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Schweigend steht der Wald: Roman (German Edition)

Schweigend steht der Wald: Roman (German Edition)

Titel: Schweigend steht der Wald: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfram Fleischhauer
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deiner Frage an Infos in unserer Datenbank gefunden habe, schicke ich dir nachher, wenn ich es noch mal überprüft habe. Hängst du dir demnächst etwa Geweihe oder ausgestopfte Wildschweinköpfe im Zimmer auf? Echt gruselig. LG H.«
    Sie las die nächste Mail. Wenigstens wusste sie jetzt, wozu diese Kühltruhen gedient hatten.
Von: Henrik ROTER
Betreff: Sugocell – Supralan – Polyethylenglykol.
Datum: 18. September 1999 17:45:13 MEZ
An: [email protected]
 
Sugocell: Mittel (auf Zellulosebasis) zum Aufsaugen von Feuchtigkeit. Bindet Blut und Fett beim Abbalgen und Dünnschneiden. Hat eine hohe Saugkraft, schmiert nicht und gewährleistet hohe Griffigkeit der Haut und des Fleischkörpers.
Supralan: Wasch- und Entfettungsmittel für Vogelbälge und Säugerfelle. Findet auch Anwendung in der Knochenpräparation.
Polyethylenglykol (PEG): Mumifizierungshilfsstoff (wie Paraffin, aber wasserlöslich). Spritzt man in Vogelbeine, damit die nicht abbrechen. Anwendung: Kleinsäuger- und Jungtierpräparation.
PS: Was treibst du denn da bloß im Bayerischen Wald???
    Sie musste lächeln. Wenn sie E-Mails von Henrik las, hörte sie immer seine spöttische, ironische Stimme. Sie loggte sich aus und schloss das Programm.
    Alois Leybach hatte den Stall offenbar für das Präparieren von Tieren genutzt. Und dafür gleich sechs oder sieben Kühltruhen gebraucht. Der Mann wurde ihr immer unsympathischer. War sie ihm damals eigentlich begegnet? Sie war in seinem Haus gewesen. Sie hatte mit Xaver gespielt. Warum erinnerte sie sich nicht an ihn? Und Lukas’ Behauptung, ausgerechnet ihr Vater habe sich gut mit ihm verstanden?
    Sie schaute Lukas’ letzte Mitteilung an.
    Einfach so?
    Sie hatte sie löschen wollen. Aber sie hatte es nicht getan. Gegen vier, als sie noch sieben Datenbögen vor sich hatte, piepte ihr Handy erneut.
    Einfach heute?, stand da. Gegen acht?
    Es folgte die Adresse. Sie überlegte kurz. Dann tippte sie: Okay.
    Sie duschte ausgiebig, wusch sich die Haare und stand dann minutenlang ratlos vor dem Spiegel. Sollte sie das wirklich geschehen lassen? Sie würden reden und Wein trinken, und dann würden sie vielleicht Sex haben. Wollte sie mit ihm schlafen? Sie konnte es sich vorstellen. Sein Körper war ansprechend. Er war erheblich größer als sie. Das störte sie etwas. Nein, es störte sie nicht, sondern es schüchterte sie ein wenig ein. Was waren das überhaupt für Gedanken? Es musste ja nichts geschehen, sie konnte entscheiden. Dann fiel ihr der Zwischenfall im Wald wieder ein. Du liebe Zeit. Er hatte sie beatmet. Sie hatte seine Luft in sich gehabt. Wie viel intimer konnte man werden?
    Was sie an Unterwäsche dabeihatte, war eine mittlere Katastrophe. Nichts zu machen. Dann eben sportlich. Der Rest war nicht viel besser. Ihre Garderobe war in Planegg. Sie hatte überhaupt nichts dabei, was für so einen Abend auch nur halbwegs geeignet war. Am Ende trug sie ein Paar frische Jeans und ein weißes Hemd, das seit ihrer Ankunft ungenutzt in ihrem Schrank gehangen hatte. Nur bei der BH-Frage hatte sie eine echte Alternative gehabt, denn das scharfe Teil, das sie beim Klassentreffen getragen hatte, war mit nach Waldmünchen gereist. Schließlich wählte sie aber auch hier die sportliche Variante.
    Die Fahrt dauerte nicht eine, sondern anderthalb Stunden. Dafür hatte sie mit dem Parken Glück, denn es gab direkt vor dem Neubau genügend Stellplätze, auf denen auch ihr Bus bequem zu parken war. Auf dem Klingelschild am überdachten Eingang stand nur Gollas. Kein Vorname. Sie klingelte. Während sie darauf wartete, dass der Türöffner summte, betrachtete sie die Umgebung und versuchte zu verstehen, warum Lukas in solch einem nichtssagenden Neubauviertel wohnte. Im Lift, der sie in den siebten Stock brachte, roch es nach Heizöl. Lukas stand in der geöffneten Tür und lächelte strahlend, als sie aus dem Fahrstuhl heraustrat. Er küsste sie auf die linke Wange, umarmte sie kurz und trat zur Seite, um sie durchzulassen.
    Die Wohnung war eher ein Studio. Durch einen Raumteiler hindurch sah sie die Umrisse einer unbeleuchteten Küchenzeile. Der restliche Raum war vielleicht zwanzig Quadratmeter groß. Ein Sofa, ein kleiner Sessel, ein Couchtisch. Das war auch fast schon alles. Sie bemerkte ein paar schmale Türen in den Wänden und vermutete eingelassene Kleiderschränke. Eine Tür war etwas größer. Wahrscheinlich das Bad. Sie ging auf einen Sessel zu, zog ihren Mantel aus, reichte ihn ihm und setzte

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