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Schweigend steht der Wald: Roman (German Edition)

Schweigend steht der Wald: Roman (German Edition)

Titel: Schweigend steht der Wald: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfram Fleischhauer
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Kopf. »Die sagen alle, ich käme nach der Anna. Die hätte auch so einen Stadttick gehabt wie ich. Soll das Landleben gehasst haben.«
    »Und warum hat sie dann einen Bauern geheiratet?«
    »Alois Leybach war doch kein Bauer«, erwiderte Lukas amüsiert.
    »So? Was denn dann?«
    »Ich weiß es nicht. Aber ein Bauer war der nicht. Der hatte keine Ahnung von Landwirtschaft. Soviel ich weiß, hat er früher mal Jura studiert.« Er schwieg einen Augenblick lang, bevor er fortfuhr. »Wir reden darüber eigentlich nicht. Alois, na ja, der war politisch. In der NSDAP und so. Und die Anna glaube ich auch. Die stammten ja beide gar nicht aus dieser Gegend. Die haben den Hof in den dreißiger Jahren gekauft. Wohnen wollten sie dort ursprünglich gar nicht. Das kam erst später.«
    »Später? Wie später?«
    »Na im Krieg. Nach dem ersten Bombenangriff auf Würzburg. 1942 oder so. Soviel ich weiß, sind sie damals nach Faunried umgezogen, weil sie in Würzburg ausgebombt waren. Und dann sind sie geblieben.«
    »Xaver ist also in Würzburg geboren?«
    »Ja. Wahrscheinlich. Hast du eigentlich keinen Hunger?«
    Anja warf einen Blick auf den Raumteiler. »Die Küche ist dunkel.«
    »Ja, schon. Aber ich kann was bestellen. Pizza. Oder chinesisch?«
    »Pizza Margherita für mich.«
    Lukas griff nach dem Telefon und gab die Bestellung durch. »Willst du beim Tee bleiben, oder soll ich den Wein aufmachen?«
    »Erst mal müsste ich wissen, wo dein Bad ist.«
    »Da. Nicht zu verfehlen.«
    Man konnte sich darin kaum umdrehen. Aber es war sauber und aufgeräumt. Hatte er das wohl für sie gemacht? Sie musterte sein Rasierzeug, das auf dem Waschbecken stand. In einer weißen Porzellanschale lag Nagelbesteck. Sein Bademantel hing hinter der Tür. Dunkelblau. Das Bad eines Mannes fand sie fast noch aussagekräftiger als seine Schuhe oder Fingernägel. Sie blieb daher länger, als es notwendig gewesen wäre. Dann dachte sie an ihren Besuch im Leybachhof. Xavers Zimmer. Das Album. Sollte sie davon erzählen? Ihm beichten? Aber wozu? Wie sollte sie rechtfertigen, dass sie dort herumgeschnüffelt hatte? Es war ja alles schon kompliziert genug zwischen ihnen. Sie strich ihre Augenbrauen glatt, wusch sich die Hände und ging wieder hinaus.
    Lukas hatte inzwischen Teller hingestellt. Jetzt holte er Gläser und Besteck. Sie nahmen mehrere Anläufe, wieder ins Gespräch zu kommen, aber nach drei oder vier Sätzen war jedes Thema erschöpft, und sie schauten einander an, bis er oder sie die nächste Frage zu irgendetwas stellte. Hatten sie sich nichts zu sagen? Oder lag es an etwas anderem, dass sich keiner von ihnen für ein Gespräch so richtig interessieren konnte? Anja spürte, dass sie nervös wurde, und war froh, als eine der Gesprächspausen durch die Türklingel unterbrochen wurde.
    »Ah, die Pizza«, sagte Lukas.
    »Das geht aber sehr schnell.«
    »Ja. Die sind hier um die Ecke«, erklärte Lukas.
    Er ging zur Tür, wartete, bis der Pizzabote heraufgekommen war, bezahlte und kehrte mit dem Pappkarton in die Küche zurück. Zwei Minuten später stellte er einen Teller mit den angerichteten Pizzastücken vor ihr ab.
    »Bitte schön«, sagte er zufrieden. »Es kann losgehen.«
    Er suchte ihren Blick, und sie ließ zwei Sekunden verstreichen, bevor sie wieder auf den Tisch schaute und nach ihrem halb gefüllten Weinglas griff.
    »Worauf stoßen wir an?«
    »Auf unser Wiedersehen«, schlug er vor.
    »Okay, Lukas. Auf jetzt also.«
    Ehe sie es recht bemerkte, hatte er seine Hand ausgestreckt und eine Strähne zur Seite gestrichen, die ihr ins Gesicht gefallen war. Der Rücken seines Zeigefingers fuhr ihr sanft über die Wange. Sie fühlte ein angenehmes Kribbeln, rührte sich jedoch nicht. Sie schaute ihn nur an. Dann tranken sie.
    »Essen wir?«, fragte sie, obwohl sie keinerlei Hunger verspürte. Im Gegenteil. Ihr war fast ein wenig schlecht vor Aufregung. Sie trank sogleich noch einen Schluck. Der Wein breitete einen warmen Fächer in ihrer Brust aus. Lukas machte auch keine Anstalten, zu essen, sondern sah sie unverwandt an. Dann beugte er sich vor und küsste sie. Sie wich unsicher zurück, aber der warme Fächer in ihrer Brust wurde plötzlich riesig. Ihre Wangen glühten. Er küsste sie erneut. Sie sah seine Augen ganz nah vor ihren eigenen. Dann explodierte alles, und sie sah nichts mehr.

34
    R upert lenkte seinen Wagen die Autobahnauffahrt hinauf und fädelte sich in den Abendverkehr Richtung Regensburg ein. Missmutig betrachtete er die

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