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Schweinsgalopp

Schweinsgalopp

Titel: Schweinsgalopp Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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hoffentlich klar. Haltet ihr es etwa für klug, euch auf das Niveau von Feldtieren zu begeben, beziehungsweise auf das Niveau von trinkenden Feldtieren?«
    Die jungen Männer gingen fort und ließen einen Krug neben dem Faß stehen.
    Der o Gott sah ihn, griff danach und schnupperte daran.
    »Bäh.«
    Susanne trat aus der Wand.
    »Er ist schon seit einer ganzen Weile fort… Was machst du da?«
    »Ich wollte feststellen, wie Bier schmeckt«, erwiderte der o Gott schuldbewußt.
    »Ausgerechnet du kennst den Geschmack von Bier nicht?«
    »Ich weiß nicht, wie es auf dem Weg zum Magen schmeckt«, sagte Gallig verdrießlich. »Wenn es bei mir eintrifft, hat es einige… Veränderungen hinter sich.« Er trank noch einen kleinen Schluck, dann einen größeren. »Es ist mir ein Rätsel, weshalb darum soviel Aufhebens gemacht wird.«
    Er drehte den leeren Krug um.
    »Ich nehme an, die Flüssigkeit kommt aus dem Hahn dort. Weißt du, einmal in meiner Existenz möchte ich betrunken sein.«
    »Bist du das nicht immer?« fragte Susanne, die nur mit halbem Ohr zuhörte.
    »Nein. Ich bin immer betrunken gewesen. Das habe ich doch schon erklärt.«
    »Seit ein paar Tagen ist er nicht mehr zurückgekehrt«, sagte Susanne. »Seltsam. Und er hat niemandem gesagt, wohin er wollte. In der letzten Nacht, die er hier verbracht hat, stand er auf Violetts Liste. Aber er hat die Miete für die ganze Woche bezahlt, und ich habe seine Zimmernummer.«
    »Auch den Schlüssel?«
    »Wozu?«
    Banjo Blütenweiß’ Zimmer war klein, was kaum eine Überraschung war. Doch erstaunlicherweise war es auch sehr ordentlich. Susanne und Gallig fanden ein sorgfältig gemachtes Bett vor, blickten auf einen gut gefegten Boden hinunter. Nur wenige Anzeichen deuteten darauf hin, daß tatsächlich jemand in diesem Raum wohnte. Zum Beispiel das Bild auf dem Nachtschränkchen: Es zeigte eine ziemlich häßliche Bulldogge, die eine Perücke trug. Bei genauerem Hinsehen konnte es auch eine Frau sein. Diese Hypothese wurde durch eine Widmung auf der Rückseite bestätigt: »Für einen braven Jungen, von seiner Mutter.«
    Daneben lag ein Buch. Susanne fragte sich, welche Art Buch jemand wie Banjo las.
    Es bestand aus nur sechs Seiten und gehörte zu jenen Büchern, die Kinder mit der Magie des gedruckten Wortes vertraut machen sollen, indem sie von Hunden und Katzen berichten.
    Es standen nicht mehr als zehn Wörter auf jeder Seite. Trotzdem steckte ein Lesezeichen zwischen den Seiten vier und fünf.
    Susanne sah sich die Titelseite an. Das Buch hieß Fröhliche Geschichten, und auf dem Bild waren ein blauer Himmel, mehrere Bäume und einige absurd rosarote Kinder, die mit einem fröhlichen Hund spielten, zu sehen.
    Das Buch schien mehrmals gelesen worden zu sein.
    Und damit hatte es sich.
    Keine Hinweise. Eine Sackgasse.
    Oder vielleicht auch nicht…
    Neben dem Bett lag eine kleine, silbrig glänzende Münze. Ihr Wert belief sich auf einen halben Ankh-Morpork-Dollar.
    Jemand hatte sie offenbar achtlos fallen gelassen.
    Susanne hob sie auf und drehte sie nachdenklich hin und her. Anschließend musterte sie den o Gott von Kopf bis Fuß. Gallig spülte seinen Schluck Bier im Mund von einer Seite zur anderen und blickte dabei nachdenklich zur Decke.
    Sie fragte sich, welche Überlebenschancen er während des Silvesterfestes in Ankh-Morpork hatte, vor allem, wenn die Wirkung des Heilmittels nachließ. Immerhin bestand der einzige Sinn seiner Existenz darin, an bohrenden Kopfschmerzen zu leiden und sich zu übergeben. Es gab nicht viele anspruchsvolle Jobs, die derartige Qualifikationen verlangten.
    »Hast du jemals ein Pferd geritten?« fragte Susanne.
    »Keine Ahnung. Was ist ein Pferd?«
     
    In den Tiefen von Tods Bibliothek quietschte es.
    Das Geräusch war nicht sehr laut, aber in dem leisen Kritzelkratzel der vielen Bücher klang es lauter, als Dezibel allein es zuließen.
    Man sagt, jeder hätte ein Buch in sich. Nun, in dieser Bibliothek befand sich jeder in einem Buch.
    Das Quietschen schwoll an. Es hatte eine rhythmische, runde Qualität.
    Zahllose Bücherregale… Und in jedem Band, auf der Seite des immer in Bewegung bleibenden Jetzt, setzte sich die handschriftliche Erzählung eines Lebens fort…
    Das Quietschen kam um eine Ecke.
    Es stammte von einer recht wackligen Konstruktion, die mehrere Stockwerke emporreichte. Sie sah aus wie ein an den Seiten offener Belagerungsturm. Unten, zwischen den Rädern, dienten zwei Pedale dazu, das ganze Ding

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