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Schweigende Mauern: Historischer Kriminalroman aus Trier (German Edition)

Schweigende Mauern: Historischer Kriminalroman aus Trier (German Edition)

Titel: Schweigende Mauern: Historischer Kriminalroman aus Trier (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Domeier
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Albrecht.«
    Und schon war der Moment der Verblüffung vorüber. »Wenn Ihr mit den Angestellten unseres gnädigen Herrn sprechen wollt, fragt an der Hintertür. Wenn sie abkömmlich ist, könnt Ihr ja mit ihr reden.« Damit wollte der Diener die Tür endgültig schließen, doch Nikolaus reichte es jetzt. Ärgerlich donnerte er los: »Wenn Ihr nicht wollt, dass sich der Kurfürst mit Euch beschäftigt, holt Ihr mir jetzt sofort Gesine her!«
    »Das wird dem gnädigen Herrn aber keinesfalls gefallen.«
    »Dann kann er sich ja beim Kurfürsten beschweren. Denn sowohl der Rat als auch Euer Herr haben sich dem ehrwürdigen Otto von Ziegenhain unterzuordnen.«
    Sichtlich verunsichert antwortete der Diener: »Gesine ist nicht wie üblich heute Morgen erschienen. Der Herr war schon ganz ungehalten.«
    »Habt Ihr schon nach ihr schicken lassen?«
    »Nein. Warum?«
    »Vielleicht ist sie krank und braucht Hilfe.«
    »Darum hat sich gefälligst ihre Familie zu kümmern. Wir sind kein Hospital.«
    Nikolaus lag eine scharfe Bemerkung auf der Zunge, aber er sah es nicht ein, seine Zeit und Kraft an diesen frechen Diener zu vergeuden. Stattdessen verabschiedete er sich und machte sich auf den Weg zur Staffelgasse. In wenigen Augenblicken war er am Ziel. Er eilte die Treppe zu Gesines Kammer hinauf und klopfte heftig dagegen. Es rührte sich nichts. Er hämmerte gegen die morschen Bretter und rief laut ihren Namen, aber niemand meldete sich. Nikolaus legte sein Ohr an die Tür und horchte. Nichts.
    »Was wollt Ihr?«
    Erschrocken fuhr er herum. Auf halber Treppe im ersten Stock stand wieder der schwergewichtige Nachbar mit seinem struppigen Vollbart. Seine Wampe lugte wie letztes Mal unter dem vor Schmutz starrenden Hemd hervor. Als er Nikolaus erkannte, sagte er: »Ach, Ihr seid das. Aber Gesine ist um diese Zeit immer im Junkschen Haus. Fragt da doch mal nach.«
    »Von dort komme ich gerade. Und sie soll den ganzen Tag noch nicht dort gewesen sein.«
    Der Nachbar kratzte sich am Kinn. »Das ist ja wirklich eigenartig. Das passt gar nicht zu Gesine. Ich habe heute noch nichts von ihr gesehen oder gehört. Wartet mal.«
    Er lehnte sich in die Eingangstür zu seiner Wohnung und rief hinein. Nach kurzer Zeit antwortete eine weibliche Stimme.
    Nun wandte sich der Nachbar wieder Nikolaus zu. »Meine Frau hat auch nichts von Gesine bemerkt. Andererseits ...« Nun durchwühlte er seinen Bart mit beiden Händen nach lästigen Untermietern.
    »Was meint Ihr mit ›andererseits‹?«
    »Hm ... Irgendjemand war gestern am späten Abend noch bei ihr. Wir hörten die lauten Stimmen.«
    »Gab es Streit?«
    »Nein, nein. Gar nicht. Sonst wär’ ich bestimmt dazwischengegangen. Auf die Gesine lass ich nichts kommen. Nein. Es war eher wie eine überlaute Begrüßung und aufgeregtes Geplapper. Wir haben uns nichts dabei gedacht.«
    »Habt Ihr etwas verstanden?«
    »Nichts. Wozu auch? Geht mich nichts an.«
    »Und wie lange hat dieses Geplapper gedauert?«
    Der rundliche Mann zuckte mit den Schultern. »Na ... Nicht sehr lang. Nach ’nem Moment war alles wieder ruhig. Seitdem haben wir nichts mehr gehört.«
    »Und Ihr habt Euch keine Sorgen gemacht?«
    »Nein. Gesine ist immer sehr ruhig und rücksichtsvoll. Wir haben uns nichts dabei gedacht.«
    Nikolaus rieb sich hektisch die Stirn. Angenommen, die Gesuchte hatte die Mappe ihres toten Bruders bekommen. Weiterhin angenommen, darin fanden sich Hinweise auf seinen Tod oder seine Verbindungen zu Theodor Junk. Dann hatten einige großes Interesse, Albrechts Unterlagen in die Finger zu bekommen: sowohl der Schöffenmeister als auch der mögliche Mörder oder sonst jemand, der davon profitieren könnte – zum Beispiel auch Peter Finken. Der Viehhändler hatte bei Helena ja schon bewiesen, dass er alles andere als rücksichtsvoll war.
    »Hat jemand einen Schlüssel zu dieser Wohnung?«, fragte der Jurist.
    »Wozu?«
    »Ich mache mir Sorgen. Vielleicht sollten wir nachschauen.«
    Der Nachbar überlegte nicht lange und hievte sich dann die Treppe hinauf. »Dafür brauchen wir keinen Schlüssel. Das ist nur ein einfacher Riegel.«
    Er holte einen eisernen Dorn aus der Tasche und steckte ihn in das Loch unterhalb des Türgriffs. Er hantierte einen kurzen Augenblick, bis man ein Klacken hörte. Dann war der Riegel zur Seite geschoben, und die Tür konnte geöffnet werden. Die beiden Männer betraten Gesines Kammer.
    Doch sofort hielt Nikolaus den Nachbarn zurück: »Vorsicht! Nicht weiter! Seht!«
    Im

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