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Schweinsgalopp

Schweinsgalopp

Titel: Schweinsgalopp Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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ist es kalt und sicher. Mehr oder weniger sicher. Ein alter Trick. Und nun… Sieh dir das hier an. Ledriger Schinken. Grünes Brot und ein Stück Käse, mit dem man sich rasieren könnte. Es bedeutet, daß Violett schon seit einer ganzen Weile nicht mehr hier gewesen ist.«
    »Meine Güte. Und was jetzt?«
    »Wohin bringt sie die Zähne?« fragte Susanne die Welt im allgemeinen und sich selbst im besonderen. »Was fängt eine Zahnfee mit den eingesammelten Zähnen an, wenn…«
    Jemand klopfte an die Tür. Susanne öffnete.
    Ein kleiner, glatzköpfiger Mann mit einem langen braunen Mantel stand im Flur. Er hielt ein Klemmbrett in den Händen und blinzelte nervös, als er Susanne sah.
    »Äh…«, begann er.
    »Ja, bitte?« fragte Susanne.
    »Äh… ich habe das Licht gesehen und dachte, Violett wäre zurückgekehrt«, sagte der kleine Mann. Er drehte den Stift, der über einen Bindfaden mit dem Klemmbrett verbunden war. »Sie ist mit den Zähnen im Rückstand, und gewisse Dinge müssen noch bezahlt werden, und Ernie scheint spurlos verschwunden zu sein, und ich muß es in meinem Bericht erwähnen, und ich bin gekommen, um nach dem Rechten zu sehen, falls… falls sie erkrankt ist oder so, und es gibt sicher bessere Dinge, als während des Silvesterfestes krank zu sein…«
    »Sie ist nicht hier«, sagte Susanne.
    Der Mann bedachte sie mit einem besorgten Blick und schüttelte traurig den Kopf.
    »Es stehen fast dreizehn Dollar Kissengeld aus. Ich muß es melden.«
    »Wem?«
    »Man wird sich eine Stufe höher mit dem Fall befassen müssen. Ich hoffe nur, daß wir nicht noch einmal so etwas erleben wie in Quirm. Dort fing das Mädchen an, Häuser auszurauben. Es gab einen Riesenwirbel…«
    »Wem mußt du es melden?«
    »Und dann Leiter und Zange«, fuhr der Mann mit seiner Litanei gegen eine Welt fort, die nicht ahnte, was es bedeutete, einen AF17-Bericht in dreifacher Ausfertigung zu erstellen. »Wie soll ich mich um die Bestandsaufnahme kümmern, wenn ständig neue Leute kommen und sich aus den Beständen bedienen?« Er schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht, sie bekommen den Job und glauben, daß in jeder Nacht die Sonne scheint, dann wird das Wetter ein wenig ungemütlich, und es heißt, mach’s gut, Charlie, ich arbeite lieber als Kellnerin in einer warmen Taverne. Und dann Ernie. Ich kenne ihn. Ein Schluck, um die Kälte fernzuhalten, ein zweiter, weil man auf einem Bein nicht stehen kann, ein dritter für den Fall, daß sich die ersten beiden einsam fühlen… Ich muß es alles in meinem Bericht erwähnen, und wer bekommt dafür die Schuld, frage ich dich…?«
    »Du?« vermutete Susanne. Sie fühlte sich fast hypnotisiert. Der Mann hatte sogar einen dünnen, besorgten Haarkranz und einen kleinen, besorgten Schnurrbart. Die Stimme verriet: Hier stand jemand, der sich während des Weltuntergangs fragen würde, ob man ihm die Schuld dafür gab.
    »Ja, genau «, sagte er fast widerwillig. Offensichtlich wollte er nicht zulassen, daß ein wenig Verständnis Licht in die Düsternis seines Lebens brachte. »Die Mädchen beklagen sich dauernd über ihre Arbeit, und ich weise sie immer wieder darauf hin, wie gut sie es eigentlich haben, ich meine, im Grunde genommen klettern sie nur Leitern hoch und runter, sie müssen nicht den ganzen Abend in Papierbergen wühlen und Defizite mit eigenem Geld ausgleichen, wenn ich das hinzufügen darf…«
    »Die Zahnfeen arbeiten für dich?« warf Susanne rasch ein. Der o Gott stand noch immer, aber seine Augen hatten sich getrübt.
    Der kleine Mann straffte die Gestalt. »In gewisser Weise«, erwiderte er. »Ich leite die Abteilung ›Einsammeln und Weitergabe‹…«
    »Weitergabe wohin?«
    Er starrte Susanne groß an. Scharfe, direkte Fragen waren nicht seine Stärke.
    »Ich sorge dafür, daß sie auf den Karren kommen«, murmelte er. »Wenn sie auf dem Karren sind und Ernie das Formular GV19 unterschrieben hat, ist für mich alles erledigt, aber wie ich schon sagte, in dieser Woche ist er nicht gekommen und…«
    »Ein ganzer Karren für eine Handvoll Zähne?«
    »Nun, dazu kommen die Lebensmittel für die Wächter und… Wer bist du überhaupt? Was machst du hier?«
    Susanne hob den Kopf. »Auf diese Weise vergeuden wir nur Zeit«, sagte sie, ohne ihre Worte an eine bestimmte Adresse zu richten.
    Sie beugte sich vor. »ÜBER WELCHEN KARREN REDEN WIR HIER, CHARLIE?«
    Der o Gott wich ruckartig zurück. Der Mann im braunen Mantel ebenfalls und drückte sich an die Flurwand,

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