Schweigende Mauern: Historischer Kriminalroman aus Trier (German Edition)
dem Hof seiner Eltern bei Konz.«
»Seid Ihr sicher, dass wir diese Gesine da finden werden?«
»Ich hoffe es, kann es aber beileibe nicht garantieren.«
»Eine ziemlich vage Geschichte. Meint Ihr nicht?«
»Aber wenn es stimmt, steht Ihr auch in dieser Angelegenheit gegenüber der Stadt und dem Kurfürst gut da. Und falls man nichts findet, kann man Euch keinerlei Nachlässigkeit vorwerfen. Ihr habt jede Gelegenheit genutzt, um ein Menschenleben zu retten.«
Meuren dachte angestrengt nach. Schließlich gab er seine Zustimmung. Sofort raste er los, um Soldaten zusammenrufen zu lassen. Es wurden drei Gruppen gebildet: Eine wurde beritten nach Konz zum Viehhändler geschickt, eine zum Haus des Webermeisters Walther Kirn und die dritte zum Wechsler Philipp von Buschfeld.
»Bringt mir die Mörder!«, befahl der Dompropst Nikolaus. »Ich warte hier, damit wir dann den alten Junk vor vollendete Tatsachen stellen können, um ihm mal gehörig eine Lektion zu erteilen.«
Der junge Mann folgte dem Trupp Wachen, der zum Haus der Familie Buschfeld eilte. Er wollte unbedingt die Reaktion von Philipp von Buschfeld erleben. Immerhin wären er und Theodor Junk beinahe über ihre Kinder verbunden gewesen. Außerdem gehörten hier ebenfalls zwei Söhne zu der Verbrecherbande.
Im Laufschritt ging es über den Markt. Voller Neugier beobachtete man die Soldaten, die in verschiedene Richtungen in die Stadt liefen. Worum ging es? Drohte eine Gefahr? Wurde jemand verfolgt? Solch einen Aufruhr hatte es schon lange nicht mehr in Trier gegeben. Einige Passanten folgten den Truppen, um zu sehen, was los war. Eine Schar Kinder lief aus reinem Spaß laut schreiend hinterher. Endlich konnte sie zusammen mit den Großen Soldat spielen.
Die Mannschaft, der Nikolaus folgte, lief in die Jakobstraße. Vor einem der ersten Häuser auf der linken Seite hielt man an und schlug mit aller Kraft gegen die Tür. Zwei Wachen wurden losgeschickt, um die Hinterseite zu bewachen, damit dort niemand entfliehen konnte. Als sich nach mehrmaligem Klopfen niemand im Haus rührte, versuchten die Soldaten, die Eingangstür aufzubrechen. Andere begannen, gegen die Fenster zu klopfen, sodass die Butzenscheiben gefährlich klirrten.
Noch ehe die Eingangstür eingestoßen werden konnte, wurde von innen geöffnet. Ein ängstlich schauender Diener ließ den Trupp herein und wurde sofort vom Anführer angeschnauzt, warum er nicht früher geöffnet habe. Doch bevor der Diener eine Antwort geben konnte, wurde er grob zur Seite gestoßen, und die drei Soldaten betraten mit gezückten Waffen und grimmigen Gesichtern das Haus. Nun wurden alle Türen zu den angrenzenden Räumen aufgerissen, und in jeder Ecke, unter jedem Tisch, hinter jedem Schrank wurde nach den Söhnen des Hauses gesucht. Lautstark und rücksichtslos wälzte sich die Horde durchs Haus, bis sie zur Stube kam, in der das Ehepaar schon voller Anspannung wartete.
Philipp von Buschfeld stand mit hoch erhobenem Kopf mitten im Raum vor dem Tisch, auf dem zwei prächtige Kerzenleuchter aus Silber standen. Er hatte sich in aller Eile einen mit Fell verzierten Mantel übergeworfen und einen weiten Samthut aufgesetzt. Neben ihm saß seine Frau auf einem Polsterstuhl und wischte sich gerade die Tränen ab.
»Was geht hier vor?«, donnerte der Hausherr den Eindringlingen entgegen, als sie die Stube betraten.
Der Hauptmann trat ihm entgegen und erklärte mit ebenso fester Stimme: »Im Namen des gnädigen Herrn von Meuren, des Stellvertreters unseres geliebten Kurfürsten und Erzbischofs Otto, verhaften wir Eure Söhne Thomas und Heinrich.«
»Weswegen?«
»Mord, Diebstahl und Erpressung.«
»Das ist eine Lüge! Ich werde mich beim Kurfürsten über diese unverschämte Behandlung beschweren. Der ehrenwerte Rat der Stadt Trier wird solch eine Unverfrorenheit nicht tolerieren. Das könnt Ihr dem Dompropst bestellen. Für diese infamen Behauptungen gibt es keinerlei Beweise.«
Nun meldete sich auch die Frau zu Wort. Unter Tränen presste sie hervor: »Wir haben ordentliche Kinder. Sie sind unschuldig. So etwas können sie gar nicht tun. Verschwindet endlich wieder!«
Jetzt erblickte Philipp von Buschfeld Nikolaus und zeigte auf ihn. »Das ist Euer Werk! Seit zwei Tagen steckt Ihr Eure Nase in Angelegenheiten, die Euch nichts angehen. Ihr seid ein Verleumder, ein Satan! Nur weil Ihr noch immer nicht wisst, wer den ehrenwerten Meister Albrecht getötet hat, wollt Ihr das nun meinen unschuldigen Söhnen
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