Schweinskopf al dente - Falk, R: Schweinskopf al dente
sagt die Oma, wie sie mir mein Bier hinstellt.
Ich nicke.
|117| »Gut, dass ich noch eine Extraportion für dich aufgehoben hab«, sagt sie weiter und schlurft rüber zum Herd. Dann kommt sie mit der Bratreine zurück. Der Ludwig sendet mitleidige Blicke zu mir rauf.
»Da schau her, Bub«, sagt die Oma und häuft mir ein weiteres Fleisch auf den Teller. Unter Einsatz ihres Lebens hätte sie es vor dem Papa und dem Leopold bewahrt, sagt sie und schlenzt mir die Wange. Was will man dagegen machen? Essen halt.
Nach der Mahlzeit ist es mir erwartungsgemäß schlecht, und so geh ich gleich mal mit dem Ludwig meine Runde. Wir gehen auch beim Flötzinger vorbei. Mal schauen, ob er schon wieder daheim schlafen darf.
Er darf. Zumindest macht er mir die Tür auf. Er trägt einen grün-blauen Jogginganzug und ist barfuß, dafür aber frisch rasiert.
»Na, hat dich die Mary wieder aufgenommen mit all deinen Abarten?«, frag ich und muss grinsen.
Er grinst auch.
»Nein, hat sie nicht. Aber zum Glück ist sie jetzt erst mal mit den Kindern in die Osterferien nach England gefahren. Die Schwiegereltern besuchen, wie immer«, sagt der Heizungs-Pfuscher und lehnt sich an den Türstock. Weil ich, seit ich denken kann, eine Katzenallergie hab und der Flötzinger zwei widerliche Perserkaten besitzt, ist an ein gemütliches Bier im Innenleben des Hauses erst gar nicht zu denken. Deshalb verabreden wir uns für später beim Wolfi.
»Ich hab mit dem Moratschek telefoniert«, sagt der Papa grad wie ich heimkomm. Er sitzt auf der Couch und starrt vor sich hin ins Leere.
»Wenn du mit ihm telefoniert hast, kann er ja nicht gestorben |118| sein. Warum also die Trauermiene?«, sag ich und setze mich zu ihm. Eigentlich mag ich jetzt gar nicht viel reden. Würd mich viel lieber noch ein bisserl aufs Kanapee hauen, bevor’s danach zum Wolfi geht. Vermutlich wird es wieder ziemlich spät heut Nacht. Und gestern war ja auch nicht viel Schlaf drin. Aber gut.
»Er hat gefragt, warum du ihn nicht mehr bewachst«, sagt er weiter.
»Ja, bin ich vielleicht dem Moratschek sein Kindermädchen? Außerdem ist der Küstner eh schon über alle Berge.«
Der Papa schaut mich an. Entdecke ich da so was wie ein Tränlein in seinen Augenwinkeln?
»Musst du jetzt flennen, oder was?«, frag ich.
»Arschloch«, sagt der Papa.
Ja, dann eben nicht. Wenn er mir so kommt, mag ich schon gleich gar nicht.
Später beim Wolfi ist dann nicht nur der Flötzinger da und gut gelaunt, sondern auch der Simmerl. So sitzen wir drei also am Tresen und bestellen erst einmal Bier.
Wunderbar.
Der Flötzinger sagt, er freut sich auf den geselligen Abend, den er lange nicht mehr hatte. Und, dass er schon geglaubt hat, niemand kann ihn mehr leiden. Dann erzählt er uns von dem großartigen Erlebnis eines Vollbads nach den furchtbaren Tagen in seiner Firma. Das kann man gut verstehen. Wenn man sich selber nicht mehr riechen kann, wie sollen’s dann andere können?
Der Simmerl sagt, seine Gisela trifft sich heut Abend mit ein paar Weibern. Weil sie in den Ferien noch schnell mal ein paar Tage Urlaub machen wollen. Weil halt jetzt die karge Fastenzeit ihr Ende gefunden hat, und die arme Gisela nicht mehr für hundert ausgehungerte Männer kochen |119| muss. Drum braucht sie nach dem ganzen Stress erst einmal dringend eine Erholung und will weg. Voraussichtlich nach Griechenland.
»Einen Ouzo für meine guten Freunde«, bestellt der Metzger dann und lacht.
Einen Ouzo hat der Wolfi aber nicht. Dafür hat er einen Jägermeister. Und weil der seine Pflicht genauso prima erfüllt, trinken wir den.
Ein bisschen später kommt der Papa rein. Er ist immer noch beleidigt wegen vorhin, und deshalb begrüßt er alle außer mich. Der Simmerl und der Papa ziehen sich gleich an einen der Tische zurück, weil sie es immer so machen. Vermutlich reden sie über Sauen. Zumindest ist das der einzige gemeinsame Nenner, der mir bekannt ist. Der Flötzinger bestellt noch einmal Jägermeister, weil’s heute grad so schön ist.
Dann geht die Tür auf, und die Beischl-Brüder betreten gemeinsam das Lokal. Hinter ihnen her schwankt schwer die dazugehörige Frau. Sie geht zielstrebig auf den Flötzinger zu und greift ihm an die Eier.
Die Brüder bestellen drei Bier und drei Schnaps und setzen sich an den Nachbartisch vom Papa.
Dem Flötzinger bricht der Schweiß aus. Und bevor er sich entscheiden kann, ob er sich der Situation wegen erregen oder aufregen soll, komm ich ihm zu
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