Schweinehunde / Roman
Villa in Middelfart, und zwei Jahre später wird er geschieden. Mutter und Tochter ziehen jeweils in eine eigene Wohnung. Nach einem Gefängnisaufenthalt findet Allan Ditlevsen als Betreiber einer Imbissbude und mit seinem Zeitschriftenverkauf mehr Stabilität, so dass in den letzten Jahren infolge des Berichts nichts mehr geschehen ist. Die Menschen, die die Brüder kannten und sich über sie geäußert haben, sagten gleichlautend, sie hätten ein stilles, unauffälliges Leben geführt, aber wirkliche Freunde konnten wir bislang nicht aufspüren. Vielleicht hatten sie keine.«
Die Comtesse bremste abrupt und rettete einem Fuchs das Leben, der in den Büschen am Straßenrand verschwand. Pauline Berg hatte endlich zwei und zwei zusammengezählt. Skeptisch fragte sie: »Wann hast du den Bericht eigentlich bekommen?«
»Um fünf. Ich hatte drei Stunden dafür Zeit, du brauchst dir also keine Gedanken zu machen.«
»Es ist trotzdem beeindruckend, Vorbereitung hin oder her, dass du dich an all diese Jahreszahlen erinnern kannst.«
»Vielleicht kann ich das ja gar nicht. Du kannst mich in der Geschwindigkeit gar nicht kontrollieren.«
»Warum hast du mich nicht geweckt?«
»Wofür sollte das gut sein? Na ja, vielleicht hast du recht, aber hör jetzt weiter zu, wir sind gleich da.«
»Okay, schieß los.«
»Sieht man von Allans zwei Verurteilungen ab und von Franks Hang, sich mit fremden Federn zu schmücken, erscheinen einem die Brüder wie eine waschechte soziale Erfolgsstory. Ihr Start ins Leben war nicht gerade vielversprechend, aber peu à peu schaffen sie sich ein solides Auskommen und einen festen Arbeitsrahmen. Es gibt da nur einen Schönheitsfehler, die Finanzen der Toten passen nicht zusammen. Drei erfahrene Wirtschaftsprüfer haben das Inventar der Villa und den Kontostand mit ihrem Einkommen verglichen. Berücksichtigt man das dänische Steuersystem, geht diese Rechenaufgabe nur dann auf, wenn sie zusätzliche Einnahmen hatten, von denen das Finanzamt nichts wusste. Aber das sind bloße Vermutungen, einen konkreten Beweis haben wir nicht.«
Die Vermutung der Steuerhinterziehung erhärtete sich, als im Laufe des Vormittags bei der Hausdurchsuchung hundertsechzigtausend Kronen Bargeld gefunden wurden. Ein Polizeibeamter entdeckte das Geld und präsentierte Pauline Berg stolz seinen Fund.
»Die Scheine waren in vier Päckchen Fischpudding versteckt, die in der hintersten Ecke der Gefriertruhe lagen. Der Fischpudding passte irgendwie nicht zu den übrigen Fertiggerichten, die man alle direkt in die Mikrowelle schieben konnte. Das Geld lag ganz unten in den Packungen, jeweils vierzigtausend Kronen. Die oberste Lage bestand tatsächlich aus Fischpudding, und alle Kartons waren sorgsam wieder zugeklebt worden. Vermutlich hat er sich für diese Packungen entschieden, weil ihre Länge genau der Länge der Geldscheine entspricht.«
Pauline Berg war sich nicht sicher, ob der Mann von ihr ein Lob erwartete. Immerhin war er mehr als doppelt so alt wie sie, so dass ihr das merkwürdig vorkam. Vergeblich hielt sie nach der Comtesse Ausschau.
»Das war sehr aufmerksam, wirklich gut.«
Sie kam sich dumm vor, aber der Mann strahlte über das ganze Gesicht.
»Bedenkt man, dass die meisten Videos Kinderpornos beinhalten, scheint der Fall klar zu sein.«
»Vollkommen klar.«
»Tja, wenn Sie mich fragen, haben die nur bekommen, was sie verdient haben.«
Pauline Berg fragte nicht weiter nach, sondern begann das Geld zu zählen, und der Mann trollte sich. Die Scheine waren kalt.
Den nächsten Ermittlungserfolg konnten sie am Nachmittag vermelden, und das Schicksal wollte es, dass die beiden Frauen aus Kopenhagen dafür verantwortlich waren, was all den hart arbeitenden Beamten höchst ungerecht erscheinen musste.
Der Comtesse gebührte die meiste Anerkennung, da ihre Entdeckung die Folge einer Reihe genialer Schlussfolgerungen war. Es gab kaum mehr einen Zweifel, dass die Brüder Kinderpornos verkauften: das Bargeld in der Tiefkühltruhe, ihre eigenen Videos, Frank Ditlevsens technische Ausrüstung und Allan Ditlevsens Vorstrafen – dies alles deutete in eine Richtung. Als Verbreitungskanal kam in erster Linie das Internet in Frage. Eine schnelle, aber eingehende Untersuchung von Frank Ditlevsens Internetprovider schloss die elektronische Verbreitung verbotenen Materials aber aus. Natürlich blieb die Möglichkeit, dass die Brüder traditionellere Kanäle nutzten, die zwar langsamer, aber dafür sicherer waren.
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