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Schweigende Mauern: Historischer Kriminalroman aus Trier (German Edition)

Schweigende Mauern: Historischer Kriminalroman aus Trier (German Edition)

Titel: Schweigende Mauern: Historischer Kriminalroman aus Trier (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Domeier
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Morgen auf frischer Tat von mir ertappt wurden. Allerdings konnte nur einer gefasst werden. Aber die anderen werden es sich jetzt zweimal überlegen, wen sie noch abkassieren wollen.«
    »Euer Tonfall gefällt mir nicht. Ihr tut so, als wären wir, der Rat der Stadt, schuld daran. Kann es nicht sein, dass sich eher Euer Herr, der Kurfürst Otto von Ziegenhain, darum kümmern sollte? Schließlich betont er bei jeder passenden und unpassenden Gelegenheit, dass Trier ihm unterstellt ist.«
    Nikolaus zuckte mit den Schultern. »Wer hier in der Stadt welche Aufgabe und welche Rechte hat, ist ja schon lange ein Streitpunkt. Aber ich dachte daran, dass die Zünfte ja sehr genau wissen, wie es um ihre Mitglieder bestellt ist. Und bei Euch im Rat darf sich ja jede Zunft zu ihren Problemen äußern. Nicht wahr?«
    Die beiden Ratsmitglieder starrten den jungen Mann gereizt an, sagten aber nichts.
    »Ich finde es deshalb ausgesprochen lobenswert, dass sich die St. Jakobsspitalsbruderschaft auch mit Vertretern der kleinen Zünfte durch Heirat verbindet. So habt Ihr einen hervorragenden Kontakt auch zu denen, die nicht direkt im Rat vertreten sind.«
    Wer Ironie findet, darf sie behalten, dachte Nikolaus und versuchte verzweifelt, sein Lächeln in Grenzen zu halten.
    Nach einem längeren Moment des Schweigens antwortete Walther Kirn: »Ihr meint sicherlich die Heirat zwischen dem Meister Albrecht und der Tochter unseres Mitstreiters Junk. Ja, das war ein Zeichen des guten Willens zwischen den großen und den kleinen Ämtern.«
    »Mehr steckte also nicht hinter der Heirat?«
    »Wie meint Ihr das?«
    »Es gibt das Gerücht, dass der ehrenwerte Schöffe Junk und der Meister Albrecht eine weitergehende Abmachung getroffen haben. Wisst Ihr etwas darüber?«
    »Von solch einer Abmachung habe ich noch nie gehört. Und wenn es sie gibt, ist es eine private Angelegenheit, die mich nichts angeht.«
    Nikolaus tat überrascht. »Oh, ich dachte, Ihr würdet regen Anteil an den Angelegenheiten von Theodor Junk nehmen.«
    »Auch da müsst Ihr etwas falsch verstanden haben.«
    Der junge Mann nickte und kratzte sich nachdenklich am Kinn. »Warum eiltet Ihr dann mit den Herren Hans Schauf, Philipp von Buschfeld und Theodor Junk in den Turm von St. Gangolf, kurz bevor der arme Herrmann Albrecht herabstürzte?«
    Der Zunftmeister sprang erregt auf. Er hatte schon die Hand erhoben und den Mund geöffnet, um dem impertinenten Jüngling eine Strafpredigt zu halten. Aber im allerletzten Moment besann er sich und antwortete einfach: »Wir waren nicht im Turm. Wir waren in der Kirche, um zu beten. So wie das jeder gute Christenmensch von Zeit zu Zeit tut.«
    »Ihr wurdet aber dabei beobachtet.«
    »Von wem?«
    »Muss ich das sagen?«
    Kirn wurde laut und spielte den Beleidigten. »Natürlich! Hier geht es um eine infame Verleumdung!«
    »Im Moment sage ich es lieber nicht. Die Person muss ja noch in Trier leben.«
    »Ich habe das Recht, solche falschen Beschuldigungen richtigzustellen.«
    »Sind sie denn falsch?«
    Der zornige Zunftmeister kam langsam näher. Ärgerlich fuchtelte er mit den Armen. »Wer hat das gesagt? Ich will das jetzt wissen. War es einer der Arbeiter? Oder Grimbach? Keiner von denen bekommt je wieder Arbeit!«
    »Seht Ihr? Schon wollt Ihr jemanden unter Druck setzen, anstatt offen und ehrlich zu antworten.«
    »Was erlaubt Ihr Euch! Es geht hier schließlich um die Wahrheit!«
    »Ganz Eurer Meinung. Aber was wäre, wenn mir dies jemand ganz anders gesagt hätte? Keiner, der auf dem Dach war?«
    Walther Kirn stockte. Fieberhaft dachte er nach, wer etwas erzählt haben konnte. Nikolaus konnte die fieberhaften Gedanken in seinem Gesicht geradezu ablesen. Einer von den drei anderen, mit denen der Zunftmeister dort war? Der Priester? Oder jemand, den sie in der Eile übersehen hatten? Was wusste der Besucher? Wie viel war nur Vermutung?
    Nikolaus musste lächeln und fragte: »Also, hochverehrter Meister Kirn, was habt Ihr auf dem Turm von St. Gangolf gewollt?«
    Endlich hatte sich das Ratsmitglied wieder gefangen. Mit einer Handbewegung bedeutete er dem ungebetenen Gast endlich zu verschwinden. »Für so etwas haben wir keine Zeit. Wir haben Wichtigeres zu tun. Ihr dürft jetzt wieder gehen.«
    »Ihr gebt also zu, oben gewesen zu sein?«
    »Ich gebe gar nichts zu. Ihr solltet lieber endlich gehen. Ihr haltet uns auf.«
    Nikolaus ließ nicht locker. »Was hattet Ihr vier ehrenwerten Herren mit Herrmann Albrecht zu schaffen?«
    Mit hochrotem

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