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Schwein Oder Nichtschwein

Schwein Oder Nichtschwein

Titel: Schwein Oder Nichtschwein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.G. Wodehouse
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Kaminsims.«
      »Und im nächsten Moment hättest du geschlafen und nach Herzenslust geschnarcht.«
      »Wie kommst du dazu zu behaupten, daß ich schnarche? Ich schnarche nie.«
      »Das ist auch nicht der strittige Punkt«, sagte Gally. »Der strittige Punkt ist die Art und Weise, in der du dich benommen hast, seit ich hereingeschaut habe. Dein Benehmen ist außerordentlich merkwürdig. Es hat mich verwundet. Wenn dein eigener Bruder nicht hereinkommen und dir einen freundlichen Besuch abstatten kann, ohne daß du auf ihn losgehst wie eine Hyäne, hat das englische Familienleben einen absoluten Tiefpunkt erreicht.« Die Unterhaltung näherte sich einem Stadium, an dem sie mit Leichtigkeit in einen unangenehmen Geschwisterstreit hätte ausarten können, denn alle beide, Lady Constance und Galahad, waren voller Streitlust, aber im selben Moment erschien Lord Emsworth, der sogleich in dem hohen, klagenden Tenor zu sprechen anhub, den er verwendete, wenn er sich schlecht behandelt fühlte.
      »Briefmarken!« sagte Lord Emsworth. »Ich schreibe einen Brief, und ich habe keine Briefmarken! Hast du meine Briefmarken genommen, Constance?«
      »Ich habe deine Briefmarken nicht genommen«, sagte Lady Constance müde. »Du vergißt immer wieder, Beach zu sagen, daß er deinen Briefmarkenkasten auffüllen soll. Du kannst natürlich eine von mir haben, wenn du möchtest.«
      »Danke«, sagte Lord Emsworth besänftigt. »Das ist großartig, einfach großartig. Ich schreibe nämlich an die Shropshire-, Herefordshire-und-South-Wales-Schweinzüchtervereinigung.«
      »Oh, haben sie Geburtstag?« fragte Gally voller Interesse.
      »Wie bitte? Nein, nicht, daß ich wüßte. Aber ich habe gestern einen Brief erhalten, in dem man mich bat, eine Rede über bestimmte Aspekte der Kaiserin zu halten. Sehr schmeichelhaft, fnde ich. Ich freue mich schon darauf . . . Mein Gott!« sagte Lord Emsworth in plötzlicher Panik. »Werde ich einen Zylinder aufsetzen müssen?«
      »Natürlich wirst du das.«
      »Und einen steifen Kragen anlegen?«
      »Nein wirklich, Clarence, beabsichtigst du etwa, im Pyjama vor diesen Leuten zu sprechen?«
      Lord Emsworth bedachte den Einwand.
      »Nein. Nein, ich verstehe, was du meinst. Nein, möglicher-
    weise nicht im Pyjama. Aber ein steifer Kragen bei solchem Wetter!«
      »Noblesse oblige«, sagte Gally.
      »Wie?«
      »Ich nehme an, daß Galahad damit sagen will, daß du eine bestimmte Position aufrechtzuerhalten hast.«
      »Genau«, sagte Gally. »Du mußt diese schweinezüchtenden Knilche beeindrucken. Biete ihnen den Cut, die Schlabberhosen, den steifen Kragen und den guten, alten Zylinder, und sie werden allesamt sagen: ›Meine Güte, diese Earls sind doch wirklich Spitze!‹ Sähen sie dich dagegen so, wie du jetzt gekleidet bist, würden sie dich auspfeifen und vermutlich eine Revolution beginnen. Du mußt sie einschüchtern, Clarence, sie zutiefst beeindrucken, sie sagen machen ›Und siehe, es ist mir nicht die Hälfte gesagt‹, wie es die Königin von Saba tat, als sie König Salomon besuchte. Und das kann man nicht in einem zehn Jahre alten Jagdjacket mit Löchern in den Ellenbogen.«
      »Und Flanellhosen, die wochenlang nicht gebügelt wurden«, fügte Lady Constance hinzu. »Du siehst wie ein Landstreicher aus. Nicht auszudenken, was Mrs. Bunbury für einen Eindruck von dir bekommen hat.«
      Lord Emsworth fuhr auf. Unvermittelt trat ein besorgter Ausdruck in sein Gesicht.
      »Glaubst du, daß Mrs. Bunbury gedacht hat, ich sähe aus wie ein Landstreicher?«
      »Das kannst du daran erkennen«, sagte Gally, »ob sie dir einen Penny in die Hand gedrückt und gesagt hat, du sollst das Geld nicht für Schnaps ausgeben. Hat sie das getan?«
      »Nein, nein. Ich kann mich nicht erinnern, daß sie es getan hat.«
      »Dann besteht noch Hoffnung. Nette Frau, diese Mrs. Bunbury, nicht wahr, Clarence?«
      »Reizend.«
      »Du scheinst dich gut mit ihr verstanden zu haben.«
      »Oh großartig.«
      »Ja«, sagte Gally. Er wanderte zum Fenster, blieb dort stehen und sah hinaus. »Ich sagte gerade eben zu Connie, daß ihr mich an ein Paar alter . . . he!«
      »Was ist los?«
      »Ein fremder junger Mann kommt über die Terrasse.«
      »Ein fremder junger Mann?«
      »Schau selbst.«
    Lord Emsworth gesellte sich zu seinem Bruder.
      »Wo? Ich sehe keinen . . . Ach so, ich habe in die falsche Richtung geguckt. Das ist kein fremder

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