Schweinehunde / Roman
Stellen auf, die Poul Troulsen mit Post-it-Zetteln markiert hatte.
»6. Mai 2005, bei Per, 20.00. 11. Oktober 2005, bei Per 19.30. 2. November 2005, bei Erik 20.00,
und so weiter, und weiter. Es gibt dreiundsechzig solcher Eintragungen, etwa eine pro Woche, sieht man mal von den Ferien ab. Die erste Verabredung war am 3. Februar 2005, die letzte dieses Jahr am 26. September. Seit dem Sommer haben sie sich immer häufiger getroffen. Sie schreibt immer nur die Vornamen, und die wechseln sich ab.
Bei Per, bei Erik, bei Stig.
Wenn das Treffen bei ihr war, hat sie allem Anschein nach nur einen Stern in den Kalender gemacht, davon finden sich neun Stück. Es gibt natürlich auch noch reichlich andere Verabredungen mit Vornamen, aber keine mit einer solchen Regelmäßigkeit.
Dazu kommt noch Jeremy Floyd. Er taucht zweiundzwanzigmal auf, etwa anderthalb Jahre bevor diese Verabredungen beginnen, also vom Frühling 2003 bis Sommer 2004. Ihn hat sie als PF eingetragen. Das alles passt perfekt zusammen. Ich habe eine Liste gemacht.«
»Nachnamen, Adressen, Telefonnummern, Mails?«
»Nichts, leider. Poul ist die Kalender viermal durchgegangen, und ich habe sie mir auch noch zweimal angesehen, es fehlen aber auch ein paar Seiten. Vielleicht hat da jemand aufgeräumt.«
»Und was ist mit diesem
Kletterer?
Sind bei dem keine Treffen? Und gibt es keine Verweise auf ihn?«
»Nein, nichts, was bedeuten kann, dass er entweder nicht teilnimmt oder zu weit weg wohnt. Stig Åge Thorsen in Kregme war auch nur dreimal vermerkt, vielleicht auch aufgrund der Entfernung. Aber es gibt noch zwei besonders interessante Eintragungen. In diesem Jahr das Wochenende vom 8. bis 10. September,
graben bei Stig, Essen kochen,
und am 10. Dezember 2005,
Weihnachtsfeier (Erik lädt ein), Tisch bestellen für fünf, ab 19.00 Uhr im Hjørnekroen, Nørrebrogade 23.
Ich dachte, dass es sich bei dem fünften Gast um den Arzt gehandelt haben könnte und habe deshalb Emilie Mosberg Floyd angerufen. Ein peinlicher Fehler. Zum einen, weil mir klar hätte sein müssen, dass er niemals an derart privaten Arrangements seiner Patienten teilgenommen hätte, zum anderen, weil er zu diesem Zeitpunkt schon mehrere Monate tot war.«
Konrad Simonsen wedelte mit der rechten Hand herum, als hätte er sich die Finger verbrannt. Dann sah er auf seine Armbanduhr, und die Comtesse legte einen Gang zu.
»Erik Mørk hat in dieser Annonce öffentlich gemacht, dass er als Kind missbraucht worden ist. Seine Firma steht hinter WirHassenSie.dk, und diese Webseite wird außerordentlich professionell betrieben. Bis jetzt waren zweihundertfünzigtausend Leute auf dieser Seite, und das Portal entwickelt sich immer noch weiter, obgleich der Ton ziemlich aggressiv ist.
Du darfst dich nicht schämen, sie müssen sich schämen, du darfst dich nicht verstecken, sie müssen sich verstecken, du darfst keine Angst haben, sie müssen Angst haben,
und so weiter und so fort. Sie haben sich für diese Webseite unter anderem die Reklamebroschüre für die Sexferien der Opfer in Chiang Mai in Thailand beschafft, die gleiche, die wir in Thor Grans geheimer Kiste gefunden haben, und wir sollten auf jeden Fall überprüfen, wo sie diesen Prospekt herhaben. Ich habe irgendwie das Gefühl, dass Erik Mørk diese Broschüre schon vorher hatte, wenn er sie nicht sogar selbst entworfen hat.«
»Interessant, hast du noch mehr?«
»Erik Mørk hat seine Firma in eine Art Hassmaschinerie verwandelt, die die Stimmung gegen die Pädophilen aufpeitscht.«
»Das ist uns schon länger bekannt.«
»Ja, das ist nicht neu. Neu ist aber, dass Poul und ich ihn mit dem Verbrechen in Zusammenhang bringen, und dies vor allem aus folgenden Gründen: Zum einen ist da diese Kinderporno-Kundenliste, die wir auf Frank Ditlevsens Harddisk gefunden haben, zum anderen sind wir im Besitz von drei anderen Listen, die Erik Mørks Firma angeblich an besonders aktive Unterstützer seiner Aktion ausgesandt hat. Unterstützer, die allem Anschein nach ganz genau wissen, was sie mit den Pädophilen in ihrer Gegend machen müssen, wenn sie erst ihre Namen und Adressen kennen. Das ist die eigentliche Quelle der Gewalt. Achte insbesondere mal auf die Schreibfehler.«
Konrad Simonsen sah sich die Namen an, während die Comtesse erklärte.
»
Bjarne Anton Adersen
statt
Andersen.
Hans Orne Nielsen
anstelle von
Hans Arne Nielsen.
Pale Henriksen
statt
Palle Henriksen.
Das sind die gleichen Listen, Konrad, und diese Übereinstimmungen
Weitere Kostenlose Bücher