Schweinehunde / Roman
windig. Er wandte sich wieder dem Schreibtisch zu und sah seinen Untergebenen mit verbissenem Gesichtsausdruck an.
»Wenn du schon mal da bist, können wir auch gleich noch etwas anderes hinter uns bringen. Eines möchte ich nämlich in Zukunft nicht mehr erleben.«
Sein Tonfall verriet mehr als seine Worte. Konrad Simonsen war jetzt ganz Chef. Arne Pedersen richtete sich auf seinem Stuhl auf.
»Von jetzt ab hältst du deine amourösen Eskapaden aus deiner Arbeit raus, vor allem was meinen Tätigkeitsbereich und die Tatorte betrifft.«
»Aber …«
»Deine beleidigte Miene kannst du gleich wieder wegstecken. Ich habe wirklich anderes zu tun, als Kurt Melsing zu überreden, … gewissen Spuren im Zusammenhang mit Per Clausens Tod nicht nachzugehen …« Er hob seine Hand, um Arne Pedersens Erwiderung im Keim zu ersticken, während er weitersprach: »Und ich will gar nicht wissen, inwieweit das nötig war oder nicht. Hör mal, ich will nie wieder in eine ähnliche Situation geraten. Hast du das verstanden?«
Arne Pedersens dünner Verteidigungswall war zusammengebrochen: »Ja. Es wird nicht mehr vorkommen.«
Beide Männer schwiegen einen Moment, dann sagte Konrad Simonsen versöhnlich: »Also, was war jetzt mit dieser Mail? Was hast du herausgefunden?«
»Der Server ist in Deutschland, vermutlich in Hamburg, und du darfst dreimal raten, wer den gemietet hat. Also, wer der Webhost ist.«
»Per Clausen?«
»Natürlich. Das läuft schon ein gutes Jahr, und bezahlt hat er via Internet und Visakarte. Die amerikanischen Mailadressen sind mehrmals im Laufe des Sommers über den Computer in der Bibliothek der Langebæk-Schule hochgeladen worden, vermutlich also wieder von Clausen. Interessant ist aber, wie der Mailversand gestartet wurde, nämlich von einem Handy aus, das zu einem Sendemast zurückverfolgt werden konnte, der an der Kreuzung Jyllingvej, Ecke Motorring 3 steht, also in Rødovre. Die IT-Experten schreiben noch an dem Bericht, du wirst ihn vermutlich spätestens Montag erhalten.«
»Von einem Handy, sagst du. Und die Nummer?«
»Die SIM-Karte ist an einer Statoil-Tankstelle gekauft worden, wir wissen aber noch nicht, an welcher. Die Ermittlungen laufen noch. Außerdem müssen diese E-Mail-Adressen irgendwo gekauft worden sein. Es waren immerhin an die fünfhundertzwanzigtausend, das kann also nicht billig gewesen sein. Auch daran arbeiten einige Leute.«
»Okay, Arne. Ich notiere mir, dass der Mailversand mit Per Clausen in Verbindung gebracht werden kann. Das ist interessant, aber nicht überraschend. Dann ist Per Clausen nach Rødovre gefahren, um … oh, nein, das ist er natürlich nicht. Aus guten Gründen. Ich glaube, ich werde langsam zu alt für diesen Job.«
Arne Pedersen verzog seinen Mund zu einem schiefen Lächeln. Während er sich seinen Teil dachte, sagte er: »Rødovre müssen wir im Kopf behalten, sollte das noch einmal irgendwie auftauchen.«
»Ja, da bin ich deiner Meinung. Sonst noch etwas? Gibt es Neuigkeiten, was die Identifikation angeht?«
»Nee, nichts Nennenswertes. Von den fünf Männern wird noch immer keiner vermisst. Wir sind aber mit aller Akribie dabei, das Leben von Jens Allan Karlsen aus Århus auseinanderzunehmen. Außerdem sind die Comtesse und Pauline in Middelfart. Elvangs Bilder sind freigegeben worden, so dass die drei übrigen Opfer auch bald identifiziert sein sollten, wenn denn alles normal läuft.«
»Wie meinst du das?«
»Tja, wir müssen sicher mit einer Sintflut von falschen Hinweisen rechnen. Es würde mich nicht wundern, wenn wir von morgen ab den Großteil unserer Zeit darauf verwenden müssten, die Spreu vom Weizen zu trennen. Es gibt anscheinend eine ganze Reihe von Leuten, die gar nicht wollen, dass wir diesen Fall aufklären.«
»Das habe ich inzwischen auch verstanden. Stell noch ein paar zusätzliche Leute ab, um die Namen zu überprüfen. Mehr können wir nicht tun. Hast du herausgefunden, warum es Anni Staal so wichtig war, diese Fotos ein paar Stunden vor den anderen zu haben?«
»Nein, aber vielleicht kann ich ihr das heute Abend entlocken. Ich habe ihr versprochen, sie anzurufen, sobald wir den Gesichtern Identitäten zuordnen können.«
»Ja, versuch das. Und was ist mit Per Clausens Beerdigung?«
»Tja, die wurde, wie du weißt, komplett fotografisch dokumentiert. Aber es waren wirklich viele Leute da. Die meisten können wir nicht identifizieren, und ohne Vergleichsmaterial kommen wir da nicht weit. Ich habe die
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