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Schwein Oder Nichtschwein

Schwein Oder Nichtschwein

Titel: Schwein Oder Nichtschwein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.G. Wodehouse
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junger Mann. Das ist mein neuer Sekretär.«
      »Ich wußte nicht, daß du einen neuen Sekretär hast.«
      »Das wußte ich bis heute selber nicht, verfixt noch mal.«
      »Du solltest besser gehen und den Tag mit ihm zusammen verbringen.«
      »Ich habe den Tag bereits mit ihm zusammen verbracht, und so sehr ich es auch verabscheue, diese teufischen Sekretäre aufgezwungen zu bekommen, dieses Mal scheint die Aussicht erheblich rosiger als sonst, muß ich sagen. Durch einen höchst glücklichen Zufall erweist sich dieser Mensch als wahre Fundgrube an Informationen zum Thema Schweine, und wir sind prächtig miteinander ausgekommen. Wir tauschten die üblichen Höfichkeiten aus, als er plötzlich sagte: ›Sie sind nicht zufällig an Schweinen interessiert, Lord Emsworth?‹ ›Du liebe Güte, ja, das bin ich‹, antwortete ich. ›Und Sie?‹ ›Schweine sind eine meiner Leidenschaften‹, sagte er. ›Ich fürchte, ich neige ein wenig dazu, die Leute mit Schweinen zu langweilen‹, fuhr er mit einem kleinen Lachen fort, und dann erzählte er mir alle möglichen Dinge, von denen ich selber keine Ahnung hatte. Er wußte Hochinteressantes über das Schwein im alten Ägypten zu berichten. Die alten Ägypter glaubten anscheinend, daß Schweine gute Ernten bringen und böse Geister besänftigen.«
      »Mehr kann man wirklich nicht verlangen.«
      »Was das Schwein zur Zeit Christoph Columbus' betrifft –«
      Lady Constance klopfte auf den Tisch.
      »Clarence!«
      »Ja?«
      »Geh bitte!«
      »Wie?«
      »Ich zog mich hierher zurück, um allein zu sein. Soll mir keine einzige ruhige Minute vergönnt sein?«
      »Ja, komm mit, Clarence«, sagte Gally. »Connie hat schlechte Laune. Wir sind hier nicht erwünscht, und ich brenne darauf, diesen talentierten jungen Menschen kennenzulernen. Wie heißt er?«
      »Wie heißt wer?«
      »Der talentierte junge Mensch.«
      »Welcher talentierte junge Mensch?«
      »Hör zu, Clarence«, sagte Gally geduldig. »Du hast einen neuen Sekretär. Gibst du das zu?«
    »Aber sicher, sicher.«
    »Also, ich möchte wissen, wie er heißt.«
      »Oh, wie er heißt? Seinen Namen. Du meinst seinen Namen. Genau. Genau. Er . . . nein, ich hab's vergessen.«
      »Smith? Jones? Brown? Cholmondeley-Majoribanks? Vavasour-Dalrymple? Ernle-Plunkett – Drax-Plunkett?«
      Lord Emsworth stand gedankenverloren da.
      »Nein . . . Ach, ich hab's. Es ist Vail.«
      »Vail!«
      »Gerald Vail. Er meinte, ich solle ihn Jerry nennen.«
      Die Tür schloß sich hinter ihnen. Den scharfen Schrei, den Lady Constance ausstieß, hielten sie für das Geräusch einer knarrenden Türangel.

    Die Brüder gingen zusammen bis zum Ende des Korridors, unterhielten sich angeregt über Zylinder, Sekretäre und was für eine Pest ihre Schwester Constance war, und trennten sich dann mit der gegenseitigen Versicherung ihres Wohlwollens, Lord Emsworth, um in die Bibliothek zu eilen, wo er einen schnellen Blick in Whiffes ›Über die Schweinehaltung‹ werfen wollte, Gally, um in die Abenddämmerung hinauszubummeln und noch ein wenig frische Luft zu genießen.
      Während seines Bummels beschäftigte ihn ein bestimmter Gedanke. Es bestand natürlich die Möglichkeit, daß es auf der Welt mehrere Gerald Vails gab und daß jener, der jetzt hier wohnte, einer der falschen war, aber es schien unwahrscheinlich. So wie es aussah, war es Penny Donaldson durch was für mädchenhafte Intrigen und Ränke auch immer geglückt, den ganz und gar unpassenden jungen Mann, dem sie ihr Herz geschenkt hatte, in den engsten Kreis einzuschmuggeln, und Gally empfand tiefsten Respekt für den Unternehmungsgeist und die Entschlossenheit der jungen Leute von heute. Wo die Emmelines und Ermyntrudes seiner viktorianischen Jugend sich, die eine oder andere Träne vergießend, von nicht akzeptablen Bewerbern um ihre Hand noch getrennt und schließlich nach Kriterien geheiratet hatten, die besser zu den Richtlinien der elterlichen Politik paßten, nahmen die Pennys von heute mit ihrem rebellischen Geist die Sache in die Hand und schufen Abhilfe.
      Jede Faser dieses bedauerlichen Freibeuters der neunziger Jahre, bei dessen Anblick seine Schwester Constance, seine Schwester Julia, seine Schwester Dora und all seine anderen Schwestern zurückzuckten und bei dessen Erwähnung sie nur die Lippen schürzten, wurde durch Pennys Verhalten angesprochen. Er glühte noch immer vor Stolz, daß ein solches

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