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Schweigende Mauern: Historischer Kriminalroman aus Trier (German Edition)

Schweigende Mauern: Historischer Kriminalroman aus Trier (German Edition)

Titel: Schweigende Mauern: Historischer Kriminalroman aus Trier (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Domeier
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nichts dagegen?«
    »Wenn meine Tante von ihren Leiden erlöst worden wäre, wäre ich ganz bei ihm gewesen.«
    »Aber schließlich wart Ihr frisch verheiratet. Erwartete er dann nicht von Euch gewisse ...« Nikolaus kratzte sich am Kopf. Wie sollte er es bloß ausdrücken?
    Doch Helena kam ihm zuvor. »Herrmann wusste ganz genau, dass diese Art von ehelichen Pflichten noch warten musste.«
    »Aber Ihr hattet doch sicher eine gebührende Hochzeitsfeier und eine Hochzeitsnacht?«
    Sie schaute zur Seite und räusperte sich. »Die Feier war für einen Zimmermannsmeister angemessen bescheiden. Aber da ich mich um meine Tante kümmern musste, hat mein Mann mit seinen Freunden alleine weitergefeiert.«
    »Ah, ich verstehe.« Nikolaus verzog das Gesicht. Von einer solch eigenartigen Ehe hatte er noch nie gehört. Warum hatte sich der Meister Albrecht das gefallen lassen? Wieso akzeptierte ein schon älterer Mann, dass ihn seine junge und ansehnliche Frau so auf Abstand hielt? »Ist denn abzusehen, wie lange Eure Tante noch leiden muss?«
    »Die ehrwürdigen Schwestern denken, dass sie nur ... nur ...« Sie wischte sich mit dem Ärmel die Tränen ab und atmete tief durch. Krampfhaft versuchte sie, die Fassung zu bewahren. »... nur noch wenige Wochen durchhalten muss. Höchstens drei oder vier.«
    Nikolaus wechselte rasch das Thema. »Wart Ihr heute Morgen ganz zufällig bei St. Gangolf? Oder wolltet Ihr etwas Spezielles?«
    »Ich wollte meinen Mann fragen, ob ich ihm seine Speise lieber am Mittag oder zum Abend hin bereiten sollte. Durch die verschiedenen Aufträge, die er in der Stadt zu erledigen hat, war sein Tagesplan von Tag zu Tag unterschiedlich.«
    Wusste sie denn nicht, dass sich der Baumeister am Nachmittag meistens in Kneipen herumtrieb? Wahrscheinlich wollte sie es nicht zugeben, weil es ihr peinlich war, und versuchte, es zu beschönigen. »Wie steht Ihr eigentlich zum Meister Adam Grimbach? Wie man heute Morgen sehen konnte, scheint Ihr sehr vertraut miteinander.«
    Verlegen drehte sich Helena Albrecht wieder zur Seite und fingerte nervös an ihrem Kragen herum. »Wir ... wir ...« Sie räusperte sich mehrfach, bevor sie weitersprach. »Wir kennen uns schon seit längerer Zeit und hatten beschlossen, zu heiraten. Als wir meinen Vater um Erlaubnis baten, wurde er sehr wütend. Denn er hatte längst beschlossen, dass ich Thomas von Buschfeld, den ältesten Sohn des Schöffen Philipp von Buschfeld, heiraten sollte.«
    »Nicht den Meister Herrmann Albrecht?«
    »Zuerst nicht. Aber plötzlich hieß es: Nächste Woche heiratest du Herrmann Albrecht.«
    »So kurzfristig?« Nikolaus war überrascht.
    »Ja.«
    Er rechnete nach. »Also vor fünf Wochen?«
    Helena nickte nur.
    »Und warum so plötzlich? Wie hat Euer Vater diese unerwartete Entscheidung denn begründet?«
    »Es sollte ein Zeichen der Versöhnung zwischen den Schöffen und den kleineren Zünften sein.«
    Also dieselbe unglaubwürdige Erklärung, die Nikolaus schon von den Meistern beim Rathaus und von Junk persönlich gehört hatte. Hielt da jemand seine Mitmenschen wirklich für so dämlich? Als könnte niemand sonst eins und eins zusammenzählen!
    »Aber Ihr spracht vorhin von der Absprache. Wie kamt Ihr darauf?«
    »Ich hörte, wie mein Vater zu meinem Mann nach der Vermählungszeremonie sagte, dass nach der Erledigung des Problems die Rückzahlung des Darlehens vom Tisch wäre.«
    Nikolaus atmete tief ein. Der Dompropst Meuren hatte also wegen der Schulden recht gehabt. »Welches Problem war denn gemeint?«
    Helena drehte sich wieder herum. »Wie ich Euch schon sagte: Niemand wollte mir eine Antwort geben.«
    Was hatten die beiden Männer ausgeheckt, das die Intervention bei der Ernennung zum Zunftmeister, den Verzicht auf Geld und die nicht standesgemäße Verheiratung der Tochter wert war? Er konnte sich keinen vernünftigen Grund vorstellen. Also fragte er unvermittelt: »Trefft Ihr Euch trotz der Heirat mit dem Meister Albrecht eigentlich noch mit Adam Grimbach?«
    Helena zupfte wieder aufgeregt an ihrem Kragen. Sie versuchte beleidigt zu klingen: »Was erlaubt Ihr Euch! Das geht Euch nichts an!«
    »Eigentlich nichts, aber wenn ich dem Dompropst sagen muss, dass Ihr Euch weigert, Auskunft zu geben, wird er dafür sorgen, dass der Stadtrat sich darum kümmern muss.«
    »Ihr ... Ihr ...«
    Nikolaus verneigte sich leicht. »Es tut mir leid, dass ich so drastisch werden muss. Aber wenn Ihr unschuldig seid, braucht Ihr auch keine Angst vor der Wahrheit

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