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Schweinsgalopp

Schweinsgalopp

Titel: Schweinsgalopp Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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lustig, oder?« fragte Ridcully vorsichtig.
    Die Zauberer drehten den Kopf, sahen ihn an und wandten sich dann wieder ab.
    »Wenn man den Humor eines Kleiderbügels aus Draht hat«, sagte der Oberste Hirte.
    »Meine Güte«, erwiderte Ridcully. »Wenn ihr so lange Gesichter zieht… Vielleicht gibt es gar keinen Schneevater. Er gehört nicht zu den Leuten, die soviel Verdrießlichkeit zulassen.«
    »Er ist doch nur ein alter Wintergott«, sagte der Oberste Hirte müde. »Verwechselst du ihn vielleicht mit der Fröhlichkeitsfee?«
    Der Dozent für neue Runen hob das Kinn von seinen Händen. »Fröhlichkeitsfee?« wiederholte er verwirrt.
    »Oh, davon sprach meine Oma, wenn es nachmittags regnete und wir ihr auf die Nerven gingen«, erklärte der Oberste Hirte. »Sie sagte: ›Ich rufe die Fröhlichkeitsfee, wenn ihr nicht…‹« Er unterbrach sich schuldbewußt.
    Der Erzkanzler wölbte die Hand hinterm Ohr. Das verbale Äquivalent dieser Geste lautete: »Was habe ich da gerade gehört?«
    »Es hat geklimpert«, sagte er. »Besten Dank, Oberster Hirte.«
    »O nein«, erwiderte der Hirte. »Nein, nein, nein.«
    Sie lauschten einige Sekunden.
    »Vielleicht ist diesmal nichts passiert«, vermutete Ponder. » Ich habe nichts gehört…«
    »Ja, aber man kann sie sich gut vorstellen, nicht wahr?« fragte der Dekan. »Als sie erwähnt wurde, hatte ich sofort ein Bild von ihr im Kopf. Vermutlich kennt sie Hunderte von Wortspielen. Oder sie fordert uns auf, nach draußen zu gehen, wegen der Gesundheit und so.«
    Die Zauberer schauderten. Sie waren nicht prinzipiell gegen das Draußen, lehnten jedoch für sich selbst einen Platz darin ab.
    »Das mit der Fröhlichkeit hat mich immer bedrückt«, sagte der Dekan.
    »Nun, wenn hier jemand erscheint, der glaubt, unbedingt Fröhlichkeit verbreiten zu müssen…« Der Oberste Hirte verschränkte trotzig die Arme. »Ich lasse mir das nicht gefallen. Ich bin mit Ungeheuern, Trollen und großen grünen Dingen mit Zähnen fertig geworden. Ich sehe nicht ein, warum…«
    »Hallo! Hallo!!«
    Es war jene Art von Stimme, die Kindern geeignete Geschichten vorliest. Jeder Vokal war makellos gerundet. Und man konnte die zusätzlichen Ausrufezeichen hören, geschaffen von einer Art an Verzweiflung grenzenden Ausgelassenheit.
    Die Zauberer drehten sich um.
    Die Fröhlichkeitsfee war klein und dick, trug einen Tweedrock und Schuhe, die alle bisher aufgestellten Rekorde an Ordentlichkeit brachen. Sie ähnelte der ersten Lehrerin, mit der man es in der Schule zu tun bekommt und die mit Fällen nervöser Inkontinenz ebensogut umzugehen weiß wie mit kleinen Jungen, deren Beitrag zur wundervollen Welt des Teilens darin besteht, kleinen Mädchen immer wieder ein Holzpferd auf den Kopf zu schlagen. Dieser Eindruck wurde verstärkt von der Pfeife, die an einer Schnur um ihren Hals hing, und dem Gefühl, daß die Frau praktisch jeden Augenblick in die Hände klatschen konnte.
    Die winzigen, hauchdünnen Flügel auf ihrem Rücken waren vermutlich nur Schau, doch das Etwas auf ihrer Schulter…
    »Hallo…«, sagte die Fröhlichkeitsfee noch einmal, diesmal etwas unsicherer. Sie bedachte die Zauberer mit einem mißtrauischen Blick. »Ihr seid ziemlich große Jungs«, sagte sie, als käme reine Boshaftigkeit als Grund dafür in Frage. Sie blinzelte. »Ich bin gekommen, um den Kummer zu vertreiben«, sagte sie, als zitierte sie aus einem vor langer Zeit auswendig gelernten Text. Unmittelbar darauf erlangte sie zumindest einen Teil ihrer Fassung wieder und fügte hinzu: »Kopf hoch, ihr alle, und laßt uns nur noch strahlende Mienen sehen!!«
    Sie begegnete dem Blick des Obersten Hirten, der wahrscheinlich in seinem ganzen Leben nie eine strahlende Miene gehabt hatte. Er war auf mürrische, griesgrämige Mienen spezialisiert, und mit der derzeitigen Version hätte er einen Preis gewinnen können.
    »Entschuldige bitte, Verehrteste«, sagte Ridcully. »Aber sitzt da zufälligerweise ein Huhn auf deiner Schulter?«
    »Es ist… äh… es ist… äh… es ist der blaue Vogel der Fröhlichkeit«, sagte die Fröhlichkeitsfee. Ein Zittern in ihrer Stimme wies auf folgendes hin: Sie glaubte nicht an das, was sie gerade gesagt hatte, aber sie hielt trotzdem an ihrer Behauptung fest, in der Hoffnung, daß sie dadurch wahr wurde.
    »Bitte um Verzeihung, aber ich bin ziemlich sicher, daß es ein Huhn ist«, meinte Ridcully. »Außerdem hat es gerade gegackert.«
    »Es ist blau«, erwiderte die Fröhlichkeitsfee und

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