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Schweig wenn du sprichst

Schweig wenn du sprichst

Titel: Schweig wenn du sprichst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roel Verschueren
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gewöhnlich. Es war nicht genug für ihn.«
    »Was war nicht genug?«
    »Jaah … Ich glaube, Albert fand, der Hof sei zu klein für ihn. Nicht nur, weil wir so viele waren, auch nicht, weil wir so wenig Hektar Boden hatten, sondern vor allem wegen seiner eigenen Zukunftspläne. Er hatte einen weiteren Blick auf das Leben als wir. Und er lag uns andauernd mit seinen fixen Ideen, was man alles anders machen könnte, in den Ohren. ›Ich werde hier nicht auf eine frische Bauerntochter warten‹, sagte er oft. ›Eine, die bereit ist, die harte Arbeit auf dem Bauernhof zu machen und auch noch die ganze Familie mit mir zu teilen.‹ Und das sagte er auch noch, nachdem er Martha kennengelernt hatte.«
    »Sprach er denn darüber, was er stattdessen wollte?«, fragte Victor.
    »Nicht mit mir. Und unser Vater wollte darüber nicht reden.«
    Victor sah, dass Maaike müde war und ihre Augen fortwährend tränten. Er stellte noch ein paar Fragen zu Einzelheiten, aber mehr als die Bestätigung des Datums von Alberts Abreise erfuhr er nicht. Er fragte, ob er sich ein bisschen allein umsehen könne, und Maaike begleitete ihn bis zu den Ställen.
    Victor erkannte den Bauernhof kaum wieder. Verlottert, heruntergekommen und geschmacklos umgebaut. »Und das alles innerhalb von zwei Generationen«, sagte er leise zu sich selbst.
    Nach zwanzig Minuten stand Victor wieder in der Küche, wo Maaike gerade Gemüse putzte. »Darf ich später noch einmal wiederkommen, Tante? Du weißt, dass ich seit meinem Umzug nicht mehr einfach so reinschauen kann. Aber ich habe es fest eingeplant.«
    »Bleibst du denn nicht zum Essen?«
    »Nein, danke, beim nächsten Mal vielleicht.«
    »Ich werde dafür sorgen, dass ich noch ein bisschen am Leben bleibe. Und du sorgst am besten für dich selbst und deine Frauen. Lass mich wissen, wenn du wieder im Lande bist.«
    Sie umarmten sich. Victor fuhr zurück zum Flughafen.

6
    »Wann bist du nach Hause gekommen?«, fragte Lilly. Sie kam gähnend in sein Arbeitszimmer, gab ihm Moira in die ausgebreiteten Arme, streckte sich und gab ihm einen Kuss.
    »Guten Morgen. Papa ist gestern Abend sehr spät nach Hause gekommen und du hast schon tief geschlafen und Mama auch.«
    »Möchtest du Kaffee?«
    »Gern. Ich komme mit in die Küche. Meine Mutter und Tante Maaike lassen dich grüßen. Sie finden, dass Moira mir ähnlich sieht, aber trotzdem auch etwas von dir hat.«
    »Aha, sie hat auch etwas von mir«, sagte Lilly. »Und was könnte das wohl sein?«
    »Deine abstehenden Ohren, deine schöne Nase, deine Größe, deine sexy Beine, deine …«
    »Okay, okay, es ist schon gut«, lachte Lilly
    »Mein Job ist erledigt«, sagte Victor. »Sie haben versprochen, das Geld noch diese Woche zu überweisen.«
    »Fein. Wir müssen über unsere Arbeitsaufteilung für die kommenden Monate sprechen. Die haben mir angeboten, das Bühnenbild für die nächste Produktion von Müller zu entwerfen. Ich würde das sehr gern machen, aber es muss mit deiner Arbeit vereinbar sein, sonst kriegen wir ein Problem mit Moira. Und ich habe keine Lust, viel Geld für Babysitter auszugeben.«
    »Ich kann versuchen, mich bei meinem nächsten Auftrag nach dir zu richten, wenn das hilft. Kannst du von hier aus arbeiten oder ist es außer Haus?«, fragte Victor.
    »Nein, nein, ich kann zu Hause arbeiten. Aber du weißt ja, dass meine Tür dann zu ist und ich, zwischen dem Stillen, in längeren Blöcken dranbleiben muss. Auch abends, wenn Moira schläft und ich noch die Energie dazu habe.«
    »Das kriegen wir schon hin. Nimm den Job ruhig an. He … Glückwunsch!« Victor gab Moira in Lillys Arme zurück. »Ich muss jetzt dringend etwas tun. Ist eine Stunde allein mit ihr okay für dich?«
    »Ich bade sie und gehe dann mit ihr spazieren.«
    »Bringst du bitte Zigaretten für mich mit?«, bat er sie.
    »Du weißt, dass ich normalerweise keine Zigaretten für dich kaufe. Geh du doch mit ihr spazieren.«
    »Ich brauche die Zeit, Lilly, wirklich.«
    »Ich auch.«
    »Aber das regeln wir hoffentlich nicht auf die Tour?«
    »Ich pfeife dich nur zurück, weil du es schon wieder völlig normal findest, dass ich mit ihr spazieren gehe.«
    Victor rollte mit den Augen und ging in sein Arbeitszimmer.
    Die E-Mail hatte er vor kaum siebzehn Minuten losgeschickt, und schon war die Antwort da. Auf seinem Monitor erschien eine ordentlich formatierte Tabelle, eine aktuelle Übersicht seiner dreißig Onkel und Tanten. Victors jüngste Schwester hatte die Namen, Adressen und

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