Schweinsgalopp
Sommer herunterfahren.« Er hüstelte einmal mehr. »Honig als… äh… Brotaufstrich, meine ich.«
Er glaubte, unter den Blicken der Zauberer immer mehr zu schrumpfen.
Hex kam ihm zu Hilfe. Das Stundenglas sprang fort. Der Stift tauchte kurz ins Tintenfaß und schrieb dann:
+++ Ja. Glaube Schwappt Herum. Fokusverdichtung +++
»Das bedeutet, die Glaubenskraft verdichtet sich an neuen Aufmerksamkeitszentren, Erzkanzler«, erläuterte Ponder.
»Ich weiß, was es bedeutet«, erwiderte Ridcully. »Verdammt. Erinnert ihr euch daran, als wir hier jede Menge Lebenskraft hatten? Man konnte nicht einmal mehr der eigenen Hose trauen: Nun… der überschüssige Glaube schwappt also umher, herzlichen Dank, und die kleinen Biester nutzen das aus und kommen zurück? Die Hausgötter, meine ich?«
+++ Das Ist Möglich +++
»Na schön. Dann sag mir, woran die Leute plötzlich nicht mehr glauben.«
+++ Kein-Käse-mehr-Fehler +++ MELONE MELONE MELONE +++ System Reset +++
»Danke. Ein schlichtes ›Ich weiß nicht‹ hätte genügt«, sagte Ridcully und lehnte sich zurück.
»Einer der Hauptgötter?« vermutete der Professor für unbestimmte Studien.
»Ha, wir würden es sofort merken, wenn einer von den Burschen verschwände.«
»Es ist Silvester«, sagte der Dekan. »Es heißt, der Schneevater zieht umher.«
»Glaubst du an ihn?« fragte Ridcully.
»Nun, er existiert in erster Linie für Kinder, nicht wahr?« erwiderte der Dekan. » Sie glauben bestimmt alle an ihn. Ich war davon überzeugt, daß es ihn gibt. Als kleiner Junge hängte ich am Silvesterabend immer einen Kopfkissenbezug an den Kamin…«
»Einen Kopfkissenbezug?« wiederholte der Oberste Hirte scharf.
»Nun, in einem Strumpf ist nicht viel Platz, oder?« ließ sich der Dekan vernehmen.
»Ja, aber ein Kopfkissenbezug ?« beharrte der Oberste Hirte.
»Warum denn nicht?«
»Kommen darin nicht Habgier und Egoismus zum Ausdruck?« fragte der Oberste Hirte. »In meiner Familie wurden nur kleine Socken aufgehängt. Ein Marzipanferkel, ein Spielzeugsoldat, zwei Orangen, und damit hatte es sich. Kein Wunder, daß Leute mit Kopfkissenbezügen den Markt monopolisierten.«
»Hört endlich auf, Unsinn zu brabbeln«, warf Ridcully ein. »Es muß eine einfache Möglichkeit geben, Gewißheit zu erlangen. Wie stellt man fest, ob der Schneevater existiert?«
»Es gibt deutliche Indizien«, sagte der Dekan. »Leergetrunkene Sherrygläser, rußige Fußspuren auf dem Teppich, Kufenabdrücke eines Schlittens auf dem Dach und der Kopfkissenbezug voller Geschenke.«
»Ha, Kopfkissenbezug «, brummte der Oberste Hirte. »Ha. Ich schätze, deine Familie gehörte zur hochnäsigen Sorte, die ihre Geschenke erst nach dem traditionellen Silvesteressen öffnete, wie? Und bestimmt stand auch ein prächtig geschmückter Silvesterbaum im Flur.«
»Vielleicht sollten wir…«, begann Ridcully, aber es war bereits zu spät.
»Natürlich haben wir bis nach dem Essen gewartet«, entgegnete der Dekan.
»Ich habe mich damals immer sehr über Leute mit großen, prahlerischen Silvesterbäumen geärgert«, sagte der Oberste Hirte. »Ich wette, ihr hattet auch einen dieser protzigen Nußknacker, die wie eine große Daumenschraube aussehen. Andere Leute mußten sich mit dem Kohlenhammer aus dem Schuppen begnügen. Und aßen ganz normal zu Mittag, anstatt abends haufenweise Piekfeines auf den Tisch zu bringen.«
»Ich kann nichts dafür, daß meine Familie Geld hatte«, sagte der Dekan. Es wäre ihm vermutlich gelungen, die Dinge damit ein wenig zu entschärfen, wenn er nicht noch hinzugefügt hätte: »Und Niveau.«
»Und Kopfkissenbezüge?« rief der Oberste Hirte. Er sprang wütend auf und ab. »Außerdem habt ihr eure Stechpalmenzweige bestimmt gekauft .«
Der Dekan wölbte die Brauen. »Natürlich! Wir schlichen nicht durch die Landschaft, um sie aus den Hecken anderer Leute zu schneiden«, erwiderte er scharf.
»Es gehört dazu! Dadurch macht alles noch viel mehr Spaß!«
»Indem man Silvester mit gestohlenen Stechpalmenzweigen feiert?«
Ridcully hielt sich die Hand vor die Augen.
Man sprach in diesem Zusammenhang vom »Hüttenfieber«. Wenn Menschen im Verlauf von endlosen dunklen Wintern zuviel Zeit auf zu engem Raum verbrachten, gingen sie sich früher oder später auf die Nerven. Doch wenn man seine Zeit in einer Universität verbrachte, die mehr als fünftausend bekannte Räume hatte, eine gewaltige Bibliothek, die besten Küchen in der Stadt, eine eigene Brauerei, eine
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