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Schweigende Mauern: Historischer Kriminalroman aus Trier (German Edition)

Schweigende Mauern: Historischer Kriminalroman aus Trier (German Edition)

Titel: Schweigende Mauern: Historischer Kriminalroman aus Trier (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Domeier
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nichts getan wurde. Sie haben lieber ihre Söhne beschützt als die Bürger der Stadt. Verfehlungen, die sie bei anderen anprangern, sind in ihrer eigenen Familie anscheinend üblich. Damit haben sie im Grunde genommen die Erpressungen noch unterstützt.«
    Nikolaus musste aufpassen, dass sein unverschämtes Schmunzeln nicht auffiel.
    Der Dompropst war Feuer und Flamme. Er begann, aufgeregt hin und her zu laufen. »Wir müssen sofort Wachen losschicken. Die ganze Stadt wird voller Dankbarkeit auf mich blicken. Der Erzbischof wird mich dafür bestimmt belohnen.«
    »Bitte schickt die Soldaten vor allen Dingen erst zu Buschfeld und Kirn. Deren Söhne müssen Sebastian Vierland auf dem Gewissen haben. Junks Söhne sind auf Reisen.«
    »Auf Reisen? Wohin?«
    »Das wollte mir Theodor Junk nicht verraten. Aber vielleicht könnten wir ihn nachher noch besuchen. Wenn Ihr dabei seid, ist er bestimmt gesprächiger.«
    Meuren klatschte vergnügt in die Hände. »Guter Vorschlag. So machen wir das.«
    Nikolaus grinste in sich hinein. Er hatte es nicht für möglich gehalten, dem zu kurz geratenen Gernegroß seinen Willen aufzudrängen – anstatt immer umgekehrt. Nun kam der zweite Teil der Argumentation. Er fuhr fort: »Wenn die Burschen nun verhaftet werden, dann erscheint die Anschuldigung gegen Meister Grimbach doch in einem ganz anderen Licht.«
    »Er ist und bleibt verdächtig.«
    »Vielleicht. Aber es gibt keinen handfesten Beweis, dass Grimbach der Mörder ist. Die Aussage von Rudolf Schauf erscheint unter den neuen Gesichtspunkten nicht sehr vertrauenerweckend.«
    Meuren blieb vor Nikolaus stehen und blickte ihn scharf an. »Worauf wollt Ihr hinaus?«
    »Vielleicht hatte jemand anders auch einen Grund, sich den Tod von Herrmann Albrecht zu wünschen.«
    Der Dompropst grübelte einen Moment und fragte dann: »Ihr denkt an die Söhne der Ratsherren. Nicht wahr?«
    »Wie ich erfahren habe, gab es ein paar Differenzen zwischen den Freunden und Herrmann Albrecht.«
    »Aha. Ihr meint also, dieser Schauf hat mir etwas vorgegaukelt, damit ich Nachsicht mit ihm habe?«
    »Ihr konntet ja nicht wissen, was ich inzwischen gehört hatte.«
    Meuren blickte mit zusammengezogenen Augenbrauen zu dem jungen Mann hoch. »Richtig. Ihr hattet ja versäumt, mir das zu berichten. Ansonsten hätte ich dieses Gefasel sofort als dicke Lügengeschichte entlarvt. Also wollte Schauf nur den Verdacht von sich auf einen anderen abwälzen.«
    Nikolaus sagte lieber nichts zu diesem Überstrapazieren der Wahrheit. Meuren konnte sich so viel auf seine Klugheit einbilden, wie er wollte, solange er das anordnete, was in Nikolaus‘ Sinne war.
    »Seit Herrmann Albrechts Tod ist seine Mappe mit den Zeichnungen zu den Bauten und seinen persönlichen Unterlagen weg. Seit gestern ist auch seine Schwester Gesine verschwunden, die möglicherweise die Mappe hatte. In ihrer Wohnung habe ich Blutspuren gefunden. Jemand ist verletzt worden oder im schlimmsten Fall sogar getötet.«
    »Diese Bande soll das gewesen sein?«
    »Ja. Oder auch Peter Finken.«
    »Den Namen habe ich schon mal gehört.«
    »Das ist ein Viehhändler in der Neustraße. Er stritt mit Herrmann Albrecht wegen des Einsturzes einer Scheune. Ich habe selbst erlebt, wie Finken gegen Helena Albrecht handgreiflich wurde, um einen Schadensersatz zu erzwingen. Ich traue ihm zu, dass er Gesine entführt hat, um Geld zu erpressen oder über sie an Albrechts Unterlagen zu kommen. Vom Knecht habe ich erfahren, dass Peter Finken seit gestern weg ist und dass er einen Weg gefunden habe, über Theodor Junk an sein Geld zu kommen. Das klingt mir schon sehr nach einer Gaunerei. Dazu passt auch, was ich inzwischen feststellen konnte: Die Scheune ist nicht wegen Albrechts Schlamperei eingestürzt, sondern weil ein paar Balken angebohrt wurden. Ich denke, Finken wollte sich einen Schadensersatz erschwindeln.«
    Wieder begann der Dompropst aufgeregt hin und her zu laufen. »Wenn das wirklich stimmt, mein lieber Doktor, dann müssen wir ganz schnell etwas unternehmen.« Er blieb vor Nikolaus stehen. »Seid Ihr sicher mit Eurer Vermutung?«
    Der junge Mann zuckte mit den Schultern. »Es ist eine Vermutung. Aber wenn wir sie nicht überprüfen, werden wir es nie erfahren. Laden wir nicht Blutschuld auf uns, wenn wir abwarten und währenddessen eine unschuldige Person sterben muss?«
    Simeon von Meuren nickte. »Wir müssen seinen Hof durchsuchen.«
    »Entschuldigt bitte, aber Finken ist, das vermute ich, seit gestern auf

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