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Schweigende Mauern: Historischer Kriminalroman aus Trier (German Edition)

Schweigende Mauern: Historischer Kriminalroman aus Trier (German Edition)

Titel: Schweigende Mauern: Historischer Kriminalroman aus Trier (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Domeier
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Schmerz in seinem Leib war höllisch und nahm ihm auch die letzte Kraft. Er sank auf die Knie. Im Nu hatte ihm einer der Verfolger einen Arm auf den Rücken gedreht und drückte ihn schmerzhaft nach oben. Nikolaus war nun den Unbilden der Kerle schutzlos ausgeliefert.
    »Was wollt ihr von mir?«, stieß er ächzend hervor.
    Der zweite Mann baute sich bedrohlich vor ihm auf. Plötzlich blitzte etwas im fahlen Lichtschein eines Fensters auf. Der Angreifer hatte ein Messer gezogen.
    »Oh, nein!«, stöhnte Nikolaus. Er ahnte, was nun kommen würde. Irgendjemandem in der Stadt hatte er sehr auf die Füße getreten. Irgendjemand war durch seine Nachforschungen aufgeschreckt worden. Und alles nur wegen dieses eingebildeten und anmaßenden Dompropstes. Dieser blöde Kerl holte ihn so mir nichts dir nichts aus seinen Studien und schickte ihn zum Schnüffeln durch ganz Trier. Warum hatte er Meuren nicht gleich eine Abfuhr erteilt? Ihm nicht auf der Stelle gesagt, was er von diesem Hirngespinst hielt? Nikolaus wollte lieber ein davongejagter und heimatloser Bursche sein als ein toter Doktor. Wut stieg in ihm auf und verdrängte allmählich die lähmende Angst.
    »Wer hat euch geschickt? Sagt schon! Warum kommt das Schwein nicht selbst? Hat er Angst vor mir? Muss er dazu erst seine Laufburschen schicken?«
    Endlich kam eine Antwort. Es war mehr ein Knurren als ein Sprechen. »Dir schneid ich die Gurgel durch. Dann wollen wir mal sehen, ob du dann noch was sagen kannst.«
    Und schon holte der Angreifer aus, um zuzustechen. Nikolaus hielt vor Schreck die Luft an und schloss die Augen. Während er in Gedanken ein Stoßgebet sprach, erwartete er den finalen Schmerz.
    Doch plötzlich erscholl ein Schrei. Als er die Augen wieder öffnete, sah er, wie sich zwei Gestalten ein Stück weiter am Boden wälzten. Jemand hatte den Angreifer mit voller Wucht umgerannt. Die beiden rangen miteinander und stöhnten. Immer wieder sah man die gefährliche Klinge aufblitzen. Die beiden Gegner versuchten mit aller Kraft, das Messer dem anderen in die Brust zu stoßen.
    Nikolaus fühlte, wie der Griff seines Bewachers lockerer wurde. Der überlegte wohl gerade verzweifelt, was er tun sollte. Lieber seinem Kumpel helfen und riskieren, dass Nikolaus entwischte? Oder warten und hoffen, dass der Störenfried im Zweikampf unterlag? Aber Nikolaus wollte nicht warten, bis ein zweites Messer seinem Leben ein Ende setzte. Kurz entschlossen stemmte er sich gegen den Burschen hinter ihm. Dies kam so überraschend, dass der Bewacher rückwärts taumelte und beinahe das Gleichgewicht verlor. So war der junge Jurist frei und konnte sich aufrappeln.
    Nun ging er zum Angriff über und schlug dem stolpernden Verfolger mit voller Wucht seine Faust ins Gesicht, sodass der zu Boden ging. Dafür schoss nun Nikolaus ein stechender Schmerz ins Handgelenk. Er war geübt, mit Feder und Tinte zu kämpfen, aber nicht mit Fäusten und Messern.
    Die drohende Niederlage hatte der zweite Mann trotz seines Zweikampfes auch mitbekommen. Er mobilisierte noch einmal alle Kräfte und versuchte, seinen Gegner wegzustoßen. Noch einmal rollten die beiden Kontrahenten über die Straße. Man hörte ihr Stöhnen und Ächzen. Plötzlich konnte sich einer befreien.
    »Nimm das!«, hörte man noch. Dann sprang er auf und lief wie vom Teufel gejagt davon.
    Und als sich Nikolaus umdrehte, gab auch sein angeschlagener Bewacher Fersengeld. Nun war nur noch eine fremde Gestalt übrig. Wer war das? Derjenige, der ihm die Kehle durchschneiden wollte, oder der, der in letzter Sekunde dazwischengesprungen war? Mühsam stand nun der Kämpfer auf. Aber Nikolaus hatte nicht das Bedürfnis, zu erkunden, welcher es war. Also rannte auch er so schnell es ging in Richtung Markt.
    Die Wache am Tor zum Dombezirk erkannte ihn zum Glück sofort, trotz seiner ramponierten Erscheinung, und fragte, ob alles in Ordnung sei. Doch er war außer Atem und winkte nur müde. Genau wie gestern Abend fiel er erschöpft und am ganzen Leib zitternd ins Bett und hoffte inständig, schnell einschlafen zu können.
    Doch dieser Wunsch ging leider nicht in Erfüllung. Er konnte die Erlebnisse des Abends nicht so schnell zur Seite schieben. Wer waren die beiden Angreifer gewesen? Wer hatte sie geschickt? Der Mörder von Herrmann Albrecht? Oder der Viehhändler? Wem war Nikolaus zu nahe gekommen? Erst nach Mitternacht kam der Schlaf. Aber die schrecklichen Träume von Verfolgern, die ihm überall auflauerten und ihm ans Leder

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