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Schwein Oder Nichtschwein

Schwein Oder Nichtschwein

Titel: Schwein Oder Nichtschwein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.G. Wodehouse
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am nächsten Tag einen erneuten Versuch.
      Als die Teestunde vorbei war, hatte sich Lady Constance, die sowohl über ein eigenes Boudoir als auch über ein Schlafzimmer verfügte, in ihre Räumlichkeiten begeben, um Mr. Donaldson von Long Island City das Neueste aus Blandings Castle zu übermitteln. Sie war gerade mit ihrem Brief fertiggeworden und entspannte sich bei einer Zigarette, als sich die Tür öffnete und ihr Bruder Galahad eintrat.
      »Ja?« sagte sie mit jener Stimme, in der Schwestern wie sie »ja« zu Brüdern wie Gally zu sagen pfegen. Auch zog sie die Augenbrauen in die Höhe.
      Ihr furchtloser Besucher war nicht der Mann, sich von solchen Gesten einschüchtern zu lassen.
      »Steig aus deinem Rahmen, Mona Lisa«, sagte er forsch. »Ich bin gekommen, um zu hören, was du von dieser Mrs. Bunbury hältst.«
      Er war sehr gespannt, Lady Constances persönliche Meinung zu dieser Frage zu ermitteln. Als er ihr Maudie am Teetisch vorgestellt hatte, hatte er die Schloßherrin von Blandings Castle zweimal kurz blinzeln sehen, ähnlich einer Frau, die man mit einem nassen Fisch zwischen die Augen schlägt, und der Anblick hatte ihn momentan aus der Fassung gebracht. Er hatte auch ohne Beachs Warnungen gewußt, daß die Maßstäbe seiner Schwester in bezug auf Gäste sehr hoch waren, und ganz fraglos gab es an Maudie eine ganze Menge, was man als »Nur für Erwachsene« charakterisieren konnte. Jetzt sah er sich zu der Frage gezwungen, ob sie die Prüfung wohl bestanden hätte.
      Nach jenem ersten, elektrisch aufgeladenen Moment schien ihm alles ganz glänzend gelaufen zu sein, und sein Eindruck hatte ihn auch nicht getäuscht. Beim ersten Blick auf Maudie hatte Lady Constance zwar tatsächlich geblinzelt, aber sie hatte sich sofort daran erinnert, daß ihr Gast Amerikanerin war. Im Äußeren von amerikanischen Gesellschaftsdamen, das wußte sie, mußte man immer einen Anfug des Spektakulären in Kauf nehmen. Nach diesem Zugeständnis war Lady Constance schnell gewonnen worden, und zwar durch Maudies Umgangsformen, die wie immer eine beträchtliche Eleganz aufgewiesen hatten. Der Brief an Mr. Donaldson, der jetzt auf ihrem Schreibtisch lag, war dementsprechend enthusiastisch. Was ihre Ansicht zu dem leitenden Geist von Digbys Tagund Nachtdetektiven betraf, war sie ein Herz und eine Seele mit den Dorfjünglingen, dem Wirt des Emsworth Arms und dessen halbwüchsigem Sohn Percy.
      »Nette Frau, fnde ich.«
      »Sehr. Ich habe Mr. Donaldson gerade geschrieben, wie sehr ich sie mag.«
      »Das ist gut. Das ist hervorragend. Das ist die richtige Einstellung.«
      »Ich verstehe nicht, wieso du so daran interessiert bist?«
      Gally schaute sie tadelnd an.
      »Meine liebe Connie«, sagte er. »Ich bin so interessiert, wie du dich ausdrückst, weil ich Penny Donaldson sehr gern habe und nicht möchte, daß sie sich aufregt. Diese Mrs. Bunbury ist eine enge Freundin ihres Vaters, und natürlich wünscht sich Penny sehr, daß du sie akzeptierst. Stell dir einmal die Gefühle dieses armen Kindes vor, hättest du dich in deiner hochnäsigen Art aufgeplustert und der armen Ma Bunbury die große Dame vorgespielt. Und das ist nicht aus der Luft gegriffen. Ich habe dich mehr als einmal dabei erwischt, wie du die arrogante englische Aristokratin herausgekehrt hast. Es macht dich überall sehr unbeliebt.«
      »Du kannst in diesem Punkt ganz beruhigt sein. Mrs. Bunbury sieht vielleicht ein wenig bizarr aus, aber ich fnde, sie ist recht attraktiv.«
      »Das fnde ich auch.«
      »Nicht, daß es irgend etwas zur Sache tut. Nun, Auf Wiedersehen, Galahad.«
      »Und Clarence fndet das auch, beim Zeus! Ich habe ihn ein Mitglied des anderen Geschlechts noch nie so ins Herz schließen sehen. Wenn man versucht, Clarence dazu zu bringen, einer Angehörigen der Gattung Frau guten Tag zu sagen, ist er normalerweise bereits wie ein Hase am Horizont verschwunden. Aber man übertreibt nicht, wenn man sagt, daß er diese Mrs. Bunbury an seinen Busen genommen hat. Er war total weg. Ich sah sie zusammen fortgehen, weil sie die Kaiserin besuchen wollten, und sie erinnerten mich an ein Paar Matrosen auf Landgang in Marseille. Erstaunlich!«
      »Ich habe zu tun, Galahad.«
      »Wie?«
      »Ich sagte, ich habe zu tun.«
      »Du hast überhaupt nichts zu tun. Als ich hereinkam, lagen deine Füße auf dem Kaminsims und du hast einen Sargnagel geraucht.«
    »Meine Füße lagen nicht auf dem

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