Schweigende Mauern: Historischer Kriminalroman aus Trier (German Edition)
ankreiden.«
Nikolaus fühlte sich unwohl in seiner Haut. Diese direkten, von Emotionen beherrschten Konfrontationen lagen ihm gar nicht. Er argumentierte und überzeugte lieber mit klaren Tatsachen und unbestechlicher Logik. Aber nun konnte er nicht anders. »Wer hat denn behauptet, dass wir Eure Söhne wegen des Todes von Herrmann Albrecht suchen?«
Buschfeld hob leicht die Augenbrauen – ansonsten sah man ihm die Überraschung nicht an. »Warum seid Ihr dann hier?«
»Es geht um den Mord an Sebastian Vierland.«
»Und weswegen sollten meine Söhne ihn töten wollen?«
»Sebastian hatte um Schutz gebeten, weil er sein Gewissen erleichtern wollte. Er wollte offenbaren, wer hinter den Erpressungen bei den Händlern und Handwerkern steckte.«
»Wollt Ihr etwa behaupten, dass meine Söhne irgendetwas damit zu tun haben?«
»Ja. Thomas, Heinrich und ihre Freunde Konstantin und Crispus Junk, Peter Kirn und Rudolf Schauf.«
»Beweist es!«, donnerte Buschfeld los und erhob seine zu Fäusten geballten Hände.
Nikolaus verbeugte sich leicht und lächelte dabei. »Das werden wir vor Gericht tun.« Obwohl ihm klar war, dass es dazu etwas mehr brauchte als nur die Vermutung, dass die jungen Burschen mehr getan hatten außer Tetrarchie zu spielen.
»So wie ich gehört habe, gibt es aber keinen einzigen Augenzeugen, der den Mörder Vierlands beschreiben kann.«
»Richtig. Aber man kann eine Tat auch auf andere Art nachweisen. Nicht wahr?«
Der Ratsherr schwieg.
Nikolaus setzte nach: »Davon abgesehen gibt es aber Hinweise, dass Eure Söhne und ihre Freunde Streit mit Herrmann Albrecht hatten.«
»Was wollt Ihr damit andeuten?«
»Dass sie sehr wohl am Tod des Zimmermannsmeisters beteiligt sein könnten.«
Der Wechsler hatte sich wieder gefangen und lachte theatralisch auf. »Das sind Hirngespinste! Niemals! Mit dem Unglücksfall haben sie nichts zu tun. Es war ganz klar ein Unfall. Zum Zeitpunkt des Sturzes waren sie gar nicht auf dem Turm von St. Gangolf.«
Der junge Jurist hatte Buschfeld nun dort, wo er ihn haben wollte. »Woher wisst Ihr das denn so genau?«
Der Ratsherr bemerkte leider zu spät, dass er ein wenig zu voreilig gewesen war. »Ich ... ich weiß das halt.«
»Sagt doch frei heraus, woher Ihr das wisst. Dann können wir Eure Söhne in diesem Punkt schon einmal entlasten. Das wollt Ihr doch sicher. Oder?«
Buschfeld knetete nervös seine Hände. Wie konnte er seine Söhne entlasten, ohne sich selbst zu belasten?
»Philipp, warum sagst du nichts?« Seine Frau warf ihm einen vorwurfsvollen Blick zu. »Es sind unsere Kinder! Tu doch was!«
Nikolaus wandte sich ihr zu. »Gnädige Frau, ich bin mir sicher, Euer Ehemann höchstpersönlich könnte bezeugen, dass Eure Söhne nicht dort waren.«
»Stimmt das, Philipp?«
Buschfeld hob verzagt die Hände. »Ja ... schon ... aber ...«
»Dann beschwöre das doch, und der Verdacht ist aus der Welt.«
»Aber ... versteh doch ...«
Die arme Frau sprang auf. »Was soll ich verstehen? Dass du unsere Söhne wissentlich aufs Schafott schickst? Was haben wir getan, dass du uns so verabscheust?«
»Nichts, aber ...«
»Kein Aber!« Sie wurde immer hysterischer. »Erst soll Thomas Helena nicht heiraten. Das Warum wolltest du mir schon damals nicht sagen. Ich würde das sowieso nicht verstehen, hast du immer wieder gesagt. Als ob ich zu dumm wäre. Ich bin seine Mutter! Ich habe das Recht, es zu wissen! Und jetzt willst du unsere Kinder dem Henker ans Messer liefern. Warum? Liebst du uns denn gar nicht mehr?«
»Bitte, Liebes.« Buschfeld wollte seine Frau in den Arm nehmen, aber sie stieß ihn fort.
Nun mischte sich Nikolaus ein. »Gnädige Frau, um Eure Söhne zu entlasten, müsste Euer Mann zugeben, dass er selbst auf dem Turm war. Genauer gesagt: er zusammen mit drei anderen Ratsherren. Aber er müsste dann auch erklären, was er auf dem Turm von St. Gangolf wollte – just in dem Augenblick, als der Zimmermannsmeister hinunterstürzte.«
»Stimmt das, Philipp? Was wolltest du da?«
Buschfeld schwieg und blickte verlegen zu Boden.
Nikolaus fasste die Situation zusammen: »Entweder Eure Söhne oder Ihr und Eure Kollegen aus dem Stadtrat. Wer war oben auf St. Gangolf?«
Der Wechsler sagte nichts mehr und blickte trotzig geradeaus ins Leere.
Die Frau war bei den letzten Worten immer blasser geworden. »Was habt Ihr getan, Philipp? Was ist geschehen?«
Endlich brachte er ein paar heisere Worte hervor. »Nichts. Thomas und Heinrich wird nichts
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