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Schweinehunde / Roman

Schweinehunde / Roman

Titel: Schweinehunde / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lotte & Søren HAMMER
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etwas Handfestes, womit wir arbeiten können, also lass uns ins HS fahren. Ich bin ehrlich der Meinung, dass du bis jetzt einen sehr guten Job gemacht hast, aber die Tage, an denen du dich wirklich beweisen musst, kommen erst noch.«
    »Ich muss mich überhaupt nicht beweisen, und nachdem ihr mich jetzt schon so lange aus der Sache herausgehalten habt, kommt es auf eine halbe Stunde mehr oder weniger auch nicht mehr an. Erzähl mir lieber, ob deine zahlreichen Biere in diesem Immigrantenkiosk auf der Hauptstraße von Bagsværd etwas gebracht haben. Besonders mitteilsam warst du ja nicht gerade, und bei den wenigen Telefonaten, für die ich Zeit hatte, hast du dich irgendwie angetrunken angehört. Du hättest dort aber nicht so viel Zeit verbracht, wenn da nicht etwas zu holen gewesen wäre, oder? Ich wollte dich das schon lange fragen, bin aber irgendwie nie dazu gekommen.«
    Kasper Planck nickte respektvoll.
    »Du wirst immer besser, ich habe aber meine Notizen nicht mit, und mein Gedächtnis ist nicht mehr ganz so, wie es mal war …«
    »Und du wirst immer schlechter. Diesen Unsinn kannst du vielleicht dem Nachwuchs auftischen. Raus mit der Sprache! Du sollst das Verbrechen ja nicht allein aufklären.«
    Der alte Mann kniff die Augen zusammen, und ein listiges Lächeln umspielte seinen Mund. Dann begann er seltsame Laute auszustoßen. Es vergingen ein paar Sekunden, bis Konrad Simonsen verstand, dass er ein Lied summte.
    »Lass das, das ist grässlich. Was ist schiefgelaufen?«
    »
Lady in Red,
ich glaube von Chris de Burgh. Hast du denn keine Ahnung von Musik?«
    »Ich habe Ohren, und das klingt schrecklich. Kannst du dich nicht normal ausdrücken? Erzähl mir von der Frau in Rot, wenn sie relevant ist, aber bitte mit Worten.«
    Mit monotoner Stimme begann Kasper Planck zu berichten.
    »Der Kiosk liegt an der Hauptstraße von Bagsværd, und der Inhaber heißt Farshad Bakhtîshû. Ich werde ihn ab jetzt aber nur noch Farshad nennen. Farshad ist rund sechzig Jahre alt und in Schiraz im Iran geboren. Er unterrichtet als promovierter Astrophysiker an der Universität von Teheran, bis er 1984 vor Ayatollah Khomeinis Gottesstaat flüchtet. In Dänemark hält man seine Ausbildung für unbrauchbar, was er nach ein paar Jahren einsieht. 1988 heiratet er eine ebenfalls aus dem Iran geflohene Frau. Farshad ist ein freundlicher, begabter Mann, der in den letzten zwanzig Jahren seine intellektuellen Fähigkeiten darauf verwendet hat, die Steuerbehörden an der Nase herumzuführen, damit die Bürger von Gladsaxe weiterhin ihr Billigmineralwasser kaufen können und seine Familie einigermaßen zurechtkommt. Er hat drei Söhne und zwei Töchter und ist die einzige Person, die wir bis jetzt gefunden haben, die für Per Clausen so etwas wie ein Freund war.«
    Er machte eine kurze Pause, um nachzudenken. Konrad Simonsen wartete schweigend.
    »Der Hausmeister freundet sich also mit dem Kioskbesitzer an. Beide haben ein großes Interesse an der Mathematik. Ein- bis zweimal pro Woche besucht Per Clausen ihn in seinem Laden, wo er sich im Hinterzimmer mit seinem Freund unterhält. Meistens abends, wenn kaum noch Kunden kommen, obwohl der Kiosk offiziell erst gegen Mitternacht schließt. Nicht selten ist Per Clausen betrunken, doch in der letzten Zeit soll das besser geworden sein, Farshad selbst trinkt nicht. Die Bekanntschaft besteht inzwischen über sieben Jahre. Unter anderem unterhalten die Männer sich über Rache, Rache für den Selbstmord seiner Tochter, und zwar an dem, der sie missbraucht hat. Das war jedenfalls Per Clausens Beweggrund, aber auch Farshad hat schon einiges mitgemacht. Zwei Schwestern und ein Bruder sind in die Klauen der islamischen Revolutionsgarde geraten und haben schreckliche Schicksale erlitten. Die Details erspare ich dir. Die Freunde weinen gemeinsam, zünden an den Geburts- und Todestagen Kerzen an und machen den Kiosk zu.«
    Konrad Simonsen wollte seinen Kollegen schon unterbrechen, da der Bericht etwas weitläufig wurde, aber Kasper Planck riss sich mit einem Mal zusammen und sprach schnell weiter.
    »Im Frühjahr letzten Jahres ist plötzlich Schluss mit den Gesprächen über Helene Clausen und über Farshads Familie. Per Clausen spricht ab diesem Zeitpunkt nicht mehr über seine Tochter und wechselt das Thema, wenn Farshad darauf zu sprechen kommt. Farshad kennt den Grund nicht, ist aber feinfühlig genug – er ist überhaupt ein sehr angenehmer Mensch –, die Signale seines Freundes zu

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