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Schweigende Mauern: Historischer Kriminalroman aus Trier (German Edition)

Schweigende Mauern: Historischer Kriminalroman aus Trier (German Edition)

Titel: Schweigende Mauern: Historischer Kriminalroman aus Trier (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Domeier
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gestoßen wurde?«
    »Das habe ich doch gestern Abend schon alles zu Protokoll gegeben. Das könnt Ihr alles nachlesen.«
    »Bitte erzählt es mir noch einmal.«
    »Oh!« Er richtete sich kerzengerade auf und feixte: »Kann der gnädige Herr etwa nicht lesen? Das tut mir aber leid.«
    Nikolaus wollte sich keinesfalls provozieren und vom Thema abbringen lassen. Deshalb wiederholte er seine Bitte.
    »Steht alles im Protokoll. Und mehr werde ich nicht sagen.«
    »Vor Gericht werde ich Eure Aussage in der Luft zerreißen. Von der Gasse vor St. Gangolf kann man nicht in den Turm schauen. Das ist unmöglich. Da müsste man schon um die Ecke gucken können. Und vom Marktplatz aus über die Häuser hinweg etwas zu erkennen, ist ausgeschlossen. Auf die Entfernung kann man nichts erkennen.«
    »Das ist Eure Meinung. Der Dompropst glaubt mir aber jedes Wort.«
    »Warum habt Ihr nicht eher etwas von Eurer wichtigen Beobachtung gesagt?«
    Der Gefangene zuckte mit den Schultern. »Woher sollte ich wissen, dass ich der einzige Zeuge bin? Ich dachte wirklich, dass allen klar war, wer der Mörder ist.«
    Diesen Mann konnte Nikolaus nicht erschüttern. Er hatte zu wenig Beweise in der Hand, um ihn aus der Fassung zu bringen. Es stand hier tatsächlich Aussage gegen Aussage. Als Jurist war Nikolaus klar, dass aufgrund dieser Umstände kein eindeutiges Urteil gefällt werden konnte. Welcher Behauptung sollte das Gericht mehr glauben? Dem, was der Bedienstete des Kurfürsten erzählte, oder dem, was ... Ja, wer war der Gefangene eigentlich?
    »Möchtet Ihr mir zum Abschied denn nicht verraten, wie Euer Name ist?«
    Wieder erschien das gehässige Lächeln. »Das steht auch im Protokoll.«
    »Bitte.«
    »Na, gut, Euch zuliebe. Ich heiße Rudolf Schauf.«
    Nikolaus musste schlucken. »Ihr seid der Sohn des Metzgermeisters Hans Schauf?«
    »Ganz genau.«
    Das musste Meuren heute Morgen doch schon gewusst haben. Das Protokoll wurde bereits gestern verfasst. Warum hatte der Dompropst Nikolaus das nicht gesagt? Das war doch eine wichtige Information! Hatte Meuren inzwischen mit Hans Schauf über dessen Sohn gesprochen? Höchstwahrscheinlich nicht, denn Rudolf hockte hier ja noch angekettet. Warum hatte sich der Dompropst so schnell mit der unglaubwürdigen Beobachtung abspeisen lassen?
    Einem plötzlichen Einfall gehorchend sprach Nikolaus: »Was denken eigentlich Eure Freunde, wenn der Prokonsul wie ein dahergelaufener Verbrecher im Kerker sitzen muss?«
    Plötzlich war das gemeine Grinsen verschwunden. Der Gefangene presste seine Lippen zusammen und schwieg.
    »Die beiden, die ich auf frischer Tat erwischt habe und die mich dann verfolgt haben, waren Eure Präfekten. Nicht wahr?«
    Rudolf Schaufs Stimme klang nun nicht mehr so lässig und überzeugend. »Ich weiß nicht, was Ihr meint.«
    Endlich war Nikolaus derjenige, der lächeln konnte. »Heinrich von Buschfeld, der jüngere Sohn von Philipp von Buschfeld, und Peter Kirn, der Sohn von Walther Kirn. Die sind doch Eure Laufburschen. Ihr habt auf sie aufgepasst, während sie für Euch abkassieren mussten.«
    »Ich habe noch nie einen größeren Schwachsinn gehört.«
    »Ich sollte jetzt wohl schnellstens los, um nach ihnen suchen zu lassen.«
    Rudolfs Lachen klang gekünstelt und verkrampft. Er wusste, dass er gerade die Kontrolle verlor. »Ha! Ihr solltet Euch mal untersuchen lassen. Gab es schon öfter Fälle von Wahnsinn in Eurer Familie?«
    »Ich wette, auch Konstantin und Crispus Junk und Thomas von Buschfeld gehören zu Eurer Truppe.«
    »Wer soll das denn sein?«
    »Die Gruppe der Ratsherrensöhne, die so gerne Tetrarchie spielen. Zu leugnen, dass Ihr befreundet seid, ist vergebens. Das ist allgemein bekannt.«
    Rudolf riss ärgerlich an seinen Fesseln und knirschte mit den Zähnen.
    »Überlegt Euch gut, ob Ihr Eure Aussage nicht noch ändern wollt. Die Schlinge liegt bereits um Euren Hals. Nur ein Wunder kann Euch noch vor einer Strafe retten.«
    Der Gefangene hatte nun all seine Überheblichkeit verloren. Voller Wut presste er hervor: »Mein Vater wird mich noch heute hier herausholen. Ihr werdet es noch bereuen, mich mit Euren Lügengeschichten anklagen zu wollen.«
    Nikolaus hatte genug gehört. Ohne ein weiteres Wort verließ er das Kerkerloch. Mit Schwung knallte er die Tür zu. Er war zufrieden, außerordentlich zufrieden. Endlich ging es voran. Er hatte die Verbrecherbande, die die kleinen Leute in der Stadt terrorisierte, enttarnt. Nun mussten so schnell wie möglich die

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