst dich von diesen Rockern fern. Und mich auf dem Laufenden.«
Das waren sogar zwei Bedingungen. Auch egal. Beide waren abwegig. Sie würde sich bestimmt nicht von einem Arzt vorschreiben lassen, wie sie ihre Ermittlungen durchführte. Sie tat so, als würde sie ihre Zahnbürste suchen, während sie überlegte, ob sie Paul anlügen sollte oder nicht.
Welche Antwort sie ihm auch gab, sie würde Lena finden. Das schuldete sie Eli Hale. Zumal sie sich inzwischen fragte, ob ihr Vater nicht die ganze Zeit recht gehabt hatte. Es gab verdammt wenige handfeste Beweise dafür, dass Eli Tommy Shadwick umgebracht hatte, von seinem Geständnis mal abgesehen. Und kein einleuchtendes Motiv.
Was wäre, wenn Eli Hale tatsächlich unschuldig war?
21
Als Goose sich auf der Stahlbank vor den Arrestzellen ausstreckte, rasselten die Handschellen, mit denen er daran festgebunden war. Nicht gerade die komfortable Schlafstatt, die er sich für heute Nacht erhofft hatte. Zumindest befand er sich nicht in einer der beiden engen Zellen inmitten Betrunkener, von denen mindestens einer bereits erbrochen hatte.
Da die Deputys anhand seines Abzeichens seinen Rang unter den Reapern erkannt hatten, wurde ihm ein Platz außerhalb der Zellen gewährt. Von allen, die heute Abend an dem Krawall beteiligt gewesen waren, war nur ein weiterer Reaper, einer vom Heimatsitz, derart rücksichtsvoll behandelt worden.
Allerdings nicht aus Respekt, so viel war klar. Sondern weil der Sheriff hier in seinem Gebiet keinen weiteren Ärger haben wollte. Da an diesem Wochenende zehnmal so viel Rocker versammelt waren wie sonst, würde er sich hüten, einen Bandenkrieg heraufzubeschwören
Kluger Mann, dieser Sheriff. Fast so schlau wie die FBI -Agentin. Die hatte Goose wirklich beeindruckt. Wenn er daran zurückdachte, wie sie Lenas Foto auf den Billardtisch geschnipst hatte, als sei es das letzte Ass in einem Spitzenblatt, musste er lächeln. Und einfach so in das Klubhaus hineinzuspazieren, mit dem Reaper-Anstecker am Revers? Das würden sich die meisten Männer im Leben nicht trauen.
Ihrem Typ würde sie sicher noch den Arsch aufreißen, dass er ihr das Kräftemessen mit Poppy versaut hatte. Was war das bloß für ein Dummkopf, ihr so die Tour zu vermasseln?
Vielleicht war sie auch doch nicht so schlau, wenn sie sich mit einem Hanswurst wie dem abgab. Die sollte sich besser jemanden suchen, der wusste, wo es langging. Einen wie Goose.
Die Vorstellung brachte ihn erneut zum Lächeln. Sobald er hier raus war, würde er versuchen, so viel wie möglich über die hübsche Agentin herauszufinden. Nur so konnte er jetzt noch ihren Hintern retten, nachdem sie die Reaper derartig gereizt hatte.
»Steh auf.« Der Deputy stieß ihn an, ehe Goose diese Fantasie weiter ausspinnen konnte. »Deine Kaution wurde gestellt.«
Der Mann schloss die Handschellen auf. Goose streckte und reckte sich genüsslich, genoss seine wiedergewonnene Bewegungsfreiheit. Er folgte dem Deputy nach vorne ins Büro, wo Poppy bereits auf ihn wartete.
Dort händigten sie ihm seine Habseligkeiten aus: ein Messer, sein Handy, eine Neun-Millimeter-Browning inklusive Magazin, die Geldbörse und seine Schlüssel. Poppy führte ihn nach draußen zum Klubvan. Weasel saß am Steuer, außer ihm war niemand im Wagen. Den Kerl aus Daytona hatten sie wohl schon zurückgebracht.
»Die FBI -Tante ist wieder im
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«, sagte Poppy, während er sich auf den Beifahrersitz setzte. Damit blieb Goose nur der Rücksitz. »Wir müssen wissen, was sie vorhat.«
»Sie hatte eine Schachtel dabei«, warf Weasel ein. »Unterlagen. Die solltest du einkassieren.«
»Und wie?«, fragte Goose.
Ihm war klar, dass Poppy das alles möglichst unauffällig über die Bühne bringen wollte, weil Caruso, Reaper-Präsident auf nationaler Ebene, sich für den Poker Run morgen angekündigt hatte. »Sei unauffällig. Aber halt sie auf Trab.«
»Du weißt, dass sie nicht offiziell hier ist?« Goose lehnte sich zurück und wartete ab, wie die anderen darauf reagierten.
»Wie kommst du darauf?« Weasel warf Goose über die Schulter hinweg einen bösen Blick zu.
»Ganz einfach. Eine FBI -Agentin würde niemals ihren Freund mitbringen. Und als ich sie mit ihrem Onkel im
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gesehen habe, sah das eher nach Familientreffen aus. Er hat auch ihre Mutter erwähnt – ich meine, kommt schon, Jungs, wer schleppt seine Mutter mit zur Arbeit?«
»Da hat er recht«, sagte Poppy.
»Außerdem
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