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Schweigende Mauern: Historischer Kriminalroman aus Trier (German Edition)

Schweigende Mauern: Historischer Kriminalroman aus Trier (German Edition)

Titel: Schweigende Mauern: Historischer Kriminalroman aus Trier (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Domeier
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Vögelchen.« Meuren lächelte böse. Er wusste sicherlich schon ganz genau, wie er die Gefangenen zum Sprechen bringen würde.
    Doch die beiden Honoratioren schwiegen.
    »Also: Wo sind die drei?«
    »Auf einer Geschäftsreise«, antwortete Junk.
    »Ach? Seit wann denn? Und wann kommen sie wieder?
    »Vor vier Tagen haben sie ein Schiff die Mosel hinunter genommen. Sie wollen Geschäfte in Köln, Amsterdam und vielleicht auch in Brügge machen. Je nachdem, welche Gelegenheiten sich bieten. Sie werden bestimmt noch zwei bis drei Monate fort sein.«
    »Wirklich?«
    Die Ratsherren nickten einmütig.
    Nun konnte Nikolaus seine Neugier nicht mehr zügeln. Er bat den Dompropst um Verzeihung und fragte: »Und die Reise Eurer Söhne hat nichts mit dem Tod von Herrmann Albrecht zu tun?«
    Junk lachte spöttisch auf. »Wie soll das denn gehen? Wenn Ihr ein wenig nachrechnen würdet, solltet Ihr auch allein darauf kommen, dass dies zeitlich ganz unmöglich ist. Am Samstagabend sind sie mit dem Schiff losgefahren und sollen den Meister am Montag ermordet haben? Ich bitte Euch! Für einen studierten Menschen sollte es doch logisch sein, dass dies ganz und gar unmöglich ist.«
    »Wer kann denn bezeugen, dass die drei auch wirklich los sind?«
    Der Schöffenmeister stockte kurz. »Sie haben sich hier verabschiedet und sind dann zur Anlegestelle gegangen. Leider haben wir nicht persönlich gesehen, dass sie auf ein Schiff gestiegen sind. Aber da sie nun mal fort sind, müssen sie gefahren sein.«
    Buschfeld bestätigte dies durch ein festes »Richtig«.
    »Oder haben sie sich versteckt, um erst am Montagmittag zu fahren?«
    Junk lachte wieder. »Das hört sich schon sehr konstruiert an. Geht doch hinunter zum Anleger und fragt die Arbeiter dort. Irgendeiner wird bestimmt etwas gesehen haben.«
    »Ganz bestimmt sind am Samstag ein paar junge Männer auf ein Schiff gestiegen und mitgefahren.«
    »Na also! Ihr gebt es ja zu!«
    »Aber wer von den Arbeitern weiß schon, wie Eure Söhne aussehen? Und irgendein Schiff wird bestimmt gefahren sein. Es halten schließlich jeden Tag irgendwelche Kähne in Trier.«
    Der Blick der beiden Ratsherren war alles andere als freundlich.
    Nikolaus nutzte die Verblüffung aus. »Wenn Eure Söhne nichts mit dem Tod an Herrmann Albrecht zu tun hatten, dann müsst Ihr mir aber verraten, was Ihr auf dem Turm wolltet – gerade in dem Augenblick, als er herabstürzte.«
    »Das geht Euch gar nichts an!«, blaffte Theodor Junk.
    Meuren hob drohend die Faust und erwiderte lautstark: »Oh, doch! Sobald es um Mord geht, ist es ganz bestimmt meine Sache!«
    Die Ratsherren versuchten krampfhaft, sich heimlich Zeichen zu geben. Buschfeld erklärte schließlich: »Wir hatten etwas zu erledigen.«
    Der Dompropst reckte seine Arme theatralisch empor. »Ja, was denn?«
    »Äh ... Wir ... hatten erfahren, dass ... dass sich der Meister umbringen wollte.«
    »Was?« Meuren schrie fast. »Warum?«
    Nikolaus war völlig überrascht angesichts dieser Aussage. Selbstmord – das war ja auch seine erste Vermutung gewesen. Eigentlich hätte er sich also voller Stolz auf seinen klaren und logisch arbeitenden Verstand selbst auf die Schulter klopfen sollen. Aber etwas störte ihn. War es die Offenheit, mit der dieser Sachverhalt nun dargelegt wurde? Sollte von einer anderen, schlimmeren Wahrheit abgelenkt werden? Die offensichtlichen Heimlichkeiten und Absprachen um die Heirat von Helena und Albrecht hatten ihn schon vorher stutzig gemacht. Er konnte längst nicht mehr glauben, dass es ein Freitod war. Es musste viel mehr dahinterstecken. Für ihn konnte es nur noch eine Erklärung geben: Mord.
    Theodor Junk antwortete währenddessen: »Ein Junge hatte mir einen Brief vom Meister gebracht. Da habe ich den Boten gleich zu Philipp weitergeschickt und dann zu Hans und Walther. Wir beiden trafen gleichzeitig bei St. Gangolf ein und wollten ihn aufhalten.«
    »Aha. Und warum ging der Brief gerade an Euch?«
    »Ich bin schließlich sein Schwiegervater.«
    »Das gibt’s ja gar nicht!« Der Dompropst war ungehalten: »Und da musstet Ihr gleich die anderen Ratsherren herbeirufen? Konntet Ihr das denn nicht allein? Ihr seid doch sonst immer so tüchtig. Oder ist das nur Fassade?«
    Junk schwieg. An den Bewegungen seines Mundes sah man aber nur zu deutlich, welch ein Kampf in ihm tobte, bei dieser Provokation zurückzuschlagen.
    »Wenn Ihr Eure Sprache wiedergefunden habt, könntet Ihr mir gnädigerweise sagen, weshalb sich der Albrecht

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