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Schweinehunde / Roman

Schweinehunde / Roman

Titel: Schweinehunde / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lotte & Søren HAMMER
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erkennen war. Sie hat ihm auch noch Blumen mitgebracht, und wissen Sie, worüber sie geredet hat?«
    Konrad Simonsen schüttelte den Kopf.
    »Über Neid.«
    »Neid?«
    »Ja, in einem langen, selbstverliebten Monolog hat sie ihm gesagt, sie sei neidisch auf seine neu erworbene Freiheit, auf die Chance, dass er ab sofort ein anderes Leben führen und morgens ausschlafen könne, und sie sei neidisch auf seine großzügige Abfindung. Sie hat mindestens noch zehn weitere Punkte genannt, während der arme Mann sich selbst gedemütigt und von seiner Androcur-Behandlung erzählt hat, davon, dass er jeden Monat einen Großteil seines Lohns an seine Söhne überweist, ohne je auch nur ein Wort von ihnen zu hören, und von seiner Reue. Ja, er hat gebettelt und geweint, aber alles natürlich ohne Erfolg. Das Miststück hat sich sogar noch erdreistet und behauptet, sie beneide ihn, dass er den Mut habe, seine Gefühle zu zeigen. Die anderen Mitarbeiter haben sich darüber amüsiert und gelacht. Dabei kennt er manche von denen seit fünfzehn Jahren. Ich weiß nicht, was ich sagen soll, diese Leute sind einfach …«
    Er kam ins Stocken. Auch Konrad Simonsen sagte nichts, nur das Rauschen des Beatmungsgerätes war zu hören. Kurz darauf versuchte er es noch einmal:
    »Diese Leute, und all die, die sie angestachelt haben … das ist falsch. Böse und hässlich, mehr kann ich dazu nicht sagen.«
    Der Patient stöhnte, als wollte er bekunden, gleicher Meinung zu sein. Der Mann antwortete nicht. Konrad Simonsen spürte die Müdigkeit kommen, er wusste, dass er einschlafen würde, wenn er noch lange hier sitzen blieb.
    »Was meinten Sie mit
und jetzt die hier?
Was ist denn noch passiert?«, fragte er.
    »Sie werden das gleich erleben, die ist fast die Schlimmste von allen.«
    Konrad Simonsen musste nicht lange warten. Plötzlich erfüllte ein haarsträubendes Krächzen das Zimmer, dann ertönte eine schrille Frauenstimme wie aus einer anderen Welt durch die Lautsprecher. Der Patient wachte auf und schluchzte kurz, fiel aber dank all der Medikamente, mit denen sie ihn vollgepumpt hatten, wieder in einen tiefen Schlaf. Konrad Simonsen war, wie von der Tarantel gestochen, aufgesprungen, mit seiner Ruhe war es vorbei, und ihm war schlecht vor Schreck.
    »Was zum Teufel war das denn?«
    »Irgendein grausamer Mensch ist anscheinend der Meinung, dass er keinen Schlaf verdient hat.«
    »Und was schreit die da herum?«
    »So genau weiß ich das auch nicht. Irgendwie fängt es damit an, dass sie die Tochter der Nacht ist, die nie ruht und in der der ewige Hass wütet. Mehr verstehe ich auch nicht.«
    »Das ist doch Wahnsinn, warum macht das Personal dem kein Ende?«
    »Ich war schon viermal bei der Nachtschwester und habe protestiert, aber anscheinend weiß niemand, wo die Stimme herkommt. Vielleicht ist es ihnen auch egal, oder sie haben selbst damit zu tun, ich habe keine Ahnung, aber das ist wirklich kaum auszuhalten.«
    Konrad Simonsen wurde zu seiner Überraschung von einer solchen Wut übermannt, dass er der Nachtschwester am liebsten ein paar saftige Ohrfeigen verpasst hätte, bis sie in ihren hässlichen Clogs über den Flur davongerannt wäre. Aber das war nur der Anfang seiner gefühlsmäßigen Achterbahn, denn auf einmal verspürte er Angst vor dieser im Geheimen operierenden Gemeinschaft, die er nicht aufzudecken vermochte. Vor der gesichtslosen Verschwörung, der Stimmung in der Bevölkerung, die ihren eigenen, ungeschriebenen Gesetzen folgte – gnadenlos in ihrem Hass und noch schlimmer in ihrer Gleichgültigkeit. In Ermangelung eines besseren Opfers trat er frustriert gegen die Wand und traf ein Heizungsrohr, so dass ein Dröhnen zu hören war.
    »Verflucht!«
    Er war sich selbst nicht im Klaren, ob er über die Situation fluchte oder über den Lärm, den er verursacht hatte. Dann versuchte er mit all seiner mentalen Kraft, sich wieder etwas konstruktiveren Gedanken zuzuwenden.
    »Können Sie mir etwas zu den Telefonverbindungen sagen?«
    »Ja, ich habe Ihre Instruktionen erhalten. Heute Vormittag war ich noch etwas unschlüssig, aber das ist jetzt vorbei, Sie werden alle Hilfe bekommen, die Sie benötigen.«
    »Was ist mit den anderen Gesellschaften, also Ihren Konkurrenten, können Sie mir da auch helfen?«
    »Es gibt in der Telekommunikation keine Datenbank, auf die ich keinen Zugriff hätte. Die Sicherheitsleute der einzelnen Firmen arbeiten zusammen, und wir vertrauen uns, ich werde aber einen Kontakt auf Ihrer Seite

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