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Schweigfeinstill

Schweigfeinstill

Titel: Schweigfeinstill Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friederike Schmöe
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leise, dass ich mich vorbeugen musste.
    »Arbeiten Sie zusammen?« Ich folgte ihr in ein winziges Zimmer und setzte mich auf ein ungemachtes Schlafsofa.
    Marietta starrte mich an.
    »Sie sind keine Kollegin, oder?«, fragte sie.
    »Nein. Und Sie?«
    »Valeska und ich sind Freundinnen.« Die Angst machte ihr hübsches Gesicht grau. »Sie ist weg. Sie kam gestern nicht vom Dienst und sie hat sich nicht gemeldet. Weder in der Klinik noch bei mir.«
    »Seit wann?«
    »Am Dienstag habe ich sie zuletzt gesehen.«
    Du lieber Himmel. Wir hatten Freitag.
    »These-Girls dot com?«, fragte ich.
    Jetzt wurde Marietta totenblass. »Wer sind Sie?«, hauchte sie.
    »Stehen Sie für These-Girls vor der Kamera?«, legte ich los. »Wie Valeska?«
    Marietta brach in Tränen aus. Mir gingen die Nerven durch.
    »He, Marietta, ich habe keinen Nerv, mir einen Heulkrampf anzuschauen. Was ist los?«
    Ich hatte nicht das geringste Recht, so mit ihr zu sprechen. Ich an ihrer Stelle hätte diese strumpfsockige Besucherin hochkant rausgeschmissen. Aber sie schniefte in den Ärmel ihres Pullis und murmelte: »Es ging alles schief. Sie haben uns gutes Geld versprochen. Wir wollten ein anderes Leben haben, wir …« Sie heulte wieder los. »Ich will hier studieren. Jura. Aber es …«
    »… gefällt Ihnen nicht«, antwortete ich für sie.
    »Valeska arbeitet als MTA im Klinikum rechts der Isar. Im Labor. Wir wollten aus der Kleinstadt raus. Wir sind aus Amberg. Besucher finden das Städtchen hübsch, aber wenn man da lebt, will man weg. Weg von dem ganzen Getratsche, in die Großstadt, wo was läuft.« Sie schluchzte auf.
    »München ist teuer«, sagte ich. »Ihr seht jung und hübsch aus, also habt ihr euch eine einträgliche Nebentätigkeit gesucht. Kommen Sie schon, schauen Sie nicht so verblüfft. Das ist nun wirklich nicht schwer zu erraten!«
    Menschen faszinierten mich. Wenn mich etwas zu meinem Beruf getrieben hatte, außer dem Trotz gegen meine Mutter und ihre Bevormundung, dann war es pure Neugier auf Abgründe, geheime Sehnsüchte und das kleine private Kraftwerk tief im Innern, das jeden von uns weitermachen ließ, egal wie viele Schläge wir auch einsteckten.
    »Es gab da einen Aufruf im Internet. Frauen für Film gesucht. Wir haben uns durchgeklickt und beworben. Es sollte was Erotisches sein.«
    Ich verdrehte die Augen. Erotik. Im Internet. Wie dämlich konnte man eigentlich sein?
    »Ihr seid beide über 18, oder?«
    »22«, flüsterte Marietta.
    »Na, klasse. Und euren Verstand, haben sie euch den in der Schule plattgemacht?« Schwache Gegner gingen mir auf den Keks.
    »Bei der ersten Aufnahme haben sie uns gesagt, dass wir strippen sollten. Es hat Spaß gemacht.« Sie sah zu mir hoch, als wäre ich ihre Mutter.
    »Ich habe nichts gegen Strippen«, sagte ich. Als wenn es um so etwas wie Moral ginge! In diesen Mädchen war irgendetwas zerbrochen, und das hatte nichts mit Moral zu tun. »Wir sind hier nicht in der Kirche.«
    »Nein.« Sie wischte sich über die Augen und verschmierte die Mascara. »Valeska hat viel sexuelle Energie. Mehr als die meisten. Sie will sich erproben und herausfinden, wie weit sie gehen kann. Jean war sehr zufrieden mit ihr.«
    »Jean?« Jean – Johannes. Johannes Lehr. Meine Gedanken fingen Feuer.
    »Der … Mann, der uns gefilmt hat.«
    »Wo war das?«
    »In …«
    »O. k. Ich weiß es ohnehin. In einer Privatwohnung in Thalkirchen. War dieser Jean alleine?«
    Marietta schluchzte auf. »Manchmal war eine Frau dabei.«
    »Beschreiben Sie mir, wie sie aussah.«
    Marietta druckste herum wie eine Fünftklässlerin bei der Lateinabfrage. Was sie sagte, reichte mir. Es war Gina. Es musste Gina sein.
    »Sie war nicht immer dabei. In der Wohnung gibt es ein Zimmer, ganz in Violett. Alles sehr sauber. Am einen Ende ist die Technik aufgebaut, Kameras, das alles. Ansonsten gibt es ein Bett und ein paar Kleinigkeiten.« Marietta beruhigte sich. »Jean fand Valeska klasse und fragte sie, ob sie härtere Sachen machen wollte. Bondage. So was. Valeska fragte, wie das läuft. Sie hatte Lust, ich merkte es ihr an. Sie kam am Abend hierher und erzählte mir davon. Jean sagte ihr, es gäbe ein Codewort, das sie nur sagen müsste, wenn sie nicht mehr klarkäme, und die Fesseln würden sofort gelöst.«
    »Ach.«
    »Wir haben in ihrer Wohnung geübt. Jean hat Valeska Nippelklemmen und alles Mögliche mitgegeben. Wir haben auch Elektroden ausprobiert. Ich wollte das nicht, aber Valeska liebte es. Sie hatte wirklich

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