Schweineraub im Streichelzoo
hatte.
âUnd?â, drängte Paula. âWie viel ist es?â
âZweihundertachtundsechzig Euroâ, sagte Max. Er klang so niedergeschlagen, dass seine Schwester ihn bloà verständnislos anschaute.
âAber das ist doch viel Geldâ, bemerkte Paula. âStell dir nur mal vor, wie viel Schokolade oder Kaugummis wir uns davon kaufen könnten!â, rief sie fröhlich.
âTja, wenn du damit einen ganzen Zoo bezahlen musst, ist das leider nicht mehr als ein Tropfen auf den heiÃen Steinâ, wandte Torben ein und boxte wütend nach der Decke. âUnd für die paar Kröten hab ich mein Bayern-München-T-Shirt verkauft!â
Wortlos drehte Viola mal wieder einen ihrer Zöpfe zwischen den Fingern. âAlles umsonstâ, seufzte sie. Die aufsteigenden Tränen erstickten ihre Worte zu einem heiseren Krächzen. Die Enttäuschung war zu groÃ.
Torben schniefte, Viola schluchzte an der Schulter ihres Bruders und Paula sah durch einen Schleier aus Tränen, wie plötzlich das Gespenst hinter einem Gebüsch auftauchte und ihr dabei bedeutete, ihm zu folgen.
âWas will der denn jetzt?â, murmelte sie missmutig.
Lediglich zur Eröffnung des Flohmarktes hatte sich Freiherr von Schlotterfels kurz blicken lassen. Mit skeptischer Miene war er die Tischreihen entlanggeschwebt. Kaum war er beim letzten Tisch angekommen, hatte er kehrtgemacht und war nach einem knappen: âBin gleich wieder da!â durch die Mauer ins Schloss zurückgestürmt. Jetzt â Stunden später â tauchte er wieder auf. Jetzt, wo alles zu spät war.
Paula stand auf und wischte sich mit dem Handrücken über die Augen.
âBin gleich wieder daâ, sagte sie zu den anderen und stapfte auf Sherlock zu.
âWas ist denn?â, brummte sie nur, als sie mit Sherlock hinter dem Gebüsch verschwunden war.
Wortlos hob Freiherr von Schlotterfels eine kleine Schatulle auf und hielt sie Paula hin. Zögernd nahm sie sie entgegen.
âWas ist das?â, fragte Paula verwundert.
âMein Beitrag für den Streichelzooâ, antwortete Sherlock nicht ohne Stolz. âDen ganzen Nachmittag habe ich danach gesucht. Grundgütiger, so ist das eben, wenn man über hundert Jahre nicht aufräumt. Dinge geraten in Vergessenheit. Sei es drum. SchlieÃlich deuchte mir, dass ich das Kästchen irgendwann mal aus Angst vor Langfingern unter meiner Matratze versteckt hatte.â
Während Sherlocks Rede hatte Paula die Schatulle geöffnet. âEine Münze?â, fragte sie erstaunt.
âOh jaâ, sagte das Gespenst. âUnd zwar nicht irgendeine Münze. Diese Münze habe ich von meinem UrgroÃvater Herold Freiherr von Schlotterfels zu meiner Taufe bekommen.â Nach einer kurzen Pause fügte er feierlich hinzu: âAltes Familienerbstück.â
Auch wenn Paula nicht sofort wusste, was sie mit dem altmodischen Kästchen anfangen sollte, sagte sie artig: âVielen Dank, Freiherr von Schlotterfels.â
Das Gespenst verneigte sich hoheitsvoll und murmelte bewegt: âAch, das ist doch nichts!â Es war schwer beeindruckt von seiner grenzenlosen Selbstlosigkeit.
Gefolgt von Sherlock und Lilly ging Paula zu den anderen zurück. In diesem Moment kam auch ihr Vater über die Wiese zu ihnen gelaufen.
âNa, wie sieht es aus?â, rief Dr. Kuckelkorn und gestand Hände reibend: âIch habâs nicht länger ausgehalten. Nun sagt schon, wie ist euer Beutezug ausgefallen?â
âZweihundertâ¦â
âPapa, kannst du mir sagen, ob das hier was wert ist?â, unterbrach Paula ihren Bruder und übergab ihrem Vater das Kästchen mitsamt der Münze.
Der Museumsdirektor öffnete die Schatulle und bekam glänzende Augen. Er drehte die Münze zwischen den Fingern.
âDie Münze ist alt. Sehr alt. Wo hast du die her?â
âÃh ⦠die ⦠ichâ, stotterte Paula. Darauf war sie nicht vorbereitet gewesen. Hilfe suchend schaute sie Max an. Der hatte doch in solchen Momenten immer blitzschnell eine Ausrede parat.
Max musste nur eins und eins zusammenzählen. In diesem Fall eine alte Münze und die stolzgeschwellte Brust des eitlen Gespenstes. Und schon wusste er, warum Paula nicht antworten konnte.
âOch, die Kiste hab ich letzte Woche bei der alten Hütte im Birkenwäldchen gefundenâ, log Max schnell. âIch hab da
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