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Schweine zuechten in Nazareth

Titel: Schweine zuechten in Nazareth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Sthers
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Grimasse war, um die Tränen zurückzuhalten.
    Wiebeleidigterguckenkonnte,alswirnochKinderwaren.
    Ich weiß nicht, wie du es fertig bringst, auf ihn zu verzichten. Du könntest wenigstens ein Flugzeug nehmen und dir das Stück ansehen, ohne jemandem etwas zu sagen.
    Ich habe den Flug nach Tel Aviv noch nicht gebucht, aber ich konnte nicht abwarten, dir das alles zu erzählen. Und um dir auch zu erzählen, dass Mama sehr stolz war. Wundert dich das? Du hast es geschafft, ein introvertiertes katholisches Mädchen aus Lille in eine sephardische, etwas vulgäre Jüdin zu verwandeln. Da hast du als autistischer Aschkenase ganze Arbeit geleistet. Man könnte auf den Gedanken kommen, in jeder Frau schlummert eine jüdische Mutter, die nur darauf wartet, zum Vorschein zu kommen.
    Ich warte bloß auf einen Mann, der aus mir eine Mutter macht.
    Ich drücke dich, mein lieber Papa.
    Der Augenblick, in dem wir uns endlich wiedersehen, rückt näher,
    Annabelle

Harry Rosenmerck an Rabbi Moshe Cattan
    Nazareth, 8. Mai 2009
    Lieber Moshe,
    ich danke Ihnen für das Mahl, das Sie mit mir geteilt haben. Ich habe Ihre Bkeila wirklich zu schätzen gelernt. Als Sie sie auf den Tisch stellten, habe ich zuerst gedacht, dass sich mir der Magen umdrehen würde. Aber dann habe ich sie mit Genuss verspeist. Sie ist genauso lecker wie unansehnlich! Wie macht man so was? Ich könnte mir vorstellen, dass das Rezept geheim ist! Wenn nicht, würde ich es gern für meine Tochter nachkochen, die nächste Woche kommt. Ich verstehe jetzt, warum die Sepharden so dick sind und keinen Humor haben. Wir Aschkenasen dagegen müssen die Unterhaltung am Laufen halten, lachen, während wir den gefüllten Karpfen essen. Alles nur, um nicht daran denken zu müssen, was man da zu sich nimmt! Aber ihr, ihr braucht nur reinzuhauen.
    Es ist sonderbar, bei Ihrer geistigen Offenheit hätte ich gedacht, dass die Frauen bei uns sitzen würden. Diese zwei Tische … Sie haben mit den Moslems recht viel gemeinsam.
    Ihre Frau jedenfalls ist nicht auf den Mund gefallen. Das fand ich gut. Meine Ex war genauso, die Art von Nervensäge, auf die man stolz ist. Entschuldigung, aber irgendwie stimmt es.
    Richten Sie ihr bitte meinen Dank aus.
    Bis bald,
    Harry

Rabbi Moshe Cattan an Harry Rosenmerck
    Nazareth, 10. Mai 2009
    Lieber Harry,
    ich hoffe, Sie werden mir Ihre Tochter vorstellen. Meine Familie war hocherfreut, dass Sie bei uns waren. Meine Frau fand Sie »eingebildet«, aber sympathisch! Ich erspare mir jeden Kommentar zu dem Vergleich mit Ihrer Ex-»Nervensäge«. Wir hatten einen schönen Abend. Es folgt nun das Bkeila-Rezept meiner Mutter (die jeder Nana nannte, weil sie einen fantastischen Pfefferminztee machte). Ich hoffe, Sie werden diesen Freundschaftsbeweis zu schätzen wissen.
    1,5 kg Spinat in eine Schüssel geben, waschen, zerkleinern und in einem großen Kochtopf anschwitzen. Sobald er goldbraun ist, ständig umrühren, damit er bräunt, aber nicht verbrennt. Sobald er dunkel und knusprig ist, mit 2 Litern Wasser aufgießen, eine kleingehackte große Zwiebel, drei kleine Knoblauchzehen, geschält und durchgepresst, und schließlich 250 Gramm weiße Bohnen hinzufügen. Anschließend mit etwa zehn frischen Minzeblättern, sehr fein gehackt, zwei Löffeln gemahlenem Zimt, Pfeffer und Salz würzen.
    Sobald die Zutaten beginnen sich zu »verbinden« und die Zubereitung zu kochen anfängt, Fleisch (koscheres Fleisch, um genau zu sein!) hinzufügen: einen Rinderfuß in Scheiben und 1 Kilo Rinderschulter. Manchmal füge ich ein wenig Kalb hinzu …
    Sehr heiß servieren und genießen!
    Sie werden sehen, es ist möglich, den aschkenasischen Humor zwei oder drei Tage nach der Verdauung wiederzufinden.
    Herzlichst,
    Moshe

Von: [email protected]
    An: [email protected]
    Datum: 10. Mai 2009
    Betreff: Don’t tell (Aviv)
    Lieber David,
    ich war zwei Stunden lang stocksauer, weil Papa nicht gekommen war, um mich am Flughafen von Tel Aviv abzuholen, und am Ende habe ich den Brief mit den Ankunftszeiten unten in meiner Tasche vergraben gefunden. Eine typische freudsche Fehlleistung!
    Ich hatte vergessen, ihn abzuschicken. Kein Telefon, nur eine Adresse. Mein Gott, habe ich mich frei gefühlt! Ich, die ewige Studentin mit dreiunddreißig Lenzen. Keine Termine. Keine Verpflichtungen. Kein Typ an meiner Seite.

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