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Schweigende Mauern: Historischer Kriminalroman aus Trier (German Edition)

Schweigende Mauern: Historischer Kriminalroman aus Trier (German Edition)

Titel: Schweigende Mauern: Historischer Kriminalroman aus Trier (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Domeier
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und warf ihm einen der Geldbeutel entgegen. Heinrich schreckte auf und fing den Lederbeutel.
    »Ihr seid Linkshänder, nicht wahr?«, fragte der junge Jurist.
    »Äh ... ja ... wieso?«
    »Ihr habt den Beutel mit der linken Hand gefangen.« 208
    »Ja, und?«
    »Sebastian Vierland wurde mit solch einer Waffe von einem Linkshänder erstochen. Ihr habt ihn ermordet.«
    Der ertappte Bursche wurde nun noch aufgeregter. »Nein, nein. Das war ich nicht. Ich habe das nicht getan. So etwas könnte ich nicht. Ich schwöre es!«
    »Aber die Beweise sprechen gegen Euch.«
    Heinrich raufte sich verzweifelt die Haare.
    Jetzt meldete sich sein Freund Peter Kirn: »Diese Anschuldigungen sind von vorne bis hinten erstunken und erlogen. Wir haben niemanden bestohlen oder über die Klinge springen lassen. Unsere Familien werden schon dafür sorgen, dass wir bald wieder frei sind. Dann wird es Euch leidtun, uns hier festgehalten zu haben. Ihr wisst ja gar nicht, mit wem Ihr Euch da angelegt habt!«
    Plötzlich erklang es laut: »Ich weiß es aber!«
    Alle schauten zur Tür, von woher die Stimme gekommen war. Simeon von Meuren stand dort.
    »Ihr habt den Kurfürsten höchstpersönlich herausgefordert. Daran haben sich schon Eure Väter und Großväter ihre Hände verbrannt. Wie könnt Ihr Milchgesichter dann erwarten, dass Ihr ungeschoren davonkommt?«
    Peter war aber nun nicht mehr zu bremsen. Er wurde immer lauter und musste von den Soldaten festgehalten werden. Sie hielten ihn an den Armen und drückten ihn an die Wand. »Ihr seid ja von Sinnen! Ihr erstickt Trier! Ihr treibt es wieder in die dunkle Zeit nach den Römern zurück, als tumbe Völker hier hausten und die prächtigste Kultur des Reiches zerstörten.«
    Doch der Dompropst scherte sich einen Kehricht um das Geschrei. »Wo sind die drei anderen? Konstantin, Crispus und Thomas?«
    »Ich verrate keine Freunde. Niemals. Ihr seid der Totengräber Triers!«
    Meuren hatte genug gehört. Er befahl, die Gefangenen nach unten zu bringen und zu ihrem Kumpanen zu sperren. Dort könnten sie so lange und so laut schreien, wie sie wollten. Mit einem hämischen Grinsen fügte er hinzu: »Solange sie noch können.«
    Zu Nikolaus gewandt sagte er: »Und jetzt gehen wir zu Junk. Mal sehen, was der alte Halsabschneider uns vorlügen will.«

Theodor Junk
    Simeon von Meuren hetzte über den Marktplatz und dann nach links in die Brotstraße. Hinter ihm folgten einige Soldaten, die parat stehen sollten, falls Konstantin und Crispus auftauchten. Die Nachhut bildete Nikolaus. Er fühlte sich nicht wohl bei der Sache. Der Dompropst reagierte auf den Schöffenmeister zu ungestüm – ungefähr wie ein Stier auf ein rotes Tuch. Innerhalb kürzester Zeit waren sie an ihrem Ziel angelangt. Zwei Wachen wurden vorsichtshalber zur Hinterseite des Hauses geschickt, die anderen sollten vorne warten.
    Meuren klopfte heftig gegen die große Eichentür. »Macht auf!«, rief er laut.
    Mit einer boshaften Befriedigung bemerkte er, wie neugierige Passanten stehen blieben und miteinander tuschelten.
    »Junk, ich weiß, dass Ihr da seid! Hört mit dem Theater auf! Wir müssen reden!«
    Doch schon nach kurzer Zeit öffnete der Diener, an den Nikolaus schon zweimal geraten war, die Tür. »Was wünschen die Herren?«
    »Ich will Theodor Junk sprechen.«
    »Tut mir sehr leid, gnädiger Herr. Der Herr Junk ist mit einer wichtigen Angelegenheit beschäftigt. Kommt bitte später wieder.«
    »Was?« Der Dompropst lief puterrot an und reckte seine kleine Gestalt. »So etwas Freches habe ich ja noch nie erlebt! Sei froh, dass ich dich nicht auf der Stelle einsperren lasse!«
    Der Diener wich einen Schritt zurück, versuchte aber, fest zu bleiben. »Ich habe meine Anweisungen und darf keinen Besucher hereinlassen.«
    »Ich bin kein Besucher. Ich bin der Vertreter des ehrwürdigen Kurfürsten Otto, dem diese Stadt untertan ist. Also auch du und dein anmaßender Herr. Hast du das jetzt verstanden?«
    Der Bedienstete blickte sich verstohlen um. Überall standen Leute, die die Szene sowohl interessiert als auch amüsiert beobachteten. Dazu kamen noch die Soldaten, die zwar gelangweilt an der Hauswand standen, aber schon die Hand am Schwertknauf hatten.
    Plötzlich klang der Diener kleinlaut: »Kommt bitte herein. Ich führe Euch zum Herrn.«
    Meuren und Nikolaus folgten den Gang entlang in die schon bekannte Stube. Dort standen Theodor Junk und Philipp von Buschfeld und erwarteten die ungebetenen Gäste. Der Wechsler war außer

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