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Schweigend steht der Wald: Roman (German Edition)

Schweigend steht der Wald: Roman (German Edition)

Titel: Schweigend steht der Wald: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfram Fleischhauer
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sagen, macht er mit ihr herum. Und wir sitzen hier. Sind wir denn alle wahnsinnig?«
    Rupert versuchte, seine Gedanken zu ordnen, aber ihm schoss so vieles gleichzeitig durch den Kopf, dass er kaum in der Lage war, klar zu denken. War Lukas möglicherweise …? Nein, das konnte nicht sein. Sein Bruder war ein Opportunist, ein Arschloch, aber war ihm etwas derart Niederträchtiges zuzutrauen? Arbeitete er möglicherweise mit Konrad Dallmann zusammen? Waren die beiden sich irgendwie einig geworden, dass im Grunde niemand ein Interesse daran hatte, im Haingries alte Knochen auszugraben? Kümmerte sich Lukas um Anjas Herz, während Dallmann sie überwachen ließ? Seine Gedanken überschlugen sich jetzt regelrecht. Wollten Lukas und Dallmann Anja womöglich etwas antun? Alles drehte sich in seinem Kopf. Lukas hinterging sie und log sie an! Und die Polizei überwachte jeder ihrer Bewegungen.
    Er griff nach seinem Telefon und wählte Lukas’ Nummer. Aber Lukas nahm nicht ab. »Wo bist du, verdammt noch mal, ruf mich sofort zurück!«, schrie er auf die Mailbox und warf den Apparat wütend auf das Armaturenbrett. Er blickte zornig seine Mutter an. Waltraud Gollas war kreidebleich. Rupert startete den Motor, drehte das Heizungsgebläse auf die höchste Stufe und wischte mit seinem Unterarm den Beschlag von der Windschutzscheibe. Dann legte er den Rückwärtsgang ein und setzte mit quietschenden Reifen zurück. Er hörte seine Mutter schwer atmen. Ja, sie keuchte sogar. Sie griff sich an die Brust und bekreuzigte sich. Ihr Gesicht war aschfahl. Schweißperlen standen auf ihrer Oberlippe.
    »Wir werden alle verflucht sein«, stammelte sie.
    Rupert schaute auf die Uhr. Es war kurz vor zwei.
    »Ja, Mutter. Das garantiere ich dir. Und wenn der Anja jetzt auch noch etwas zustößt, kannst du richtig stolz auf dich sein.«

50
    D er Verdacht hatte sich mittlerweile derart in ihm festgesetzt, dass er an nichts anderes mehr denken konnte. Kaum hatte er seine Mutter in Faunried abgesetzt, versuchte er erneut, Lukas zu erreichen. Aber dieses Aas antwortete nicht. Er sprach ihm zweimal auf die Mailbox. Er beschimpfte ihn. Bedrohte ihn. Lukas rief nicht zurück.
    Sollte er nach Weiden fahren? Zu Dallmann? Sollte er ihm seine Beobachtung und die Schlüsse, die er daraus gezogen hatte, auf den Kopf zusagen? Über Konrad Dallmann machte er sich keine Illusionen. Was immer der im Schilde führte – von ihm würde der sich gar nichts sagen lassen. Er war mit Konrad Dallmann zur Schule gegangen. Er kannte diesen Typen. Der war doch schon in Bullenuniform zur Welt gekommen. Das machte dem sogar Spaß.
    Was seine Mutter ihm da gebeichtet hatte, war unfasslich. Ein Massengrab in ihrem Wald! Wer wusste alles davon? Wer hing mit drin? Sicher auch der alte Dallmann, der damals das Verschwinden von Johannes Grimm untersucht hatte. Untersucht! Das konnte man sich ja an fünf Fingern abzählen, wie das gelaufen war. Und Konrad Dallmann würde natürlich auch inoffizielle Wege gehen, um das Problem aus der Welt zu schaffen.
    In Rupert stieg eine gewaltige Wut auf. Wenn er etwas hasste, dann Heimtücke. Er war vielleicht ein Bauer, aber ein gradliniger. Was Lukas und Konrad Dallmann da offenbar ausgeheckt hatten, ließ ihn rotsehen.
    Unschlüssig stand er an der Kreuzung. Wohin sollte er fahren? Nach Waldmünchen? Anja suchen? Oder besser gleich nach Weiden zu diesem Drecksbullen?
    Er trat das Gaspedal durch und raste in südlicher Richtung davon. Anja. Erst einmal musste er ihr reinen Wein einschenken. Wo sie wohnte, hatte er heute Morgen gesehen. Blieb die Frage, wie er es anstellen sollte, ihre Bewacher auszutricksen. Aber dann sagte er sich, dass es dafür gar keine Veranlassung gab. Im Gegenteil. Vielleicht konnte er sich den Besuch bei Dallmann in Weiden schenken, wenn er den beiden Dreckhammeln, die der ihr auf den Hals gehetzt hatte, schon mal die Reifen platt stach.
    Doch von den Bewachern, die er am Morgen unweit von Anjas Unterkunft beim Einparken beobachtet hatte, war nichts zu sehen. Der Platz, wo der Wagen gestanden hatte, war leer. Er nutzte ihn selbst, stieg aus und lief die kurze Strecke bis zu dem Haus, vor dem Anja heute Morgen geparkt hatte. Dann wurde ihm klar, dass sie gar nicht da sein konnte, denn ihr VW-Bus war nirgendwo zu sehen. Er klingelte trotzdem.
    Eine alte Frau öffnete und musterte ihn argwöhnisch. »Ja?«
    »Die Grimm Anja such ich. Die wohnt doch bei Ihnen?«
    »Sie ist nicht hier.«
    »Wissen Sie, wann sie

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