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Schweigende Mauern: Historischer Kriminalroman aus Trier (German Edition)

Schweigende Mauern: Historischer Kriminalroman aus Trier (German Edition)

Titel: Schweigende Mauern: Historischer Kriminalroman aus Trier (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Domeier
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begonnen hatte. Trier hatte das Stapelrecht, demzufolge die auf der Mosel vorbeifahrenden Kaufleute verpflichtet waren, ihre Waren den Bürgern von Trier für drei Tage anzubieten. Der Platz wurde deshalb »am Staffel«, das heißt »am Stapel«, genannt. Und die Straße in Richtung des Hauptmarkts war deshalb die Staffelgasse.
    Schnell fand er jemanden, der ihm das Haus zeigte, in dem Gesine Albrecht wohnen sollte. Er durchschritt den Torbogen, dessen eine Türhälfte offen stand und der in den Hinterhof führte. Nikolaus verschaffte sich einen kurzen Überblick. Im hinteren Bereich des Grundstücks gab es einen Stall mit Scheune, den dazugehörigen Misthaufen und einen Gemüsegarten mit diversen Obstbäumen. Eine Bebauung, wie sie überall in der Stadt zu finden war – nichts Besonderes.
    Nikolaus nahm die schmale Holztreppe, die außen ans Haus angebaut war und vom Hinterhof aus in den ersten Stock und dann weiter zur Dachkammer führte. Er stieg bis ganz nach oben und klopfte an die morsche Tür. Riegel und Schloss waren vom Rost zerfressen und vermittelten nur noch eine vage Illusion der Sicherheit. Ein kräftiger Ruck, und man stand in der Kammer.
    Er pochte noch einmal. Aber nicht zu stark, da er nicht sicher war, ob die altersschwache Tür kräftigeres Klopfen aushalten würde. Doch statt dieser Tür öffnete sich die im ersten Stock. Ein grimmiges Gesicht, das fast vollständig von einem zotteligen Vollbart bedeckt war, erschien in der Tür. Nachdem die Augen den unbekannten Besucher erblickt hatten, schob sich eine kräftige Gestalt auf die Treppe. Nun war der Fluchtweg versperrt. Das schmutzige und viel zu enge Hemd spannte über dem Schmerbauch und war so weit hochgerutscht, dass der Bauchnabel sichtbar war. Ein sehr appetitlicher Anblick.
    »Was willst du?«, knurrte der vierschrötige Kerl. »Wenn du klauen willst, gibt’s was an den Hals. Hast du das verstanden?«
    Nikolaus atmete tief durch und nannte seinen Namen. Er erklärte so ruhig wie möglich, dass er wegen des Todes von Herrmann Albrecht einige Fragen an die Schwester hatte. Hoffentlich würde die grobe Gestalt seine Erklärung akzeptieren. Ansonsten bliebe nur noch der Sprung von der Treppe. Diese Alternative war nicht weniger gefährlich.
    Doch unvermittelt fragte der Mann: »Weiß man denn schon, wer‘s war?«
    »Ihr denkt, er wurde umgebracht?«
    »Das wird doch überall ’rumerzählt. Wenn seine Frau das schon sagt, muss doch was dran sein. Oder?«
    »Genau das soll ich untersuchen.«
    Der Mann unten auf der Treppe fuhr sich nachdenklich mit der Hand durch seinen Bart. Und schon hatte er einen Untermieter gefunden und zerquetschte den Quälgeist mit den Fingern seiner großen Pranke. »Gesine wird gleich kommen. Wenn du keinen Quatsch machst, darfst du hier warten.«
    Nikolaus versprach es. Doch bevor der Nachbar verschwinden konnte, fragte Nikolaus: »Guter Mann, weiß Gesine Albrecht denn wohl schon vom Tod ihres Bruders?«
    »Klar. Sie war kurz nach Mittag hier und erzählte vom Unglück. Die Arme wollte es sich nicht anmerken lassen, aber es hat sie ganz schön mitgenommen. Sie hat sich nur Trauerkleidung angezogen und ist gleich wieder los. Ihr Dienstherr, dieser Lackaffe; wollte ihr nicht freigeben. Auch so einer, der mal eine ordentliche Tracht Prügel gebrauchen könnte.«
    »Das ist wirklich nicht nett. Wer ist denn ihr Herr?«
    »Der alte Junk.«
    »Der Schöffenmeister?«
    »Genau der!« Der Mann war immer lauter geworden. Voller Zorn hatte er seine Fäuste erhoben. »Der nutzt uns kleine Leute doch aus, wo er nur kann. Eher könnte man aus einem Stein einen Tropfen Mitleid herauspressen. Von so einem bekommt keiner was geschenkt. Ein raffgieriger ...«
    Die nun folgenden derben und unflätigen Titulierungen überhörte Nikolaus lieber. Einige Leute glichen eher Tieren, die laut kläffend um sich bissen, um ihre Verbitterung in die Welt hinauszuschreien, als mit Verstand ausgestatteten Menschen, die sich beherrschen und ihre Kritik in passende Worte kleiden konnten. Nachdem der aufgebrachte Nachbar seiner Wut Luft gemacht hatte, verzog er sich wieder in seine Wohnung.
    Nikolaus setzte sich auf die Treppe und wartete. Warum hatte Theodor Junk heute Mittag nichts davon gesagt, dass Gesine Albrecht bei ihm arbeitete? War es ihm peinlich, dass die Schwester seines Schwiegersohns bei ihm saubermachen musste? Aber deswegen hatte er auch so genau sagen können, wo sie wohnte. Gab es noch mehr Verbindungen zwischen den Familien

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