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Schweine zuechten in Nazareth

Titel: Schweine zuechten in Nazareth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Sthers
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kleinen Schweinchen pfeifen weiter laut im Wald. Ich bin wie sie. Ich habe keine Angst vor dem großen bösen Wolf.
    Ich habe meinem Freund Hassan erzählt, was Sie mir gesagt haben. Ich habe ihn gefragt, was er darüber denkt. Warum ist das Schwein bei den Moslems verboten? »Warum? Weil Gott es so gewollt hat!«, antwortete er und fügte hinzu: »Nur ihr Juden macht euch so viele Gedanken darum.«
    Und er hat Recht. Selbst Sie, mein Herr, mein guter Freund, lieber Rabbi, geben sich nicht damit zufrieden, zu glauben. Sie suchen nach einer Begründung. Das bedeutet also, dass Sie sich trotz allem tief in Ihrem Innern so wie ich sagen, dass dies alles ein ganz schöner Unsinn ist.
    Harry

Kommission für Adoptionsangelegenheiten
    130, bd de Rochechouart
    75 018 Paris
    Herrn David Rosenmerck
    4, rue de Chanaleilles
    75 007 Paris
    Betreff: Offizielle Stellungnahme zu Ihrer Adoptionsanfrage, Aktenzeichen 89 008 865 336
    Paris, 19. Mai 2009
    Sehr geehrter Herr Rosenmerck,
    nach Prüfung Ihres Dossiers teile ich Ihnen mit diesem Schreiben mit, dass Ihr Adoptionsgesuch abgelehnt wird.
    Trotz Ihrer zahlreichen Qualitäten sind wir nicht der Meinung, dass Sie in der Lage sind, einem Kind ein stabiles Heim zu bieten. Wir haben Ihre diesbezüglichen Bemühungen zur Kenntnis genommen, müssen Ihnen aber leider mitteilen, dass sie nicht ausreichen.
    Mit freundlichen Grüßen,
    Marion Riboulte

Rabbi Moshe Cattan an Harry Rosenmerck
    Nazareth, 21. Mai 2009
    Lieber Harry,
    ich wollte dir nur eben sagen, dass ich den Typ mit den Korkenzieherlocken (der wie ein Rabbi aussieht, aber keiner ist!), der die Reisen in die Leidensgebiete verkauft, zufällig getroffen habe.
    Stell dir vor, er fährt einen Audi TT Cabrio …
    Ich glaube, dass die Abfallprodukte des Horrors und die Vermarktung des Überlebenskampfes eine gute Marktlücke sind, mit der sich ein Vermögen machen lässt. Und unsere Freunde von nebenan bringen nach Mecca Cola die Limonade Muslim Up auf den Markt! Der Spaß wird weitergehen, glaube mir.
    Moshe
    (der richtige Rabbi)

Annabelle Rosenmerck an Monique Duchêne
    Nazareth, 22. Mai 2009
    Liebe Mama,
    ich kann es kaum abwarten, dass du diesen Brief liest. Ich sitze hier fest, ohne Telefon, ohne Netz.
    Du wirst es nicht glauben! Ich war gerade in Papas großem Haus spazieren. Man kann durchaus »spazieren« sagen, denn er hat sich einen Kibbuz gekauft, in dem einmal etwa zwanzig Menschen gewohnt haben! Man könnte meinen, ein texanisches Anwesen. Und ich wunderte mich über ein Zimmer, das immer verschlossen blieb. Neulich Abend sah ich ihn einen Schlüssel verstecken, er sah dabei wie ein schuldbewusstes Kind aus. Ich ließ mir nichts anmerken, habe aber natürlich abgewartet, bis er das Haus verlässt, um mir den Schlüssel zu schnappen …
    HeuteMorgenisterzuseinemFreund,einemRabbi,gegangen.Ja!EristmiteinemRabbibefreundet,mitdemerSchachspieltundüberSchweineundKorkenzieherundichweißnichtwassonstnochdiskutiert.Jedenfalls … Hastdugemerkt,wiegeschicktichdenSpannungsbogenaufbaue?Nein,PapaistkeinBlaubartmitLeicheninderKammer.AberdasZimmer,esisteineArtMuseum,Davidgewidmet.Dukannstesdirnichtvorstellen.ZwanzigQuadratmeterunddieWändevollmitZeitungsartikeln.SeineWerkeinallenSprachen.EintrittskartenzuseinenTheaterstückenvonüberallinderWelt … Mankönntemeinen,eristseingrößterFan.
    Mama, ich flehe dich an, sag es nicht David. Ich habe es dir erzählt, weil ich nicht weiß, wem ich es sonst erzählen könnte. Es ist sonst allen ziemlich egal … Wenn ich es Laurent sage, wird sich David bestimmt hintergangen fühlen. Ich fürchte, er würde es als Bewunderung seiner Berühmtheit auffassen und nicht als das, was es wirklich ist. David hatte schon immer ein Problem damit. Ich fürchte, er würde Papa ablehnen, wenn er von dieser irrsinnigen Vergötterung erführe. Und dann kommen sie nie wieder zusammen …
    Ich lege dir Fotos von diesem Zimmer bei. Ich habe sie gemacht, bevor Papa nach Hause kam. Ich habe einen Computer und einen Drucker, aber keinen Zugang zum Internet und kein Telefon! Dieser Ort ist sowas von hinter dem Mond. In der Nacht hört man die Schweine über den hochgebauten Fußboden laufen. Als würde der Geist von Miss Piggy das Haus ächzen lassen. Und jetzt schlägt er sich mit Geistlichen herum, die sein »entweihtes« Anwesen zerstören wollen. Mein

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