Schweinehunde / Roman
brauchen, zum Beispiel im Einwohnermeldeamt. Die Details können wir morgen besprechen.«
»Das freut mich, mir ist aber noch etwas in den Sinn gekommen, wobei ich gar nicht weiß, ob das überhaupt möglich ist.«
»Sagen Sie mir, um was es geht.«
Konrad Simonsen brachte sein Anliegen vor. Der Mann wirkte nicht überrascht.
»An welche Telefonnummer haben Sie gedacht?«
Er bekam sie und zog gleich darauf ein Handy aus seiner Innentasche. Das bläuliche Licht des Displays spiegelte sich auf seinem Gesicht. Zum ersten Mal sah Konrad Simonsen den Mann richtig, und er dachte, dass er noch nicht einmal seinen Namen kannte. Der Daumen des Mannes bewegte sich genauso schnell wie bei einem Teenager, und als er fertig war, nickte er ein paarmal.
»Dann spioniert die Polizei jetzt also unsere freie Presse aus, schlimme Zeiten, wirklich.«
In seiner Stimme schwang mit einem Mal so etwas wie Humor mit, er passte nicht zur Situation, Konrad Simonsen verstand ihn aber nur zu gut. Nur so konnte man der Bosheit Paroli bieten, die Schwermut besiegen und die drei Frauen mit einem Lächeln in die schwarze Hölle zurückkatapultieren, der sie entstiegen waren. Im Halbdunkel breitete er bestätigend die Arme aus, eine theatralische, aber befreiende Geste.
»Ja, die Zeiten waren schon einmal besser.«
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63
A nni Staal wartete auf Konrad Simonsen.
Vor kurzem hatte Anita Dahlgren sie angerufen und ihr mitgeteilt, dass ihre Arbeit Früchte zu tragen begann.
»Um zwei Uhr am Kilometerstein auf dem Rathausplatz, Konrad Simonsen hat fünf Minuten.«
Anita Dahlgren hatte das Gespräch unterbrochen, noch ehe Anni Staal etwas erwidern konnte, so dass ihrer Chefin kaum eine andere Wahl blieb, als zum verabredeten Zeitpunkt am Treffpunkt zu erscheinen. Anni Staal fragte sich bereits, ob sie ihre junge Kollegin missverstanden haben konnte, als sie den Leiter der Mordkommission auf sich zueilen sah. Er sah gehetzt aus und vergeudete seine Zeit nicht mit höflichen Floskeln.
»Entschuldigen Sie den Treffpunkt, aber ich hatte in der Nähe zu tun. Etwas anderes ist mir in der Eile nicht eingefallen, aber egal, lassen Sie uns anfangen. Wie ich gehört habe, wollen Sie ein Exklusivinterview mit mir, noch dazu ein etwas ausführlicheres.« Anni Staal lächelte zufrieden, die Einleitung klang vielversprechend.
»Ja, ich würde Sie sehr gerne interviewen, und ich hoffe, Sie sind einverstanden? Ich denke, wir brauchen uns gegenseitig.«
»Mag sein, vielleicht haben Sie recht. Ich muss eingestehen, dass ich etwas Zeit gebraucht habe, den Sinn einer solchen Mesalliance zu erkennen. Sie sollten sich aber darüber im Klaren sein, dass ich Ihre spitze Zunge für gewöhnlich nicht mag und Ihre Berichterstattung über diesen Mordfall schon gar nicht.«
Sie kommentierte sein Missbehagen mit einem kurzen, aufgesetzten Lachen und sagte: »Aber Sie sind dann zu dem Schluss gekommen, dass die Polizei ein Imageproblem hat?«
»Woran Sie nicht ganz unschuldig sind.«
»Dann ist es doch nur gut, wenn Sie Ihren Standpunkt aufzeigen können.«
»Ja, das mag stimmen. Ich habe aber ein paar Bedingungen, und die müssen Sie anerkennen, sonst wird nichts aus dem Interview.«
»Lassen Sie hören.«
»Ich will ein höchstrichterliches Dokument, das sowohl von Ihnen als auch von Ihrem Chefredakteur und einem aus der Direktion unterzeichnet wird, aus dem hervorgeht, dass Sie keine Zeile eines Interviews drucken dürfen, bevor ich sie nicht gegengelesen und schriftlich meine Einwilligung erteilt habe. Ferner dürfen Sie keine der Hintergrundinformationen abdrucken, die ich Ihnen gebe, und zwar weder direkt noch indirekt. Sollten Sie es trotzdem tun, verpflichten Sie sich, fünf Millionen Kronen an das Rote Kreuz zu spenden.«
Anni Staal musste nicht lang nachdenken, trotzdem sagte sie: »Sie haben nicht gerade viel Vertrauen zu uns.«
»Ich glaube, dass Sie nur vor dem Geld Respekt haben, besonders, wenn Sie es aus eigener Tasche berappen müssen.«
»Wir schicken Ihnen das Dokument im Laufe des Abends mit einem Boten an Ihre Privatadresse.«
»Sehr gut, stecken Sie es einfach durch den Briefschlitz, ich werde nicht zu Hause sein. Morgen um zehn in den Räumen des
Dagbladet?
«
»Warum nicht bei Ihnen zu Hause? Ganz privat?«
»Sind Sie verrückt?«
»Nein, nicht ganz, aber wenn Sie die Menschen da draußen wirklich erreichen wollen, müssen Sie sie zu sich nach Hause einladen. Nur so kann ich auch Ihre menschliche Seite zeigen, also nicht nur Ihren
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