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Schweigend steht der Wald: Roman (German Edition)

Schweigend steht der Wald: Roman (German Edition)

Titel: Schweigend steht der Wald: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfram Fleischhauer
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sich.
    Die beiden Uniformierten ergriffen sie sofort und zogen sie von Lukas’ Wagen weg.
    »Hey«, schrie er. »Was machen Sie denn da? Ich kenne diese Frau. Lassen Sie sie in Ruhe.«
    Anja wand sich in der Umklammerung der beiden Polizisten und schrie plötzlich auf vor Schmerz.
    »Lassen Sie das!« Lukas stieg aus.
    »Bleiben Sie, wo Sie sind, sonst geschieht hier noch ein Unglück«, rief der Beamte mit dem Klemmbrett ihm zu. Lukas glaubte zu träumen. Das war doch wohl nicht wahr.
    »Was soll denn das?«, rief er aufgebracht. »Lassen Sie die Frau los.«
    Anja versuchte, sich loszureißen. Lukas schaute fassungslos zu, wie die beiden Polizisten sie zu einem der beiden Polizeiwagen bugsierten. Ein weiterer Beamter kam ihnen zu Hilfe. Er zog die sich Windende so fest an den Haaren, dass sie ihren Widerstand augenblicklich aufgab und nur noch aufstöhnte. Lukas sah mit Horror ihr schmerzverzerrtes Gesicht.
    »Sollen wir Sie auch gleich mitnehmen, junger Mann?«, fragte der mit Klemmbrett. »Sie brauchen es nur zu sagen.«
    Er konnte vorübergehend nicht mehr erkennen, was mit Anja geschah, denn eine Taschenlampe leuchtete ihm wieder ins Gesicht. Er hörte sie wimmern. Als der Strahl der Lampe sich wieder senkte, sah er, wie zwei Beamte sie gegen die Seite eines Polizeiwagens pressten, während der dritte ihr offenbar Handschellen anlegte. Lukas wäre am liebsten auf die Polizisten losgegangen. Aber er sah ein, dass er für jede weitere Eskalation teuer bezahlen würde. Es hatte keinen Sinn. Diese Schweine waren zu viert. Und sie hatten den ganzen Polizei- und Justizapparat auf ihrer Seite. Diese Typen konnten sich so ziemlich alles leisten. Das war ja bekannt.
    Anja wurde grob auf den Rücksitz gestoßen. Sie starrte aus weit aufgerissenen Augen zu ihm herüber. Tu doch etwas!, schienen ihre Augen zu sagen. Aber was hätte er denn tun sollen? Wenn sie ihn auch noch festnahmen, konnte er gar nichts mehr unternehmen. »Lukas!«, schrie sie plötzlich. »Lass mich nicht mit ihnen allein.« Es ging ihm durch Mark und Bein. »Geh nicht!« hörte er sie rufen. Dann knallte die Tür des Polizeiwagens zu.
    »Fahren Sie endlich!«, raunzte ihn der Polizist mit dem Klemmbrett an.
    »Was … was machen Sie denn mit ihr?«
    »Was wohl? Personalien aufnehmen. Und dann bringen wir sie nach Hause. Wird’s jetzt bald? Oder wollen Sie auch mal Polizeiwagen fahren?«
    Benommen stieg Lukas wieder ein, startete den Motor und fuhr los. Plötzlich zitterten seine Beine. Im Rückspiegel sah er, wie sich der Schauplatz allmählich von ihm entfernte. Was waren das für Polizisten? Verkehrskontrolle? Mitten im Wald? Lukas fuhr ein paar hundert Meter weiter, bog auf den nächstbesten Waldweg ab, wendete, schaltete Motor und Scheinwerfer aus und wartete. Sein Herz schlug bis zum Hals. Er tastete in der Dunkelheit nach seinem Handy und wählte die Nummer des Gollashofs. Sein Vater nahm ab.
    »Wo bleibst du denn? Das dauert ja ewig.«
    »Weißt du, wo Rupert ist?«
    »Ja. Gerade angekommen. Warum?«
    »Gib ihn mir. Schnell!«

54
    I mmer wieder wurde ihr schwarz vor Augen. Ihr war schlecht vor Angst. Arme und Kopf schmerzten höllisch von den brutalen Griffen der Polizeibeamten. Aber was war das im Vergleich zu der Angst, die ihr Herz hämmern ließ? Wo würden die sie hinbringen? Was hatten die mit ihr vor? Sah so eine Verkehrskontrolle aus? Das waren Verkehrspolizisten? Sie musste sich die Nummernschilder merken. So etwas ließ sie sich nicht gefallen. Was taten die dort überhaupt mit ihrem VW-Bus? Durchsuchten sie ihn etwa? Hatten die dazu das Recht? Recht! Ihre schmerzenden Oberarme waren dazu der beste Kommentar. Was suchten die denn? Was fiel denen ein, einfach ihre Tasche zu durchsuchen!
    Lukas würde doch wohl in der Nähe bleiben. Wenigstens das würde er tun, oder? Er würde sie nicht einfach so im Stich lassen, allein mit diesen Scheißbullen. Immerhin hatte sie also einen Zeugen. Er hatte gesehen, dass sie hier ohne jeden Grund misshandelt und festgenommen worden war. Die würden sie ja wohl nach Hause fahren, wenn sie ihren Wagen schon stehenlassen musste, oder? Ihre Lippen begannen vor Angst zu beben. Ganz ruhig, sagte sie sich. Vielleicht war es wirklich dumm von ihr gewesen, diesen Bullen wegzuschubsen. Diese Typen waren ja manchmal ziemlich frustriert und aggressiv und freuten sich, wenn man ihnen einen Vorwand lieferte, grob zu werden. Nur ruhig Blut, bis das hier ausgestanden war. Aber was taten die denn so lange? Mit wem

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