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Schweig still, mein totes Herz (German Edition)

Schweig still, mein totes Herz (German Edition)

Titel: Schweig still, mein totes Herz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. J. Lyons
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nur noch dieses Wochenende alles glatt lief, wäre er bereits Montag ein freier Mann und zu Hause.
    »Vielleicht bringt Caruso das Bargeld selbst mit?«, gab Wilson zu Bedenken.
    Der oberste aller Reaper reiste mit eigener Entourage inklusive Versorgungsfahrzeug. »Möglich. Wäre allerdings riskant.«
    »Riskant, aber schlau. Denn in seine Nähe kommen nur sorgsam von ihm ausgewählte Männer.«
    »Wann wird er hier eintreffen?«, fragte Karlee.
    »Er hat sich für morgens angekündigt. Abends, nach dem Poker Run, soll er die Versammlung leiten, und dann ist eine Riesenparty geplant.«
    Karlee stieß sich von der Wand ab, gespannt wie ein Flitzbogen. »Na, dann ist das Problem ja gelöst. Du findest die Kohle und wir holen sie uns.«
    Goose trank sein Bier aus und stand auf. Bei denen klang das alles so einfach. War ja auch nur sein Hals, der in der Schlinge baumelte, sollten die Reaper ihn jemals des Verrats verdächtigen.
    »Kommt Caitlyn Tierney dir dabei in die Quere?«, fragte Wilson. »Falls ja, können wir etwas dagegen unternehmen.«
    Goose zögerte. Er dachte daran, wie die Frau furchtlos in den Klub gestiefelt war. Er konnte sich wirklich nicht auch noch über ihren hübschen Hintern Gedanken machen, wenn ihn das alles schon den eigenen kosten konnte. »Ja, das wäre vielleicht nicht schlecht.«

23
    Lena betrachtete Bernie, während er schlief. Sie hatte seine Blutung gestillt und die klaffenden Wunden so gut es ging gesäubert. Er war wieder ohnmächtig geworden, allerdings nicht, weil er zu viel Blut verloren hätte, sondern weil er keines sehen konnte. Danach hatte sie sich gefragt, ob sie ihn vielleicht fälschlicherweise für ihren Entführer hielt. Immerhin hatte er sich zwei Mal schützend vor sie gestellt und ihr das Leben gerettet.
    Er schlief vollkommen erschöpft auf dem Küchenstuhl ein. Ihr war das nur recht, so konnte sie in Ruhe die Blockhütte durchsuchen, um herauszufinden, ob er wirklich derjenige war, für den er sich ausgab. Von ihrer Mutter und ihrer Mitbewohnerin hatte Lena stets zu hören bekommen, sie sei viel zu gutgläubig; jetzt schien ihr der geeignete Zeitpunkt, um ein wenig misstrauischer zu werden.
    Gefunden hatte sie allerdings nichts, was dieses Misstrauen gerechtfertigt hätte. Von den Motorradersatzteilen abgesehen erinnerte Bernies Einrichtung an ihr eigenes Zimmer in Durham: Bücher, Bücher und noch mehr Bücher. Es waren überwiegend alte Science-Fiction-Romane und Krimis, billige eselsohrige Ausgaben. Und Comics. Unzählige Kisten mit
Avengers
und
X-Men
und anderen Reihen, von denen sie noch nie gehört hatte. Er besaß einen Fernseher, allerdings ohne Kabelanschluss, dafür mit Videorekorder. Das erklärte die sich stapelnden Videokassetten, von denen die meisten keine Hülle mehr besaßen; wahrscheinlich hatte er die bei einem Straßenverkauf erstanden. Viele Filmklassiker und Fernsehserien, allesamt aus dem letzten Jahrhundert.
    Er schniefte im Schlaf, ein kratziger Laut, bei dem sie sich fragte, ob er sich vielleicht etwas eingefangen hatte. Der arme Kerl sah nicht sehr beeindruckend aus, wie er da zusammengesunken auf dem Stuhl schlief. Das einzig Bedrohliche an ihm war der tätowierte Sensemann, der sich über den Nacken bis hoch auf den Hinterkopf erstreckte. Es war bestimmt schmerzhaft gewesen, sich an dieser Stelle tätowieren zu lassen.
    Ein dumpfer Aufprall war vom Dach her zu hören, dann etwas, das nach schweren Schritten klang. Der Leopard war wieder zurück und lauerte da oben. Ein beunruhigender Gedanke, mit einem Mal am unteren Ende der Nahrungskette zu stehen.
    Von den Schimpansen war nichts zu hören oder zu sehen, aber Lena könnte ihnen ohnehin nicht beistehen, wenn der Leopard sie jagen würde. Und Bernie konnte sie auch nicht weiter helfen. Schon komisch. Eigentlich hatte sich ihre Lage nicht verbessert, trotzdem hatte sie keine Angst mehr. Als ob die vergangene Nacht, in der sie beinahe gestorben wäre, sie davon befreit hätte. Oder vielleicht lag es auch an Bernie. Hatte Gott ihn möglicherweise als Antwort auf ihre Gebete geschickt – oder hatte Er Lena zu Bernie geschickt, um ihn zu retten? Wer wusste das schon? Sie aß eine mit Erdnussbutter beschmierte Banane, trank etwas von Bernies Milch, setzte sich ans Fenster und wartete darauf, dass die Sonne aufging.
    Was auch immer Gott für sie bereithielt, zumindest hatte sie jetzt jemanden, mit dem sie die Bürde gemeinsam tragen konnte. Einen Mann, der mutig genug war, sich schützend vor

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