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Schweigende Mauern: Historischer Kriminalroman aus Trier (German Edition)

Schweigende Mauern: Historischer Kriminalroman aus Trier (German Edition)

Titel: Schweigende Mauern: Historischer Kriminalroman aus Trier (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Domeier
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passieren. Dafür werde ich schon sorgen.«
    Plötzlich rief ein Wachsoldat von hinten: »Wir haben Heinrich. Er wollte durch den Garten fliehen. Wir haben ihn zum Glück noch früh genug erwischt. Sollen wir ihn reinbringen?«
    Nikolaus antwortete anstelle des Hauptmanns: »Bringt ihn sofort in die Domstadt. Er wird dort verhört.«
    »Nein!« Frau von Buschfeld schrie auf. »Nicht auch noch Heinrich!« Schon plumpste sie wieder auf ihren Stuhl und sackte in sich zusammen. Sie weinte bitterlich.
    Der junge Jurist hakte nach: »Verzeiht bitte, warum sagtet Ihr: ›nicht auch noch Heinrich‹? Was ist denn mit Thomas?«
    Durch das herzzerreißende Schluchzen konnte man sie nur schlecht verstehen. »Thomas .. seit Tagen verschwunden ... weiß nicht wo ... keine Nachricht von ihm ... Philipp ... will nichts sagen.«
    Nikolaus nickte. Das hatte er sich gedacht. Thomas war zusammen mit Konstantin und Crispus Junk verschwunden. Auch Theodor Junk hatte nicht sagen wollen, wo seine Söhne waren. Diese drei jungen Burschen hatten sich gleichzeitig aus dem Staub gemacht, und zwar mit vollem Wissen ihrer Väter. Diese wussten sicherlich ganz genau, wo sie sich in diesem Augenblick befanden und was der Grund für die Flucht gewesen war. Aber ohne den handfesten Beweis der Mitwisser- oder vielleicht sogar Mittäterschaft konnte er weder Philipp von Buschfeld noch Theodor Junk verhaften.
    Die Soldaten machten kehrt und marschierten hinaus. Nikolaus verabschiedete sich höflich und entschuldigte sich für die Störung. Zurück blieben eine am Boden zerstörte Mutter, die jedes Vertrauen in ihren Ehemann verloren hatte, und ein überheblicher Vater, der damit kämpfte, wem er mehr Loyalität schuldete – seinen Kindern oder seinen Kollegen im Stadtrat.
    In der Wachstube in der Domstadt fanden sich alle wieder ein. Als Nikolaus ankam, stand Peter Kirn schon an der einen Wand, flankiert von zwei streng dreinblickenden Soldaten, während bei Heinrich von Buschfeld gerade die Taschen ausgeleert wurden. Aber im nächsten Augenblick musste auch er sich an die Wand stellen, seinem Freund genau gegenüber. Die beiden schauten sich stumm an. Sie versuchten krampfhaft, zu lächeln und lässig zu erscheinen, aber Angst und Verzweiflung waren ihnen ins Gesicht geschrieben. Die Hände hatte man ihnen nicht gefesselt, so wussten sie vor Aufregung nicht, wo sie mit ihnen hin sollten. Peter Kirn schwenkte seine Arme mal hin und her, dann wieder stemmte er sie in die Seiten, um sie im nächsten Augenblick baumeln zu lassen. Heinrich nestelte mit einer Hand am Kragen seines Hemds herum, während er an den Fingernägeln der anderen Hand herumkaute.
    Dann sahen sie Nikolaus in der Tür stehen, und der letzte Rest ihres Lächelns verschwand. Sie hatten den erkannt, der sie beim Abkassieren erwischt hatte. Jedes Leugnen war nun vergebens. Wenn sich nun noch ein paar der ausgequetschten Ladenbesitzer entschlossen auszusagen, war alles aus. Heinrich von Buschfeld schaute niedergeschlagen zu Boden.
    Nikolaus wandte sich an den Hauptmann: »Sind das die persönlichen Sachen der zwei?«
    »Ja.« Der Wachsoldat zeigte, welcher Haufen welchem Gefangenen gehörte.
    Nikolaus interessierte sich nicht für die Beutel mit Geld oder persönlichen Utensilien. Er wollte sich die Messer anschauen. Er nahm das erste aus der Scheide. Es war ein ganz normales Messer – einschneidig, etwa eine Spanne lang. Er ging zum Fenster, um es genauer zu untersuchen. Am Übergang zwischen der Klinge zum Holzgriff klebte etwas Dunkles. Nikolaus versuchte es abzuwischen. Es war schmierig und rötlich. Blut. In der Scheide hatte es nicht richtig trocknen können. Aber wer konnte schon nachweisen, dass es Menschenblut war? War Gesine hiermit angegriffen worden?
    Nikolaus legte das Messer zur Seite und nahm sich das zweite vor. Das war viel interessanter. Es war nämlich ein Dolch: lang und schmal, mit zwei Schneiden. Griff, Klinge und Parierstange waren aus Stahl geschmiedet worden und reich verziert. Eine ebenso wertvolle wie ungewöhnliche Waffe. Die Enden der Parierstange bildeten Blütenknospen. Nikolaus konnte keine Rückstände von Blut erkennen, denn der Dolch war tadellos gesäubert und poliert. Trotzdem lächelte er bei dem Anblick. Sowohl die Form des Klingenquerschnitts als auch die Länge von über einer Spanne und die vorstehenden Enden der Parierstange passten zu der Wunde in Sebastian Vierlands Bauch.
    Nikolaus rief Heinrich von Buschfeld plötzlich ein »He« entgegen

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