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Schweigfeinstill

Schweigfeinstill

Titel: Schweigfeinstill Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friederike Schmöe
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Spaß, konnte ihre sexuelle Energie ausleben. Sie …« Marietta schlug die Hände vors Gesicht.
    »Was ist schiefgegangen?«
    »Jean fragte, ob Valeska vor der Kamera masturbieren würde.« Marietta wurde rot. »Hat sie gemacht.«
    »Und wieder war Jean hingerissen.«
    »Ja. Er hat gesagt, wenn jetzt der Winter kommt, machen sie Outdoor-Bondage. An verschiedenen Orten. Draußen eben. Ob Valeska da mitmachen wolle. Sie hat gesagt, sie will es sich überlegen. Sie ist ziemlich verfroren.«
    Müllers Filme spukten durch meinen Kopf.
    »Jean hat ihr versichert, es wäre o. k. Sie würden nur ganz kurze Sequenzen drehen, nur ein paar Minuten.«
    »Ist sie hingegangen?«
    »Einmal bisher. Sie haben unter einer halb fertigen Brücke gefilmt, irgendwo weit ab. Außer Jean war noch ein anderer Kameramann dabei.« Marietta schauderte. »Aber es stimmte nicht, was sie Valeska gesagt hatten. Sie fesselten sie und zurrten sie an einem Baugerüst in die Höhe und ließen sie eine halbe Stunde hängen, obwohl Valeska fix und fertig war und das Codewort schrie. Später beschwerte sich Valeska bei Jean, aber der hatte kein Verständnis. Er sagte, wenn Valeska keinen Bock mehr hätte, es gäbe genug andere.«
    Ich konnte mir den Rest zusammenreimen. »Also ist sie hingegangen. Weil sie aus der Norm rauswollte, ihre Grenzen erproben wollte.«
    »Sie war seit gestern Nachmittag um kurz vor zwei am Set verabredet. Sie hat immer ein Handy mit. Der Dreh sollte um kurz nach vier zu Ende sein, weil es danach zu dunkel fürs Filmen wird. Ich habe nichts von ihr gehört.«
    »Wo sollte gefilmt werden?«
    »Das wusste Valeska nicht. Sie trafen sich an der S 6 in Gauting.«
    »O. k. Gehen Sie zur Polizei.«
    »Aber …«
    »Gehen Sie zur Polizei! Es mag Ihnen vielleicht peinlich sein, aber es gibt Sachen, die sind tausendmal peinlicher. Wahrscheinlich ist euer Jean gestern Vormittag ermordet worden. Und zwar bevor Valeska zum Treffpunkt kommen sollte.«
    Marietta starrte mich an, als sei ich eben einer fliegenden Untertasse entstiegen.
    »Die Bande, die euch am Haken hat, ist gemeingefährlich«, sagte ich. »Vergessen Sie Ihre unpässlichen Gefühle und rufen Sie die Bullen. Ciao!«
    Ich stand auf, schlüpfte in meine Stiefel und verließ die Wohnung.
    Draußen trieben orange eingefärbte Wölkchen über den Himmel. Der Wind hatte aufgefrischt. Mir war kalt. Mehr von innen als von der Schneeluft, die weitere Niederschläge ankündigte. Warum musste eine junge Frau sich im Dezember nackt unter einer Brücke fesseln lassen? Was machte ihr daran Spaß? Meine Fragen würde nur Valeska beantworten können. Ich wollte jedenfalls nicht zulassen, dass über Valeska oder Marietta gerichtet würde. Die meisten Menschen räumten ihren Überzeugungen und Wertvorstellungen einen derart hohen Stellenwert ein, dass ihre inneren Einstellungen sie schließlich regierten. Ich musste mit Keller sprechen, obwohl ich ihn stark im Verdacht hatte, zu dieser engstirnigen Spezies zu gehören. Während ich durch den Schnee watete, machte ich mir einen Plan. Zuerst würde ich in der Hohenzollernstraße ein Backup verstecken. Anschließend musste ich nach Bogenhausen, mein Auto aus der Gefahrenzone holen.
    Ständig sah ich mich um, wollte unliebsame Beschatter ausmachen. Müllers Stimme hallte in mir nach, und ein metallischer Geschmack verschmutzte meinen Mund. Ich versuchte, mich in Valeska hineinzuversetzen. Aber es gelang mir nicht. Gewalt war mir noch nie erotisch vorgekommen. Schmerz auch nicht. Sex machte Spaß, selbst oder vielleicht gerade mit jemandem, den man nicht liebte. Aber Sex, der wehtat, war ein Monster.
    Die Wohnung in der Hohenzollernstraße war leer. Ich schaltete mein Notebook ein, kopierte meine Dateien auf den neuen USB-Stift und schob ihn in die aufgedröselte Polsterung des Sesselbeines. Meine Finger zitterten vor Ungeduld, als ich mit Nadel und Faden die Stelle zuflickte. Ich fuhr den Rechner herunter und kramte mein Handy hervor. Auch das noch. Akku leer.
    Egal. Ich würde Keller von unterwegs aus einer Telefonzelle anrufen. Irgendwo würde schon noch eine muffige Telekomdose herumstehen.

     

51.
    Nero schleppte einen Karton nach dem anderen in die neue Wohnung hinauf. Tiziana hing in ihrer Buchhandlung fest, wofür er dankbar war, denn er hätte nicht gewusst, wie er eine Dame ihres Alters davon abbringen könnte, sich als Möbelpackerin nützlich zu machen.
    Noch schien die Sonne durch die großen Fenster, aber es war Wind

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