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Schweinehunde / Roman

Schweinehunde / Roman

Titel: Schweinehunde / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lotte & Søren HAMMER
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kam zum Vorschein. Ihre schwarzen Haare flatterten in der Zugluft. Still und ohne nach rechts oder links zu blicken, schob die Kleine sich an den Männern vorbei und drückte die Tür des Nachbarn mit einem Finger auf. Dann drehte sie sich um und zog ihre Mutter mit einer überraschenden Selbstverständlichkeit hinter sich her zurück in die Wohnung und schloss die Tür. Plötzlich stand die Luft wieder still, und die Zwillinge starrten auf die geschlossene Tür.
Ea Kolt Jessen
stand auf dem Klingelschild. Ihre mitunter sehr nervige und schrecklich anspruchsvolle Cousine hatte bei ihnen angerufen und sie gebeten zu kommen. Zögernd gingen sie in die Nachbarwohnung.
    Die Frau sollte recht behalten. Alle Bedenken waren verschwunden, als sie das Video sahen, sich schwer auf das Sofa fallen ließen und warteten. Sie hatten extrem schlechte Laune.
    »Glaubst du, Angelina hatte Angst vor uns? Sie hat uns weder begrüßt noch sonst irgendetwas gesagt?«
    Es war nichts Neues, dass die Menschen in ihrer Nähe nervös wurden. Beide waren außergewöhnlich groß und hatten markante, grobe Gesichtszüge. Außerdem hing bei beiden ein Augenlid herab, eine angeborene Fehlbildung, durch die sie – vollkommen ungerechtfertigt – böse wirkten. Dazu kam dann noch ihre dunkle Lederbekleidung. Sie sahen aus wie Rocker, dabei trugen sie diese Sachen nur, weil sie als professionelle Schafscherer, die über das Land zu immer neuen Wirkungsstätten zogen, widerstandsfähige, warme Kleider brauchten. In den Augen einer Vierjährigen sah das natürlich anders aus.
    »Ich weiß nicht, sie hat eigentlich nicht ängstlich gewirkt.«
    Sie saßen schweigend da.
    »Verdammt noch mal, ich halte das nicht aus.«
    Sie hatten das Video angehalten, aber das unangenehme Pausenbild prangte noch immer vor ihnen.
    Schließlich stand einer der Brüder auf und zog die Decke vom Sofatisch, wobei eine Vase zu Boden stürzte und zerbrach, und legte sie über den Fernseher. An der Wand hinter ihm hingen zwei gerahmte Plakate.
Welcome to Disneyland,
große, lustige Buchstaben über einer lachenden Micky Maus, vermutlich ein Souvenir von einer Reise. Das andere war ein Druck von Edvard Munchs Gemälde von Friedrich Nietzsche, über das sich in schwarzen handschriftlichen Lettern die berühmte Aussage des Philosophen über Gottes Tod zog. Der Bruder, der aufgestanden war, packte einen Stuhl und schlug ihn auf eines der Bilder. Das Glas splitterte, und ein großes Stück fiel zu Boden, während das eigentliche Plakat aber überlebte. Er riss es an der Glaskante ab und hielt sich den Fetzen vor das Gesicht: die halbe Maus und das abgerissene
neyland
ergaben keinen Sinn mehr. Deshalb knüllte er das Papier zusammen und machte sich an das nächste Plakat. Sein Bruder ging zum Pinkeln ins Schlafzimmer.
    Der Mieter der Wohnung war kein kleiner Mann, und er hatte überdies eine gute Kondition, war gegen die beiden Brüder aber trotzdem chancenlos; sie waren einfach zu groß.
    Ohne auf seine wilden Proteste zu hören, packten sie ihn und zerrten ihn vor den Fernseher. Die Hülle des Videos war zu Boden gefallen. Sie gab vor, dass es sich um einen Film über die Belagerung Leningrads handelte. Dann zogen sie die Decke weg und hielten ihn an seinen roten Haaren fest, so dass er direkt auf das nackte Kind starrte.
    »Was ist das hier? Kannst du mir darauf eine Antwort geben, du Bastard?«
    Der Unglückliche versuchte es, so gut er konnte, konnte sie aber nicht überzeugen. Unter anderem, weil ihn die unsanfte Umklammerung daran hinderte.
    »Das ist nicht mein Film. Ich habe ihn mir geliehen, von einem Freund, einem Bullen. Ich habe den noch nie gesehen, verdammt, ihr kennt mich doch.«
    Die letzte Bemerkung kam nicht gut an, denn keiner der beiden Männer legte Wert darauf, an diese Bekanntschaft erinnert zu werden.
    »Ein Kommissar, ach ja? Und seit wann bitte leiht die Polizei Kinderpornos aus?«
    Die Skepsis war massiv und nicht wegzureden.
    »Magst du kleine Kinder gern? Dann haben wir etwas gemeinsam. Ich mag die nämlich auch. Nur nicht so wie du.«
    Ein harter, ebenso trockener wie wütender Schlag traf ihn in der Nierenregion, so dass er vor Schmerzen aufschrie. Ein Tritt, der eigentlich seinem Schritt gegolten hatte, verfehlte sein Ziel und glitt an seinem Schenkel ab. Der nächste war präziser. Dann rief der Mieter, der unter ihm wohnte, die Polizei.

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    D as Treffen im Sitzungszimmer der Zeitungsredaktion wurde dreimal verschoben. Der Direktor war ein

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