Schweig still, mein totes Herz (German Edition)
ermittelt?«
»Nein. Dafür war die Polizei des Stammes zuständig. Und das FBI . Der Sheriff hat selbstverständlich mit den Behörden zusammengearbeitet. Aber Tommy Shadwicks Tod setzte meinem Vater mehr zu als sonst, wenn es um einen Fall ging. Er schlief nicht mehr, stritt sich dauernd mit Mom und Mr Hale. Mr Hale war kurz davor, irgendetwas zu tun, womit mein Vater nicht einverstanden war. Etwas, das Dad für falsch hielt. Wir haben das damals nicht verstanden, aber jedes Mal, wenn wir in einen Raum voller Erwachsener kamen, hörten sie auf sich zu unterhalten und schickten uns weg. Dann kam der Tag, an dem Mr Hale vorbeikam und meinen Vater aufforderte, ihn zu verhaften. Er sagte, er habe Tommy Shadwick getötet. Sie hatten die Mordwaffe in seinem Truck gefunden, mit Blutspuren daran. Mein Vater wusste nicht, dass ich an jenem Abend heimlich aufgeblieben war, um auf ihn zu warten. Es war das erste und einzige Mal, dass ich ihn weinen sah.«
Paul wurde ganz starr, er hatte das Ende ihrer traurigen Geschichte wohl schon jetzt erraten. »Also, an dem Tag, an dem du die Schule geschwänzt hast …«
»Da bin ich unter der Veranda eingeschlafen. Und aufgewacht, weil ich Schüsse gehört habe. Ich bin ins Haus gerannt. Da lag er. Blut. Die Waffe in seiner Hand. Er tot. Und das nur wegen Eli Hale. Erst später erfuhr ich, dass Dad Eli ursprünglich ein Alibi gegeben hat. Selbst nachdem Eli gestanden hatte, hielt Dad an seiner Unschuld fest, sagte, dass er es gar nicht getan haben könnte. Aber ganz offensichtlich täuschte er sich. Eli hat diesen Mann umgebracht. Genau wie er auch meinen Vater auf dem Gewissen hat.«
»Also deswegen rennst du immer davon. Du willst nie wieder so verlassen werden.« Seine Umarmung wurde fester, und er legte den Kopf auf ihre Schulter. »Du kannst jetzt aufhören, wegzurennen. Ich habe nicht vor, dich zu verlassen, Caitlyn.«
Ja, aber war sie dazu auch bereit? Sie rieb sich die Narbe an der Schläfe, atmete ein und fasste sich ein Herz, um ihm die Wahrheit zu sagen: dass sie gebrochen war, ein hoffnungsloser Fall. Die Worte wollten ihr jedoch nicht über die Lippen kommen. Sie kam sich feige vor und befreite sich aus seiner Umarmung. »Was bist du, Radiologe oder Seelenklempner?«
Er ging nicht auf die Herausforderung ein, aber sein Lächeln wirkte ein wenig aufgesetzt. »Ich bin, was immer du brauchst.«
»Tja, was ich gerade jetzt bräuchte, wäre ein ausgeruhtes Paar Augen und eine Suchmaschine.« Sie zeigte ihm alles, was sie sich zu Lenas Nachforschungen und ihrer Arbeit an dem wissenschaftlichen Artikel notiert hatte. »Meinst du, du könntest mir dabei helfen, die Lücken zu schließen?«
»Klar, kein Problem. Wirst du dir ein wenig Schlaf gönnen?«
Schön wär’s. »Nein. Ich muss einen alten Freund besuchen. Wird nicht lange dauern.«
»Deine Mutter und dein Onkel haben uns für elf Uhr zum Brunch eingeladen. Ich denke, es wäre schön, wenn wir beide da wären. Pünktlich.« Paul kam grundsätzlich zehn Minuten zu früh, genau wie ihre Mutter. Es trieb Caitlyn in den Wahnsinn, dass es für die beiden schon gleichbedeutend mit Zuspätkommen war, wenn man zwei Minuten vor oder nach der verabredeten Zeit kam.
»Keine Sorge, ich werde da sein.«
Goose hätte sich beinahe in die Hose gemacht, als er im
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ankam und Tierney nicht auf ihrem Zimmer vorfand. Er konnte Poppy unmöglich sagen, dass er es verbockt hatte.
Ihm war immer noch nicht klar, wie die Jurastudentin da hineinpasste, aber wenn Wilson seinen Job erledigte, würde Tierney bald schon kein Problem mehr darstellen. Dann müsste er nur noch das Bargeld finden.
Er suchte Tierneys Wagen in der Parkgarage und brachte einen GPS -Tracker an. Dann legte er sich ins Bett, sein Handy und den Laptop im Alarmmodus. Überaschenderweise war es eine Meldung des Tasten-Rekorders in ihrem Computer, die ihn um sechs Uhr morgens aus dem Schlaf riss. Sehr schön. Da er jetzt endlich ihr Passwort hatte, konnte er sich später in ihren Computer einhacken. Durch den WiFi-Code sah er, dass sie in Zimmer 313 umgezogen war. Die Ergebnisse ihrer Internetrecherche erschienen zwar nicht auf seinem Monitor, aber er konnte nachverfolgen, wonach sie suchte. Was zum Teufel steckte bloß dahinter? Irgendein historischer Betrugsfall, bei dem es um indianische Kunst ging? Sie recherchierte Zeug aus dem neunzehnten Jahrhundert, überprüfte außerdem die Reaper, Poppy und irgendeinen Indianer, der vor einem Vierteljahrhundert
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