Schweinehunde / Roman
startest du deine Maschine neu, während du diese CD im Laufwerk hast. Du wirst keinen Unterschied bemerken, aber so kannst du verhindern, dass jemand im Nachhinein erkennen kann, welchen Computer du benutzt hast.«
»Boot über deine Spion-CD, wenn ich mich anmelden will.«
»Ja, und nun zum letzten Punkt. Wenn du Control, Alt, Escape drückst, löschst du all meine Applikationen. Dann weiß niemand mehr, was hier gelaufen ist, aber natürlich kannst du die Programme dann auch nicht mehr nutzen oder rückgängig machen.«
»Control, Alt, Escape, und ich bin rein wie Schnee.«
»Ja, das war’s.«
»Das ging aber schnell.«
Anita Dahlgren sprang vom Schreibtisch auf und gab ihm einen Kuss.
»Warum hast du das gemacht? Hier ist doch niemand.«
»Besser, man ist auf der sicheren Seite.«
Sie lächelte ihn liebevoll an, und er versuchte ihr Lächeln schüchtern zu erwidern.
Über den Dächern der Stadt schlug die Rathausuhr zwölfmal. Ein neuer Tag begann.
[home]
66
K onrad Simonsen saugte Staub. Die Verabredung mit Anni Staal kam, was den Zustand seiner Wohnung anging, so unpassend wie nur möglich. Seine Putzfrau kam alle vierzehn Tage sonntags, was bedeutete, dass sich jetzt wieder fast zwei Wochen Staub und Unrat angesammelt hatten und er notgedrungen selbst zum Staubsauger greifen musste, wollte er sich nicht vor Tausenden von Lesern des Dagbladet als Messie outen. Sein Tatendrang wurde aber jäh unterbrochen, als eine Socke das Mundstück verstopfte und die Luftzufuhr unterbrach. Simonsen sah darin so etwas wie höhere Gewalt und hörte auf. Es war sicher auch nicht richtig, wie ein penibler Saubermann zu erscheinen.
Kurz darauf klingelte es an der Tür. Draußen stand der Mann aus dem Krankenhaus.
»Guten Morgen, Herr Simonsen. Also, es ging alles etwas schneller als vermutet. Ihr junger Mitarbeiter hat wirklich Talent, mit der richtigen Übung kann er ein echter Crack werden, aber Sie sollten ihn erst seine Ausbildung abschließen lassen.«
Konrad Simonsen trat zur Seite. Der Mann kam herein, blieb aber im Flur stehen und machte keine Anstalten, seinen Mantel auszuziehen. Er reichte ihm ein Kuvert.
»Wir haben einundvierzig Männer gefunden, die zwischen 2002 und 2005 die Zentrale des Rigshospital angerufen und in der Zeit von 1965 bis 1980 in der Gemeinde Trundholm gelebt haben. Gehen wir davon aus, dass der Mann ledig und zwischen fünfundzwanzig und vierzig Jahre alt und überdies nicht stationär behandelt worden ist, reduziert sich die Anzahl auf vier, von denen einer 2005 das Land verlassen hat, so dass wir ihn wahrscheinlich außer Acht lassen können. Wir haben ihn aber mit aufgeführt, weil er im gleichen Ort gewohnt hat wie diese beiden ermordeten Brüder. Es ist der erste Name auf der Liste.«
Konrad Simonsen nahm den Umschlag dankend entgegen. Der Mann fuhr fort: »Und dann habe ich noch das hier für Sie. Dabei fällt mir ein, dass Ihr Gast vom
Dagbladet
sich verspäten wird. Sie hat Probleme mit ihrem Fotografen. Er hat verschlafen und sie noch gar nicht abgeholt, sie ist also noch immer zu Hause.«
Er überreichte ihm ein Telefon. Konrad Simonsen sagte: »Das heißt also, Ihre technischen Spielereien funktionieren.«
»Natürlich tun sie das. Das ist einfacher, als man glauben möchte, vorausgesetzt, man kennt sich ein bisschen aus und befindet sich am richtigen Ort. Das Ding ist ganz einfach zu bedienen. Es klingelt jedes Mal, wenn Anni Staals Handy Kontakt zu einem anderen hat, egal, wer wen anruft. Sie müssen das Gespräch nur annehmen, dann hören Sie, was gesprochen wird. Staal oder ihr Gesprächspartner können Sie nicht hören, und wenn der Anruf zu Ende ist oder Sie nicht mehr weiter zuhören wollen, beenden Sie einfach das Gespräch. Sie können das Handy allerdings nicht als normales Telefon benutzen, es funktioniert einfach nicht.«
»Besteht denn keine Gefahr für Sie, ich meine, dass man Sie entlarvt?«
»Auf meiner Seite kaum, da müsste ich mich schon selbst entlarven. Was das Risiko angeht, so sind eigentlich Sie das schwächste Glied, deshalb würde ich das Teil gerne gleich wieder abholen, wenn Sie es nicht mehr brauchen.«
Konrad Simonsen grinste.
»Es würde meine Arbeit schon gewaltig erleichtern, ständig so ein Ding zu haben.«
Der Mann antwortete illusionslos: »Seien Sie doch nicht so bescheiden. Stellen Sie sich das mal im großen Rahmen vor. Es wäre viel klüger, wir würden alle so einen Bürgerchip implantiert bekommen, damit der Staat auf uns
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