Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schweinsgalopp

Schweinsgalopp

Titel: Schweinsgalopp Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
Vom Netzwerk:
Blütenblättern.«
    Susanne sah erneut zum o Gott, doch ihr Blick ging durch ihn hindurch.
    »Das ist keine richtige Landschaft«, sagte sie.
    »Klingt doch alles ganz normal«, erwiderte Gallig. »Himmel. Bäume. Blumen. Tote Fische.«
    » Braune Baumstämme? Die meisten sind eher grau oder graugrün. Braune Baumstämme sieht man nur an einem Ort. Und an demselben Ort erstreckt sich der Himmel nur oben, ohne sich jemals dem Boden entgegenzuneigen.«
    Sie hob den Kopf. Am fernen Ende des Korridors gewährte ein hohes und sehr schmales Fenster Ausblick in den schwarzen Garten. Schwarze Sträucher, schwarzes Gras, schwarze Bäume. Fischskelette schwammen im schwarzen Wasser des Teichs, in dem schwarze Seerosen wuchsen.
    In gewissem Sinne gab es Farben, aber solche Farben bekam man, wenn man einen Strahl aus schwarzem Licht durch ein Prisma schickte. Andeutungen von verschiedenen Tönungen: hier und dort ein Schwarz, das in Wirklichkeit ein sehr dunkles Violett oder Mitternachtsblau sein mochte. Aber letztendlich lief es darauf hinaus, daß sich Schwärze unter einem schwarzen Himmel ausbreitete, denn dies war Tods Domäne, und das genügte als Erklärung.
    Tod hatte seine Gestalt von den Menschen bekommen, und zwar im Laufe von Jahrhunderten. Warum ein Skelett? Weil man Knochen mit dem Tod in Verbindung brachte. Eine Sense benutzte er deshalb, weil in der Landwirtschaft tätige Leute eine gute Metapher als solche erkennen können. Seine Heimat war düster und finster, weil es die menschliche Phantasie auf eine harte Probe stellte, ihn an einem netten Ort mit Blumen und dergleichen wohnen zu lassen.
    Individuen wie der Tod lebten in der menschlichen Vorstellungskraft, bekamen dort Form und Substanz. Es gab noch andere wie ihn…
    … doch er mochte die Regeln nicht. Er begann, sich für die Menschen zu interessieren. Susanne fragte sich, ob das ein eigener Gedanke war – oder eine Erinnerung an etwas, das erst noch geschehen mußte.
    Der o Gott folgte ihrem Blick.
    »Können wir Violett folgen?« fragte er. »Ich spreche von wir, weil… weil ich jetzt an dieser Sache beteiligt bin. Denn ich war zur falschen Zeit am falschen Ort.«
    »Sie lebt, was bedeutet, daß sie sterblich ist«, erwidert Susanne. »Und das wiederum bedeutet, daß ich sie finden kann.« Sie drehte sich um und schritt zum Ausgang der Bibliothek.
    »Wenn sie meint, daß der Himmel nur oben blau ist… Was befindet sich dann zwischen ihm und dem Horizont?« fragte der o Gott. Er mußte fast rennen, um mit Susanne Schritt zu halten.
    »Du mußt nicht mitkommen. Immerhin ist dies nicht dein Problem.«
    »Ja, mein Problem besteht darin, daß es mein Lebensinhalt ist, mich mies zu fühlen. Im Vergleich dazu stellt alles andere eine Verbesserung dar.«
    »Es könnte gefährlich werden. Ich glaube nicht, daß sich Violett aus freiem Willen an diesem Ort befindet. Was machst du, wenn es zu einem Kampf kommt?«
    »Ich könnte unseren Gegnern damit drohen, mich zu übergeben.«
     
    Der Schuppen stand in irgendeinem Vorort von Skrote. Skrote hatte so viele Vororte – ein kaputter Karren hier, ein toter Hund dort –, daß Reisende oft hindurchkamen, ohne zu merken, daß sie einen Ort passierten. Das Wort »Skrote« stand nur deshalb auf den Karten, weil den Kartenzeichnern große leere Flächen peinlich waren.
    Silvester kam nach den Aufregungen der Kohlernte, wenn’s ruhig wurde in Skrote und es noch eine ganze Weile bis zum Rosenkohlfest dauerte.
    In dem Schuppen stand ein eiserner Ofen mit einem Rohr, das durch das dicke Kohlblätterdach ragte.
    Stimmen hallten in dem Rohr wider.
    DAS IST WIRKLICH ZIEMLICH DUMM.
    »Ich glaube, die Tradition begann, als alle große Kamine mit breiten Schornsteinen hatten, Herr.« Diese Stimme klang, als käme sie von jemandem, der auf dem Dach stand und ins Ofenrohr rief.
    TATSÄCHLICH? ZUM GLÜCK IST ES HIER DRIN WENIGSTENS DUNKEL.
    Eine Zeitlang kratzte und klopfte es. Schließlich pochte es unten im Kanonenofen.
    MIST.
    »Was ist los, Herr?«
    DIE KLAPPE HAT AN DER INNENSEITE KEINEN GRIFF. DAS IST SEHR UNPRAKTISCH.
    Es klapperte, und dann knirschte etwas, als der Ofendeckel abgehoben und zur Seite geschoben wurde. Ein Arm streckte sich durch die Öffnung und tastete vorne am Ofen nach dem Griff.
    Die Hand spielte eine Zeitlang daran herum, aber ganz offensichtlich gehörte sie keiner Person, die wußte, wie man Dinge öffnete.
    Nach einer Weile verließ Tod den Ofen. Das Wie läßt sich kaum beschreiben, ohne diese

Weitere Kostenlose Bücher