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Schweigende Mauern: Historischer Kriminalroman aus Trier (German Edition)

Schweigende Mauern: Historischer Kriminalroman aus Trier (German Edition)

Titel: Schweigende Mauern: Historischer Kriminalroman aus Trier (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Domeier
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Kopf zischte Walther Kirn: »Nichts!« Seine Hände waren zu Fäusten geballt und drohend erhoben.
    »Durch welche Abmachung wurde Junks Tochter verschachert?«
    Der andere Ratsherr hatte bisher voller Unruhe zugehört. Er war immer wieder auf seinem Stuhl hin und her gerutscht. Nun sprang er aber auf und stellte sich zwischen die beiden Kontrahenten. Er spürte ganz genau, dass sein Kollege kurz davor war, die Beherrschung zu verlieren.
    Dominikus Vierland wandte sich an Nikolaus: »Bitte geht jetzt. Es ist besser so.«
    Der junge Mann verneigte sich übertrieben höflich, wünschte den Herren noch einen schönen Tag und verließ beschwingten Schrittes den Raum. Er hatte gewonnen. Er hatte diesen selbstherrlichen und arroganten Schnösel verunsichert und in die Defensive gedrängt. Es würde nicht lange in Kirn gären, und er liefe zu seinen Kumpanen hinüber, um sich mit ihnen zu beraten. Deshalb musste Nikolaus sofort zu Theodor Junk und dem die gleichen Fragen stellen. So hatten die vier Honoratioren keine Zeit, sich abzusprechen. Es wäre sehr interessant, die Unterschiede in den Geschichten zu analysieren.
    Der junge Mann war endlich mit sich selbst zufrieden. Er hatte es satt, immer nur von den anderen getreten und angetrieben zu werden. Nun gab er das Tempo vor. Wenn du deine Feinde nicht sofort besiegen kannst, dann verwirre sie.

Die trauernde Witwe
    Nikolaus eilte in die Brotstraße zum Haus des Theodor Junk. Gerade als er klopfen wollte, öffnete sich die Tür und Helena Albrecht erschien. Beide erschraken gleichermaßen. Die junge Witwe hatte rot unterlaufene Augen und weinte. Aber als sie den Besucher erblickte, richtete sie sich auf, wischte ihre Tränen ab und räusperte sich. Nach einem knappen »Guten Tag« fragte sie: »Was kann ich für Euch tun?«
    »Ich wollte mit Eurem Vater sprechen.«
    »Eigentlich wollte ich nach Hause ... ich meine ... in die Wohnung meines verstorbenen Mannes.« Sie blickte verschämt zu Boden.
    »Wo wohnte Euer Gemahl denn?«
    »In der Webergasse. Es ist eine kleine Wohnung über dem Geschäft des Tuchhändlers Reichenau. Aber wenn Ihr wünscht, kann ich Euch zu meinem Vater führen.«
    Nikolaus bedankte sich und folgte ihr ins Haus. Immer wieder musste er an ihren gestrigen Auftritt denken. Was konnte er ihr glauben? Dass sie um ihren Ehemann trauerte, mit dem sie nach der Hochzeit keine einzige Nacht zusammen gewesen war? Dass sie nicht wusste, weshalb sie dem Meister zur Frau gegeben worden war? Oder wie ihr Verhältnis zu Adam Grimbach wirklich aussah? Und jetzt weinte sie schon wieder?
    Was soll’s?, dachte er und fragte kurz entschlossen die junge Witwe: »Trauert Ihr sehr um Euren verstorbenen Mann?«
    Sie blieb stehen und blickte ihn scharf an. »Ich weiß nicht, was Euch das angeht.«
    »Nichts. Aber gestern machtet Ihr einen gefassteren Eindruck als jetzt.«
    »Vielleicht liegt es daran, dass es noch mehr Dinge gibt, die mich belasten.«
    »Darf ich erfahren, was es ist?«
    Helena drehte sich um und wollte weitergehen. Nikolaus ärgerte sich schon, dass er zu aufdringlich gewesen war, als sie nach nur zwei Schritten wieder stehen blieb. Sie blickte zu Boden, schaute sich aber nicht um. »Mein Leben ist alles andere als erfreulich. Erst diese unmögliche Heirat, dann das Verschwinden meiner beiden Brüder, und nun der Tod Herrmanns.«
    Nikolaus horchte auf: »Was ist denn mit Euren Brüdern?« Er erinnerte sich an die Ausführungen des Dompropstes über die Familie Junk, das mussten Konstantin und Crispus Junk sein.
    »Ich weiß nicht, wo sie sind. Sie sind einfach los, ohne Lebwohl zu sagen. Das ist nicht ihre Art.«
    »Sie sind verschwunden?«
    »Sie haben mit Vater abgesprochen, wohin sie wollten. Aber mir haben sie nichts gesagt. Obwohl sie sonst immer Bescheid geben.«
    »Und wann sind sie fort?«
    »Vor drei Tagen.«
    »Und Ihr wisst nicht, wohin?«
    Helena Albrecht drehte sich langsam um. Sie schüttelte den Kopf. »Vater sagte, sie hätten etwas sehr Wichtiges zu erledigen.«
    »Und was?«
    »Das wollte er mir nicht sagen. Aber auch Herrmann wusste Bescheid. Das fand ich schon eigenartig. Er sagte das Gleiche wie mein Vater. Er meinte, es ginge mich nichts an und ich solle ruhig sein. Aber das kann ich nicht!« Bei den letzten Worten stampfte sie ärgerlich mit dem Fuß auf den Boden.
    Theodor Junk liebte wohl Heimlichkeiten und vertrauliche Absprachen. Aber bei zu viel Geheimniskrämerei drängte sich immer der Verdacht auf, dass Unredlichkeiten

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