Schweinsgalopp
als Susanne auf ihn zutrat.
»Er kommt jeden Dienstag«, keuchte er. »Äh… was…«
»UND WOHIN FÄHRT ER?«
»Keine Ahnung! Wie ich schon sagte, wenn Ernie…«
»Wenn er das Formular GV19 unterschrieben hat, ist für dich der Fall erledigt«, kam Susanne dem kleinen Mann mit normaler Stimme zuvor. »Ja, das hast du tatsächlich gesagt. Wie lautet Violetts vollständiger Name? Mir gegenüber hat sie ihn nie erwähnt.« Der Mann zögerte.
»ICH HABE GEFRAGT…«
»Violett Bottler!«
»Danke.«
»Und Ernie ist ebenfalls fort«, sagte Charlie. Sein Mund schien auf Autopilot umgeschaltet zu haben. »Das nenne ich verdächtig. Ich meine, er hat eine Frau und so. Wäre nicht der erste Mann, der sich von dreizehn Dollar und schönen Beinen den Kopf verdrehen läßt, und niemand denkt daran, daß ich die Sache ausbaden muß, ich meine, angenommen, wir kämen alle auf die Idee, uns mit irgendwelchen jungen Frauen aus dem Staub zu machen.«
Er musterte Susanne mit dem strengen Blick eines Mannes, der wußte, daß ihn die Welt brauchte – und der sich andernfalls damit vergnügt hätte, an irgendeinem tropischen Strand nackte Schönheiten zu malen.
»Was passiert mit den Zähnen?« fragte Susanne.
Der Mann blinzelte. Ein Schinder, dachte Tods Enkelin. Ein sehr kleiner und sehr langweiliger Schinder, der nicht richtig schinden kann, weil es kaum jemanden gibt, der noch kleiner und schwächer ist als er selbst. Deshalb begnügt er sich damit, anderen Leuten das Leben etwas schwerer zu machen…
»Was für eine Frage ist das?« brachte er hervor, während er sich von einem strengen Blick durchbohrt fühlte.
»Hast du nie darüber nachgedacht?« fragte Susanne. Und sie dachte: Ich habe mir keine Gedanken darüber gemacht. Warum sollte jemand darüber nachdenken?
»Das gehört nicht zu meinen Aufgaben. Ich…«
»Oh, ja. Du hast bereits darauf hingewiesen. Danke. Du hast mir sehr geholfen. Herzlichen Dank.«
Der Mann starrte Susanne groß an, drehte sich um und lief die Treppe hinunter.
»Verflixt«, sagte die junge Frau.
»Das ist ein sehr ungewöhnlicher Fluch«, sagte der o Gott vorsichtig.
»Es ist so leicht«, sagte Susanne. »Ich kann jeden finden, wenn ich will. Es ist eine Eigenschaft der Familie.«
»Oh, gut.«
»Nein. Hast du eine Ahnung, wie schwierig es ist, normal zu sein? Sich an alles zu erinnern? Zum Beispiel daran, wie man schläft? Und Dinge zu vergessen? Zum Beispiel die Funktion eines Türknaufs?«
Warum frage ich ihn so etwas? dachte Susanne, als sie erschrockene Verwirrung in Galligs Zügen sah. Er erinnert sich nur daran, daß er das erbricht, was andere Leute getrunken haben.
»Ach, komm schon«, sagte sie und eilte ebenfalls die Treppe hinunter.
Es war so einfach, in die Unsterblichkeit zu schlüpfen, das Pferd zu reiten und alles zu wissen. Und je öfter Susanne der Versuchung nachgab, desto näher rückte der Tag, an dem sie nie wieder absteigen, nie wieder vergessen konnte.
Der Tod war erblich.
Man bekam ihn von den Vorfahren.
»Wohin jetzt?« fragte der o Gott.
»Zum BVJM«, sagte Susanne.
Der Alte in der Hütte blickte unsicher auf die vor ihm liegenden Köstlichkeiten. Er saß auf dem Stuhl, zusammengekugelt wie eine Spinne im Feuer.
»Ich habe einen Topf mit Bohnen aufgesetzt«, murmelte er und sah mit trüben Augen zu den beiden Besuchern.
»Meine Güte, zu Silvester kann man doch keine Bohnen essen«, erwiderte der König und grinste breit. »Damit fordert man das Unheil ja geradezu heraus.«
»Das wußte ich nicht«, sagte der Alte und blickte verzweifelt auf seinen Schoß.
» Wir haben dir diesen wundervollen Festschmaus mitgebracht. Eine schöne Überraschung, nicht wahr?«
»Für die du angemessen dankbar sein solltest«, fügte der Page scharf hinzu.
»Ja, natürlich, das ist sehr freundlich von euch Herren«, sagte der Alte mit einer etwa mausgroßen Stimme. Er blinzelte und wußte nicht, wie er sich verhalten sollte.
»Der Truthahn ist kaum angerührt, hat noch jede Menge Fleisch an den Knochen«, meinte der König. »Und probier mal diese ausgezeichnete Pfeifente, mit Schwanenleber gestopft.«
»… allerdings mag ich Bohnen sehr gern, und ich möchte niemandem etwas schuldig sein…«
»Um Himmels willen, Mann, mach dir deshalb keine Sorgen«, sagte der König herzlich. »Es ist Silvester! Ich blickte aus dem Fenster und sah dich durch den Schnee stapfen. Woraufhin ich den jungen Jermain fragte: ›Wer ist der Bursche?‹ Und er antwortete:
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